Endlich kein Stress mehr mit Schulaufgaben 

 12/10/2020

Austausch mit einer Coaching-Kollegin, die ihre Töchter nicht mehr zum Lernen nötigen will

Seit heute studiert Prinzessin (19) in Lübeck. Jetzt sind unsere beiden Kinder wirklich aus dem Haus. Und ich könnte über die Herbstdüngung des Rasens oder die richtige Fütterung der nierenkranken Katze schreiben. Aber kaum bin ich dabei, meinen Blog in den verdienten Ruhestand zu schicken und nur noch meine Bücher zu signieren, kommt wieder ein spannendes Thema um die Ecke und ich blogge weiter.

Meine Kollegin aus der Coaching-Ausbildung, Mechelke, fragte mich, ob ich nicht das Thema 'Hausaufgaben' aufgreifen könnte. Zwischen ihr und ihrer älteren Tochter (9) gebe es häufig Streit darüber. 

Foto von Andrea Piacquadio von Pexels

Mechelke schreibt: „Ich starte gerade in unserer Klasse 3a eine kleine Revolution, indem ich andere Eltern um mich schare, deren Kinder unter den Hausaufgaben leiden und mit ihnen zusammen hoffentlich die Lehrer dazu bringen kann, diesen empirisch belegten Mist zu verbannen. Ich habe gerade das Gefühl, ich muss meine Tochter und unsere Beziehung schützen. Und probiere jetzt einfach mal, wie das so geht. Jedenfalls dachte ich, dass du vielleicht nach einem Thema suchst, was so normal wie unnatürlich ist, gefühlt alle Eltern von Schulkindern betrifft und eigentlich doch so einfach abzuschaffen wäre. 

"Was könnte man doch alles mit dieser Energie anfangen, die da an immer wiederkehrenden Nachmittagen an Küchentischen in Deutschland verpufft oder sich negativ entlädt?"

Mechelke, Erzieherin mit Bachelor in Frühpädagogik und Mama von zwei Töchtern, neun und sechs Jahre alt.

Mechi und ich werden uns zu dem Thema austauschen. Und ich bin sicher, es entsteht eine kleine Serie, die ihr mit großem Gewinn lesen werdet. Denn die Mama aus Bremen hat den gleichen Coaching-Hintergrund wie ich, so dass wir nicht nur ein paar Tipps zum Thema Hausaufgaben zusammenbringen, sondern in der Tiefe ergründen werden: Warum verkämpfen wir uns mit unseren Kindern beim gemeinsamen Lernen? Was bringt mich als Mama oder Papa auf die Palme? Worum geht es eigentlich im Kern? Warum verliere ich so schnell die Geduld? Wie kann ich mein Kind zu schulischem Einsatz motivieren? Sollten wir uns dafür stark machen, Hausaufgaben abzuschaffen? Oder erfahren sie in Corona-Zeiten eine neue Bewertung? 

Alle, die uns bei diesem Thema mit ihren Fragen und Erfahrungen unterstützen, haben die Chance - Trommelwirbel - mein neues Buch zu gewinnen. Ihr nehmt an der Verlosung teil, wenn ihr bis kommenden Donnerstag, 15. Oktober, 12 Uhr, in einem Kommentar schreibt, welche Erfahrungen ihr mit der Hausaufgaben-Hilfe macht. Geben Lehrerinnen und Lehrer überhaupt noch Hausaufgaben auf? Oder wurde das Üben in den Nachmittag der Ganztagsschule verlegt? Gibt es seit Corona eine Rückentwicklung zu wieder mehr Hausaufgaben? Und wenn ja, wie kommt ihr damit klar? Welche ist eure dringendste Frage zu dem Thema an uns? 

Auch in meinem neuen Buch gibt es ein Kapitel zum Thema "Schule": 


Und du, liebe Mechi, schreibst du mir in der nächsten Mail, wie die Kämpfe um die Hausaufgaben bei euch ablaufen und warum du in der Klasse deiner Tochter diese Initiative gegen Hausaufgaben gestartet hast?

Immer fröhlich berichten, was schulisch gerade bei euch läuft, und in den Lostopf hüpfen,

Eure Uta 

PS: Dieser Beitrag ist wie immer unbezahlt, dennoch gilt er als Werbung.

