Falle 1: Wenn ich ein Kind bekomme und nach Ausbildung oder Uni oder Job noch komplett kopfgesteuert bin, vergesse ich völlig, dass es so etwas wie Intuition gibt. Gemeint ist, das nur mir eigene Gespür für mein Kind.
Ausweg: Es spricht nichts dagegen, sich einen Masterplan für das Leben mit Kind zu machen, Ratgeber zu kaufen, Blogs zu lesen oder sich mit Freundinnen auszutauschen, aber Mama und Papa sollten auch innehalten, sich Zeit nehmen, sich ihr Kind genau anschauen, in sich hineinhorchen und spüren: ich bin der Experte für mein Kind und ich sehe jetzt ganz klar, was ich in dieser oder jener Situation tun muss und niemand sonst.

Falle 2: Das Kind ist schon eine Weile auf der Welt und ich kultiviere die Angst, es könnte Eigenschaften in sich tragen oder übernehmen, die mich in der Familie des Partners stören. („Ich will auf keinen Fall, dass Emil so ein Pascha wird wie dein Vater und deshalb lasse ich ihn lieber nicht zu deinen Eltern!“) („Bei deinen Eltern bekommt Mia immer Süßigkeiten, deshalb gebe ich sie lieber nur zu meiner Mama.“)
Ausweg: Sich klar machen, dass Kinder sich sehr viel stärker an ihren Eltern orientieren als an Großeltern, Tanten oder anderen Leuten, bei denen sie nur gelegentlich sind.
Alles, was ein „no go“ ist,  jedoch klar ansprechen: „Einen Klaps gibt es bei uns nicht und bei euch auch nicht.“
Ansonsten genießen, dass das Kind eine große Familie hat und eine bunte Mischung an Menschen und Lebensstilen kennenlernt.

Falle 3: Zulassen, dass die Partnerschaft zunehmend in den Hintergrund tritt und dass man nur noch um das Kind und seine Bedürfnisse kreist.
Ausweg: Sich frühzeitig um ein Netzwerk der Unterstützung (Babysitter, Freundin, Verwandte …) kümmern und Alleinzeit mit dem Partner mindestens so wichtig nehmen wie die U-Untersuchungen des Kindes. Schon Babys spüren, ob es eine liebevolle Nähe zwischen Mama und Papa gibt und profitieren sehr davon.

Falle 4: Arbeit unterschiedlich zu bewerten, zu glauben, Arbeit außerhalb des Hauses sei mehr wert als Arbeit innerhalb der Familie, Sätze zu sagen wie „ich bin nur Mami“ oder „ich arbeite nur Teilzeit“. Sich blind dem gesellschaftlichen Konsens unterwerfen, der das Leben undurchlässig zwei-teilt in Arbeits- und Familienwelt, in geschäftlich und privat, und für Kinder und alte Menschen Reservate anlegt.
Ausweg: Sich die eigenen Werte bewusst machen und dazu stehen, die Arbeit zu tun, die einen erfüllt und die sich je nach Lebensphase verändern kann.

Falle 5: Die Angst zu entwickeln, das eigene Kind könne einem entgleiten, es könne so frech werden wie der Nachbarjunge, werde die Schule nicht schaffen, Drogen nehmen, sich einem nicht mehr anvertrauen … und aus dieser Angst heraus dem Kind vorauseilend nicht mehr vertrauen, streng, lieblos und ungerecht werden.
Ausweg: Die Mahner und Schwarzseher ignorieren, Nähe und Interesse in die Kinder investieren, schöne Zeiten miteinander erschaffen, Versprechen einhalten, ehrlich miteinander sein und eine größere Vision vom Kind haben, als es selber hat. Nichts lässt es mehr wachsen als das.

Falle 6: An die Theorie von der „Quality-Time“ glauben, viel zu wenig Zeit für das Kind haben und in diese wenige Zeit ein überdrehtes Bespaßungsprogramm zu stopfen.
Ausweg: Natürlich sollte man seiner Arbeit und seinen Interessen nachgehen können, aber wenn man ein Kind in Filofax-Einheiten großzieht, verpasst man so viel. Der von mir sehr geschätzte Kolumnist Harald Martenstein schreibt dazu: „Quality Time ist die Umschreibung eines Selbstbetrugs. In Wahrheit hängt die Qualität dieser Beziehung, der Beziehung zum Kind, ziemlich stark von der Zeitmenge ab, die man dafür hergibt. Auch die Zeit, in der nichts Großartiges passiert, ist von Bedeutung. Man ist einfach nur da, das ist auch gut.“
Eine Lebensphase reservieren, in der die Kinder Vorrang haben, und an einer Gesellschaft mitwirken, in der Menschen im Laufe ihres Lebens verschiedene Berufe ausüben können.
Ups, jetzt wird es politisch. Da höre ich lieber auf.

Immer die Fallen vermeiden und fröhlich in Urlaub fahren!

Eure Uta
PS: Den Familienkalender 2017 von Sabine Frielinghaus und mir hat Susi gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!
Bitte maile mir schnell deine Adresse, dann geht das schöne Stück umgehend in die Post!

  • So wahr! Danke! Zu all diesen Erkenntnissen sind wir durch und mit unseren Kindern auch gekommen, fühlen uns aber manchmal wie Außerirdische, wenn wir nicht am SchnellerHöherWeiter teilnehmen.
    Und das schreibe ich, während ich Deinen Blog auf dem Boden liegend lese und der Elfenjunge mit dem IPad auf meinem Rücken sitzt u bei der MausApp schaut, wie man Nutella macht, das wir endlich essen wollen, aber die Restfamilie einfach nicht aus ihren Betten kommt….
    Danke für die Erinnerung, wo der gute Weg ist und ein schönes Wochenende. die Handekinder….

  • Zu Falle 4: Wenn ich von meinem Teilzeit-Arbeitsplatz nach Hause gehe und mir jemand „schönen Feierabend“ wünscht, antworte ich: „Schön wär’s. Ich gehe jetzt zu meinem unbezahlten Zweitjob.“ (Fragender Blick des Kollegen) „Ja, heute stehen vier Maschinen Wäsche an, Kindertaxi, Raubtierfütterung und Elternabend.“
    Hilft meistens.

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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