  • Liebe Uta,
    oh ja, das ist ein Thema, das mich in zweierlei Hinsicht betrifft.
    Zum Einen bin ich selbst Lehrerin (am Gymnasium) und gebe seeeehr gerne Hausaufgaben auf… weil im Unterricht gefühlt immer die Zeit zum Üben fehlt, weil meiner Meinung nach jedes Kind auch die Chance braucht, um im eigenen Tempo zu lernen und weil ich auch möchte, dass die Kinder vorbereitet in den Unterricht kommen – für Wiederholung ist gefühlt auch nie genug Zeit da…
    Zum Anderen ist meine große Tochter ebenfalls in der dritten Klasse und ich muss schon manchmal schlucken, wenn ich sehe, was sie jeden Nachmittag zu erledigen hat – alles machbar, aber in der Summe schon viel. Ich habe schon das Gefühl, dass es mehr als in der zweiten Klasse ist – liegt das vielleicht auch an den Inhalten, die im letzten Jahr nicht geschafft wurden und jetzt „durchgepeitscht“ werden müssen?
    Zu Corona-Lockdown-Zeiten haben wir zu Hause wahre Dramen wegen der Aufgaben erlebt und ich habe mich oft gefragt, warum ich die Geduld, die ich in der Schule mit den Schüler*innen aufbringe, nicht ebenso für meine Tochter habe. Manchmal waren wir so weit hinterher, dass wir einzelne Wochenpläne komplett übersprungen haben – was alles nichts geschadet hat… 😉
    Seit meine Tochter wieder normal Unterricht hat, fällt es ihr viel leichter, ihre Hausaufgaben als „ihren Job“ anzusehen, dennoch gibt es immer wieder Diskussionen, sodass ich Mechelkes Überlegungen gut nachvollziehen kann. Mir gefällt vor allem die Idee der Energie, die an den Küchentischen verpufft!
    Mich interessiert vor allem die Frage, wie man die Motivation aufrechterhalten kann – ohne Druck auszuüben und Belohnungssysteme einzuführen.
    Am Ende weiß ich selbst schon, dass klare Zeiten und Absprachen, Ruhe um das Kind und in mir sowie ein aufgeräumter Arbeitsplatz sicher von Vorteil sind, dennoch fällt es mir schwer, das alles im Alltag umzusetzen. Da wären ein paar Listen à la Uta mit fröhlichen Tipps zur Energieverpuffungsvermeidung sicher hilfreich! 🙂
    Und über das Buch würde ich mich auch sehr freuen (ganz in der Hoffnung, dass der Blog keinesfalls in den Ruhestand geht…)!
    Liebe Grüße
    Charlotte

    • Liebe Charlotte, ganz herzlichen Dank für deinen Beitrag aus Sicht einer Lehrerin und Mutter! Das finde ich sehr wertvoll, wenn man beide Standpunkte einnehmen kann. Mir hat dein Argument gut gefallen, dass „jedes Kind auch die Chance braucht, um im eigenen Tempo zu lernen“. Und eine Liste „à la Uta mit fröhlichen Tipps zur Energieverpuffungsvermeidung“ wird es auf jeden Fall geben. Viele Grüße und danke auch für die Blog-Anerkennung! Uta

  • Liebe Uta
    Hausaufgaben sind bei unserem Sohn (7-jährig, 2. Klasse) kein negativ behaftetes Thema. Er erledigt sie selbstständig als erstes, wenn er nach Hause kommt oder teilweise sogar noch in der Schule. Ab und zu frage ich nach, daneben sitzen muss ich allerdings nicht. Er weiss, dass es in seiner Verantwortung liegt und ist pflichtbewusst. Uns Eltern würde es allerdings auch nicht stressen, wenn sie vergessen gehen würden. In der Schule haben die Hausaufgaben keinen grossen Stellenwert und es sind auch nur max. 10min pro Schultag. Während dem Fernunterricht zur Coronazeit benötigte es hingegen mehr Energie, und er erledigte die Aufgaben nicht selbstständig, sondern nur mit mir an der Seite. Gegen das Ende brauchte es auch viel Motivation für das Erledigen. Der Umfang war grösser und er war das einzige Kind im ganzen Haus mit Schulpflicht und Fernunterricht. Spielen mit den anderen Kinder stand da höher im Kurs. Liebe Grüsse, Tina

    • Liebe Tina, danke, dass du differenzierst zwischen Schulaufgaben vor und während der Corona-Zeit. Zehn Minuten scheinen mir in dem Alter ein gutes Maß zu sein. Ja, und es spielt darüber hinaus eine große Rolle, ob wir Eltern das Thema „negativ behaften“. Bei mir war es definitiv so. Weil unser Kronprinz einen schlechten Schulstart hatte und wir ihn auf eine andere Schule gegeben haben, dachte ich, ich müsste den Stress am Anfang mit einer „Er-soll-einfach-nur-Spielen“-Haltung ausgleichen. Das hat uns – so sehe ich es heute – auch bei den kleinsten Herausforderungen des Lernens große Kämpfe beschert, die mehr Spielzeit beschnitten haben, als die Schulaufgaben selbst. LG Uta

  • Meine Tochter ist gerade erst in die erste Klasse gestartet. Die Lehrerin gibt immer nur ein Fach als Hausaufgaben auf. 3 Zeilen Zahlen oder Buchstaben schreiben. Mehr nicht. Das machen sie in der Schule direkt nach dem Mittagessen oder eben zu Hause.
    Meine Tochter ist sehr strebsam. Es funktioniert bei uns sehr gut. Ich habe mich aber auch noch nie dazu gesetzt. Sie macht es in der Küche an ihrem Maltisch, während ich das Essen richte.
    Ich bräuchte keine Hausaufgaben, bin mit der Lösung aber sehr zufrieden. Ich habe allerdings schon von Eltern in unserer Schule gehört, denen das viel zu wenig ist. Das ist für mich unverständlich.
    Definitiv ein spannendes Thema!

    • Liebe Katharina, ich bin froh, dass du den Tisch in der Küche ins Gespräch bringst. Gestern habe ich bei einem Hirnforscher die Empfehlung gelesen, für Hausaufgaben unbedingt einen eigenen Arbeitsplatz einzurichten. Das ist eine typische Elfenbeinturm-Weisheit. Bei uns haben die Kinder bis in die Oberstufe hinein am Küchentisch gelernt. Ich halte einen ausreichend großen, stabilen Tisch im Zentrum der Familie für das wichtigste Möbelstück überhaupt. Jeder kann seiner Arbeit nachgehen, man tankt Nähe und schnuppert Essen und es ist so gemütlich. Und klar kann es sein, dass in großen Familien und bei einer anspruchsvollen Gedichtanalyse die Kinder auch die Möglichkeit brauchen, sich irgendwohin zurück zu ziehen. Danke fürs Schreiben! LG Uta

  • Meine Erfahrung mit meinen Schulkindern (aktuell Grundschule und Unterstufe Gymnasium) ist, dass Hausaufgaben definitiv wichtig sind, um den Stoff zu festigen. Und ja, wir haben auch Stress mit den Hausis. Meine Kinder sind zwar grundsätzlich fit, aber doch irgendwie so, dass sie in der Schule nicht alles erfassen und mitkriegen und verstehen und auch nicht direkt erkennen, was wichtig ist. Bock auf Hausis haben sie selten.
    Die meisten Schulen sind mittlerweile so heterogen, vor allem in den Städten, dass sie vieles gar nicht leisten können. Und obwohl wir gute Hortplätze für unsere Kinder hatten/haben, könnte man sich nie wirklich drauf verlassen, dass Hausis (vernünftig) gemacht wurden, weil vergessen, Personalausfall, Betriebsausflug, Kind hat sich geweigert etc. Irgendwas ist fast immer.
    Für mich gehören Hausis dazu und auch wenn es mich manchmal tierisch nervt und es Zoff gibt, halte ich sie für wichtig. Sie wie die Schulen heute laufen (und das Niveau sinkt stetig) ist aus meiner Sicht an eine Abschaffung der Hausis nicht zu denken. Individuellere Hausaufgaben wären möglicherweise eine Lösung.
    VG Anni

    • Liebe Anni, in deinem Kommentar schwingt mit, dass auch die Qualität der Hausaufgaben („individuellere HG“) eine Rolle spielt. Davon bin ich überzeugt. Ich glaube, dass „Hausis“ viel bringen können, wenn sie danach für den Unterricht von den Schülern als wertvoll erlebt werden. Solche HG zu stellen und danach Raum im Unterricht dafür zu schaffen, bedeutet viel Arbeit für die Lehrer. Ich weiß nicht, ob sie die im Moment leisten können bei all den Anforderungen, die gerade an ihnen zerren. Danke für deinen Beitrag und herzliche Grüße, Uta

      • Hallo Uta,
        meine Tochter ist gerade erst in die Schule gekommen, aber auch wir hatten leider schon Tränen wegen Hausaufgaben. Das hat mich ehrlich gesagt total unvorbereitet getroffen. Ich bin davon ausgegangen, dass meine Tochter diese ohne Probleme erledigt. Leider ist es nicht der Fall. Sie sieht nicht ein, warum sie die einzelnen Buchstaben und Zahlen so oft schreiben und wiederholen muss, obwohl sie diese kann. Es wird bei uns jeder Buchstabe eine ganze Woche lang geübt. Das ist dann einfach sehr langweilig für sie und sie fängt an zu schmieren. Wenn ich dann den Radierer zur Hand nehme, fließen Tränen. Die Hausaufgaben könnten in zehn Minuten erledigt sein, aber so zieht es sich und wir haben beide schlechte Laune. Ich freue mich also schon sehr auf deine Artikel, wie ich Leichtigkeit in die Hausaufgaben bekommen kann und über dein Buch würde ich mich natürlich auch sehr freuen.
        Liebe Grüße Janina

        • Liebe Janina, danke für deinen kleinen Bericht! Ich würde nicht radieren. Dann sieht die Lehrerin an den Buchstaben am Anfang, dass deine Tochter die Schwünge kann und dass das Schmieren ein Zeichen dafür ist, dass so viele Wiederholungen nicht sinnvoll sind. Vielleicht kannst du der Lehrerin auch mal berichten, wie es euch mit diesem Buchstabeneinerlei geht. Dann kann sie sich etwas Abwechslungsreicheres ausdenken oder ganz davon absehen. Du könntest auch deine Tochter – statt sie endlos den einen Buchstaben schreiben zu lassen – einen ganz kurzen einfachen Brief abschreiben lassen, den sie der Lehrerin mit in die Schule nimmt. Dann erfährt das Kind direkt den Sinn von Schreiben: Kommunikation und – im besten Fall – Änderung einer Situation. LG Uta

  • Hallo Uta,
    mit einem legasthenen Kind ist das nochmal eine besondere Herausforderung. Irgendwann ging es nicht mehr ohne externe Hilfe. Das jüngere Kind hat nun jahrelang „studiert“, dass Hausaufgaben ein riesen Theater sind – und nun ist es so, kurz bevor es fertig wird, fällt ihm etwas ein, um doch noch zu einem Drama zu kommen. Das große Kind muss nun leider, um einen Nachteilsausgleich zu begkommen (15min mehr Zeit – leider wenig sinnvoll), eine LRS-AG besuchen und muss – nach Verhandlungen, da es ja schon 2x die Woche Förderung bekommt – „nur“ 3x die Woche extra Diktataufgaben machen: „Funfact“: Das geht gar nicht ohne die Eltern, denn die müssen ja diktieren und korrigieren, bleiben also weiter dafür verantwortlich, dass ihm sein Anderssein(aus schulischer Sicht: Difizite) jeden Tag neu bestätigt wird.
    Grundsätzlich finde ich es aber besser, die Kinder machen zu Hause ein paar Aufgaben, als dass sie den ganzen Tag in der Schule sind. Denn so können sie besser darauf achten, wann sie Pause brauchen. Solche Dinge, die eine höhere Frequenz an kurzen Wiederholungen brauchen, wie Vokalbeln lernen, lesen, schreiben, einüben, finde ich schon ok. Aber wenn es am Gymnasium 1h-Fächer gibt, dann wird einfach viel Stofferarbeitung in die Hausaufgaben verlegt, um das auszugleichen. Methodische Kompetenzen werden nicht erarbeitet (wie mache ich und was ist die Basis von Diagrammarten, Herbarium, Plakaten etc.) sondern den Schüler*innen überlassen – bzw. den Eltern…

  • Liebe Uta,
    ich bin gerade erst 1.Klassen-Mama geworden. Es gibt täglich Hausaufgaben auf, diese werden nach dem Mittagessen am Schreibtisch im Zimmer gemacht. Mein Kind zeigt sie nicht und hat auch (noch) keine Fragen. Mit zwei weiteren Geschwisterkindern kann ich da auch wenig machen. Mein Kind macht die Aufgaben, weil es die Lehrerin sagt. Wenn ich mir die Hefte angucke, zuckt es mich schon innerlich, wie die aussehen, aber dann möchte ein anderes Kind von mir etwas und ich habe es vergessen. Ich finde es wichtig, der Lehrerin zu vertrauen, wenn sie sagt, Hausaufgaben müssen sein, dann ist das so. Grundsätzlich bin ich dafür, vieles zu hinterfragen, aber einem Experten möchte ich vertrauen und das sollen auch meine Kinder lernen.
    Viele Grüße
    Maren

    • Liebe Maren, für dein Schulkind ist es vielleicht sogar ein Segen, dass du durch die kleinen Geschwister nicht mehr Zeit hast, ihm im Nacken zu sitzen. Und dein Vertrauen in die Lehrerin finde ich für alle Seiten auch sehr hilfreich. Ich würde einschreiten, wenn die HG am Nachmittag zu viel Raum einnehmen und ob ihrer Fülle zu Stress und schlechter Stimmung in der Familie führen. Danke für deinen Kommentar! LG Uta

  • Liebe Uta,
    das Thema Hausaufgaben beschäftigt mich schon jetzt, obwohl mein großer Sohn noch sein letztes Kitajahr hat. Er wird nächste Woche 6 Jahre alt, hätte die Schule bestimmt gewuppt, aber Stichtag ist bei uns der 30.09. und wegen Corona kam keine frühere Einschulung in Frage. Jetzt macht er nachmittags gerne einige Seiten im Vorschulblock, wir üben die Uhr oder Druckbuchstaben zusammen. Sein 4 jähriger Bruder hat dafür kein Verständnis 🙂 Er vermisst den Großen in der Kita und möchte spielen. Der Große möchte aber am Esstisch lernen, nicht alleine im Zimmer. Ich verstehe das so gut. Als Kind wollte ich auch nicht alleine sein beim Lernen und im Studium habe ich mich gerne in ein Café gesetzt. Meine Mama hat die Hausaufgabenzeit je nach Alter für uns begrenzt, was dann nicht geschafft war, wurde eben nicht gemacht. Unterstützt hat sie auf Nachfrage und immer einen kleinen Snack dazugestellt. Das werde ich so für uns mitnehmen. Wichtig ist mir, dass die Kinder nicht nachmittags ständig Termine haben. Aus der Schule, Hausaufgaben machen und dann zu einem Training, das finde ich zu eng getaktet.
    Gratuliere zum Buch! Da kommt auf meine Muss-ich-lesen-Liste. Liebe Grüße von Lisa

    • Liebe Lisa, den Ansatz deiner Mama finde ich prima! Und super, wenn man herausfindet, wie und wo man am besten lernen kann. Ich habe fast mein ganzes Studium in der Bibliothek bestritten. Wo ich als Grundschülerin Hausaufgaben gemacht habe, erinnere ich nicht mehr. LG und danke für deinen Beitrag, Uta

  • Hallo!
    Wir sind (mittlerweile 3. Klasse) immer noch am Herausfinden, wie es mit den Hausaufgaben gut klappen kann. Oft macht meine Tochter die einfachen Sachen allein in der Mittagspause und für das Anspruchsvolle reservieren wir Zeit vor dem Abendessen.
    Wie es läuft, hängt sehr vom Fach ab. Schreiben und Malen liegt ihr, aber beim Rechnen haben wir viel Stress. Meine Tochter fällt dann sehr in die Verweigerung. Die Lehrerin sagt, es soll lieber zu „Streit“ zwischen Schüler und Lehrer kommen als zu „Streit“ zwischen Eltern und Kind. Wenn ich aber nicht „hinterher“ bin und zu den Hausaufgaben ermahne, fällt meiner Tochter abends ein, dass sie nichts gemacht hat und wenn es dann zu spät ist, ist das Drama groß.
    Es ist ein „auf-dem-Weg-sein“ und eigentlich wäre ich ehrlich gesagt gern weniger mit den Hausaufgaben befasst.
    Zur Corona Zeit war die Motivation übrigens zuerst noch hoch, dann schnell nachlassend und am Ende musste ich oft auf die Fertigstellung verzichten, um den Familienfrieden zu wahren.
    LG Juli

    • Liebe Juli, bist du einverstanden, wenn ich im nächsten Blog-Beitrag ausführlich auf deinen Kommentar eingehe und an eurem Beispiel erkläre, was ihr tun könntet, damit es leichter wird? Über eine kurze Antwort freut sich: Uta

  • Liebe Uta,
    gutes Thema (immer wieder findest Du tolle Themen!) Mich interessiert v.a. der Aspekt der Selbstorganisation dabei. Das klingt ja auch in anderen Kommentaren an, auch darin, wenn „man dann hinterher sein muss“, weil es alleine (noch) nicht klappt. Das mit der Motivation geht klar besser, wenn die Aufgaben individuell ansprechend sind. Aber eben auch, wenn Lernen lernen mit unterrichtet und gemeinsam geübt wird und die Aufmerksamkeitsspanne des jeweiligen Alters berücksichtigt wird.
    Meine Tochter (5. Klasse) hat das Glück, in einer guten Gesamtschule zu sein. Es gibt dort keine Hausaufgaben. Es gibt aber je eine Std. Lernzeit/Woche in Deutsch, Mathe, Sachkunde + drei Stunden freier Lernzeit (ähnlich Dalton-Prinzip). Das ist begleitet mit jeweiligen Lernzielen und Feedback-System, alleine und mit Lehrer*innengesprächen.
    In den Lernzeiten gibt es Basis-Aufgaben, die müssen alle schaffen, dann Erweiterungs- und Expertenaufgaben. Darüber hinaus können die Kinder, gerne auch in Kleinteams, selbstgewählte Themen bearbeiten und das Ergebnis wird dann in der Klasse vorgestellt/gewürdigt. Toll finde ich an dem System auch, dass die Lernlust, die den Kindern ja leider oft im Laufe der Schuljahre vergeht, bestärkt wird. Diese selbst gewählten Themen stehen gleichberechtigt neben den vorgegebenen, sie werden ebenso begleitet und von den jeweiligen Fachlehrer*innen unterstützt. Denn lernen wir nicht alle lieber das, was uns interessiert?

  • Hallo Uta,
    Wir haben drei Jungs (1., 3., 5. Klasse Realschule; alle ohne Hort und Ganztagsbetreuung). Der erste hat von Anfang an selbstständig und zügig seine Hausaufgaben nach dem Mittagessen gemacht, nach den Hausis gibt’s die gemeinsame halbe Stunde Film. Das war immer ein guter Ansporn, um fertig zu werden. Die beiden anderen machen ihm das meistens so nach, wie haben selten Diskussion über die Pflicht, Hausaufgaben zu machen. Allerdings habe ich immer wieder ein schlechtes Gewissen wegen des Films, weil der ja anscheinend alles kürzlich gelernte löscht, wenn nicht eine halbe Stunde Pause dazwischen ist. Ich mache es trotzdem bisher weiter so, weil ich nicht feststellen kann, dass ihnen dadurch ein Nachteil entstanden ist. Und für mich ist der Ansporn oft Gold wert.

  • Oh, jaaaaaa –
    Tatsächlich eines der belastendsten Themen für mich in meiner Rolle als „Mama“, das mich mit zwei Kindern immer wieder beschäftigt und einem Drahtseilakt gleichkommt: Wie viel Kontrolle/Hilfe/Unterstützung/Vertrauen/Loslassen ist hier angebracht?
    Und wie bringe ich es für mich hin, mich nicht mit einem schlechten Gewissen zu quälen, weil das Kind nicht die erhoffte Leistung bringt, obwohl ich helfe – oder es selbst total verzweifelt ist, weil es sich nicht gut genug fühlt, mit dem ganzen Druck, den wir Zuhause auch noch ausüben?
    Und brauch‘ es wirklich diesen Druck, damit es später dem ganzen Druck stand hält – oder wird es zukünftig nur nach Wegen suchen dem Druck aus dem Weg zu gehen?
    Definitiv würde ich unterschreiben, dass meine Beziehung zu meinen Kindern schwierig geworden ist, weil ich versuche sie zu unterstützen – weil ich gleichzeitig damit Druck aufbaue, ihnen ständig das Gefühl gebe: es ist nicht genug….. du musst besser werden.
    Was für eine fatale Idee….! Stattdessen will ich doch nur rüberbringen wie sehr ich meine Kinder liebe, so wie sie sind – damit sie sich wenigstens Zuhause sicher fühlen können! Aber ich befürchte, genau das Gegenteil ist der Fall!
    Es entsteht immer wieder Stress durch meine vermeintliche Unterstützung, zu der ich mich verpflichtet fühle – denn ich möchte ja auch später nicht vorgeworfen bekommen, ich hätte zu wenig Hilfe gegeben!
    Dabei ist die Schule gar nicht meine Welt! Es ist ihre Welt und eigentlich habe ich dort nichts verloren, nichts zu „sagen“, nicht zu urteilen!
    Dennoch mische ich mich immer wieder ein: „Musst du nicht noch….?“ Klar, dass sie von mir genervt sind und unsere Beziehung unter einer Spannung steht. (Dagegen ist die Beziehung zum Papa, den sie nur abends sehen, dadurch null vorbelastet…!)
    ….
    Jetzt – in der 10. Klasse -will der Klassenlehrer meiner ältesten selbständiges Lernen einführen, indem die Schüler im Unterricht ihre Hausaufgaben gegenseitig kontrollieren! Bitte wieso erst jetzt?
    Ist das nicht schon viel früher möglich?
    In der Coronazeit gab es in unserer Schule Hausaufgaben, die jedoch nur von wirklich wenigen Lehrern dann auch angefordert wurde! Wir Eltern sollten mit drauf schauen….. (????)
    Ja bitte, so geht das nicht! – Schon gar nicht mit Teenies!!!!
    Wieso habe ich als Mutter
    all die letzten Jahre als „Polizei“ für die Schule funktioniert und dabei eine gute Beziehung zu meinen Kindern verloren? – Und wieso sollte ich ein komplettes halbes Schuljahr Zuhause ersetzen?
    Was geht denn da wirklich schief?
    Jaaaaa, ich habe mehr Fragen als Antworten und bin gespannt, was du schreiben wirst!
    Lieber Gruß an alle Mütter, die wie ich, in unserer Gesellschaftsform unsicher sind und überfordert fühlen – aber auch keinerlei Stimme haben, weil einfach vorausgesetzt wird, dass wir funktionieren!…. Aber und wehe wir tun es nicht ….

  • Hier mal eine Waldorf-Ansicht: Ich habe drei Töchter, die jüngste ist jetzt in der 12. Klasse. Die Kinder machten lange freiwillig und gerne ihre Hausaufgaben. Die Lehrer haben es gut geschafft, dass die Kinder Lust am Lernen hatten. Auf den Spielplätzen fand ich immer sehr befremdlich, wie Mütter die Hausaufgaben ihrer Kinder durchhechelten, besser Bescheid wußten als ihre Kinder, immer im Stress. Ich finde Hausaufgaben wichtig, weil einiges einfach mal wiederholt werden muss, weil man schauen muss, hat man es verstanden usw. Bei jungen Kindern ist es sehr wichtig, dass jemand ihre Arbeit auch würdigt, also vor allem der Lehrer, der gibt die Aufgaben ja auch auf. Auch dass der Lehrer schaut, sind die Aufgaben denn auch sinnvoll? Wenn ein Kind etwas verstanden hat, soll aber trotzdem noch seitenweise Aufgaben erfüllen, ist das natürlich langweilig und demotivierend. Zum Lernen an sich empfehle ich auch Lektüre von Manfred Spitzer. Oft fehlt der Anreiz für die Kinder, Stress schadet massiv, bzw verhindert Lernen. Fernsehen nach dem Lernen wie oben schon beobachtet, verhindert dass Gelerntes vernünftig weiter verarbeitet wird. Sehr wichtiges Thema. Wünsche allen jetzigen Eltern ein entspannteres Verhältnis zu den Hausaufgaben, die Kämpfe am Küchentisch sind ganz furchtbar.
    Susanne

  • Liebe Uta,
    wir hatten hier schon bei der musikalische Früherziehung die ersten Hausaufgaben. Das Kind konnte noch nicht seinen Namen schreiben, sollte aber Noten in Linien malen. Das fand sie nur ätzend und ich auch. Deshalb haben wir das sein lassen und haben sie von der musikalischen Früherziehung abgemeldet. Der Schulstart war mühsam. Dieser Druck bei den Hausaufgaben war riesig. Ich musst eng begleiten, weil sonst gar nichts gemacht wurde, was zur Folge hatte, dass am nächsten Tag der Berg noch größer war. Dazu gab es dann Strafarbeiten, die den Druck noch mehr vergrößerten. Die Ferien dienten dazu, dass nicht Erledigtes nachgeholt werden musste und so haben wir auch da täglich gearbeitet. Etwa 1,5 Stunden haben wir jeden Nachmittag am Tisch verbracht. Oft haben wir am Ende beide geweint. Sie hatte einfach keine Kraft mehr nach dem fordernden Schulvormittag. Schwierig war auch die Betreuung der beiden jüngeren Schwestern während der Hausaufgabenzeit. Ich habe alles mögliche probiert. Zu Beginn dachte ich, dass die Hausaufgaben ihr Bereich sind und ich nur beim Lesen üben unterstütze. Dann war sie an 3 Tagen in der Woche im Hort, aber da hat sie in der Hausaufgabenzeit nur geweint. Dann hat mein Mann übernommen – da hat am Ende zwar nur sie geweint, aber wirklich besser war es auch nicht. Wir hatten ein Gespräch mit der Lehrerin, aber das hat unseren Familienfrieden nicht wieder hergestellt. Zwischenzeitlich habe ich überlegt, ob wir nach Frankreich ziehen und dort als Freilernen leben. Wir waren echt verzweifelt und ich glaube auch nicht, dass sie wirklich viel gelernt hat bei den Hausaufgaben. Nach 2 schlimmen Jahren haben wir zum Glück einen Platz auf einer Waldorfschule bekommen. Dort konnte mein Kind zur Ruhe kommen. Inzwischen ist sie in der 4. Klasse und macht ihre Hausaufgaben sehr selbständig. Zum Glück auch während der Corona-Zeiten. Da war ich besonders dankbar über das entspannte Verhältnis zum Thema Hausaufgaben in der Waldorfschule. Die jüngeren Schwestern sind nun auch auf der Waldorfschule und noch haben wir keinen neuen Hausaufgabenstress. Das kommt sicher auch wieder, aber dann sind die Kinder etwas größer und haben vielleicht mehr Verständnis für den Sinn von Hausaufgaben.
    Liebe Grüße
    Tabea

    • Liebe Tabea, das klingt ja schrecklich! Vor allem das mit den Strafarbeiten. Wie aus der Steinzeit.In dem Fall war es gut, die Schule zu verlassen. Ansonsten halte ich viel von zeitlichen Beschränkungen. Das man sagt: Bei einem Kind im Alter x halte ich y Minuten Hausaufgaben für angemessen. Dann beenden wir Eltern das und geben der Schule Feedback, welche Kämpfe wir haben. Leider trauen sich das zu wenige Eltern, weil sie Angst haben, ihr Kind würde abgehängt. Herzliche Grüße, Uta

  • Hallihallo
    Bevor dieser tolle Blog in Rente geht, trage ich noch kurz dazu bei, ihn weiterzuführen 🙂
    Bei uns waren in den ersten beiden Klassen die Hausaufgaben ein mühsames Thema(„Wozu? Das kam doch alles in der Schule schon dran!“). Unsere Nachmittage wurden deutlich angenehmer, als die Klassenlehrerin Wochenhausaufgaben eingeführt hat. Also ein Blatt, auf dem die Aufgaben für die ganze Woche notiert waren und sich jedes Kind seine Zeit selbst einteilen konnte. Mein Eindruck ist, dass unsere Tochter durch die Eigenverantwortung den Spass an der Sache gefunden hat.
    Dies war unter anderem ein Grund für uns, die Gemeinschaftsschule als Sekundarstufe zu wählen. Hier wird mit sog. Lernschritten gearbeitet. Die Hausaufgaben bestehen vor allem darin, eine halbe Stunde pro Hauptfach an seinem Lernschritt weiterzuarbeiten. Also eine überschaubare Zeit von neunzig Minuten. Das ermöglicht individuelles (Weiter)Lernen und nicht einfach nur pauken, bis irgendein Arbeitsblatt oder eine Seite im Buch fertig ist. Für uns bzw. unsere Tochter die beste Lösung 🙂

  • Huhu nach Hamburg!
    Ihr kennst sicher das Buch: „Hausaufgaben – nein Danke”?
    Meine Erfahrung ist es, dass Hausaufgaben (max. 20 min) in der Grundschule in z. B. Mathe Sinn machen, um in Ruhe zuhause zu vertiefen und etwas zu üben.
    Allerdings sollten sie für die Kinder sinnhaft sein. Stupides Üben demotiviert eher. Auch da habe ich teilweise einfach einen kurzen Kommentar geschrieben, wenn die Kinder fertig waren und ich merkte, dass es reicht.
    Auch das Hirn muss lernen zu lernen. Das Kind kann Erfolgserlebnisse sammeln, die Aufgaben alleine gelöst zu haben und zu merken: hey, das habe ich verstanden (Selbstwirksamkeit)
    In der 5. Klasse kann es ein Schock sein, wenn davor nie eine kurze Übung nach der Schule gemacht wurde.
    Manche Kinder tun sich dann richtig schwer mit Hausaufgaben. Und gerade in Sprachen funktioniert es in unserem Schulsystem kaum ohne Vokabellernen.
    Trotzdem sehe ich die Masse an Aufgaben und das Bulimielernen sehr kritisch!
    Meine positive Erfahrung: Wenn die Kinder fragen, gerne unterstützen, ansonsten die Verantwortung komplett bei dem Kind lassen.(Auch innerlich gefühlt!!!)
    Wenn es dann Konsequenzen von Seiten der Lehrerin erfährt, ist das ein Lerneffekt, der sich aber nicht in die Beziehung von Eltern und Kind auswirkt, wie bei einem ständigen Hausaufgabenstreit.
    Das Kind macht die Aufgabe für sich und nicht für mich. Übe ich ständig Druck aus und bitte darum, jetzt doch endlich die Aufgaben zu machen, dann bekommt das Kind immer mehr das Gefühl, diese für mich zu erledigen.
    Die eigenen Verantwortung und intrinsiche Motivation geraten ins Wanken.
    Am Anfang waren die Kinder motiviert und haben sich vielleicht selbst hingesetzt und stolz Hausaufgaben gemacht.
    Wann und warum ging das verloren?
    Vielleicht in dem Moment, als die Eltern die Verantwortung (sicher gut gemeint) übernommen haben?
    Aus Elternsicht habe ich mich immer gefragt:
    Stehen meine „Erwartungen” im Vordergrund oder die wirkliche Unterstützung des Kindes?
    Was für Vorstellungen habe ich über die Zukunft meines Kindes? z. B. ohne Abitur kann es keinen gutbezahlten Beruf ergreifen oder Ähnliches…
    Mir hat das sehr geholfen. Mein Kind lebt sein Leben und nicht meine Vorstellung.
    Gerade lese ich „Vom Gehorsam zur Verantwortung“ und „Schulinfarkt“ von Jesper Juul! Spannend!

  • Liebe Uta,
    mein Sohn geht seit vier Wochen in die erste Klasse. Uns Eltern wurde gesagt, dass Hausaufgaben etwas zwischen Lehrerin und Schuler sind, falls die ‚keinen bock haben‘ oder aus irgendeinem Grund nichts gemacht wird, klärt seine Lehrerin das. Das entlastet sehr. Es hat mich aber trotzdem gestresst zuzusehen, wie mein Sohn die Hausaufgaben in der ersten Woche nicht fertig bekommen hat (und von anderen Eltern habe ich gehört: na klar waren die HG von deren Kindern fertig!). Nach der ersten Woche hat er angefangen, die Aufgaben fertig zu machen, aber er findet sie öde. Die Aufgaben selbst finde ich wenig hilfreich, da muss er jeden Tag ein ganzes A4 Blatt mit einem Buchstaben füllen, die Hälfte in der Schule, die andere Hälfte am Nachmittag. Da er meistens das halbe Blatt nicht in der Schule fertig kriegt, muss er noch mehr am Nachmittag. Ok, die Buchstaben sind groß, aber ich habe mal gezählt und ausgerechnet, bei ‚I‘ war es etwa 230-250 Mal, bei anderen Buchstaben meistens 150-200 Mal. Ich verstehe, dass er die üben soll, aber am Ende ist er entweder frustriert, weil es zu lange dauert, oder er macht die nur schnell-schnell, damit er fertig ist. Die Idee, eine Zeit festzulegen, gefällt mir besser. Dann kann er wirklich üben, die Buchstaben richtig zu schreiben und dann ist er fertig! Das werde ich mit seiner Lehrerin besprechen. Über andere Tipps würde ich mich sehr freuen!
    LG
    Selena

  • Liebe Uta,
    ich bin seit 17 Jahren Grundschullehrerin und habe drei Kinder, von denen die älteste bereits studiert und die Jüngste in der vierten Klasse ist.
    Mit meinen Kindern gab es eigentlich nie Schwierigkeiten bei den Hausaufgaben. Sie haben alle drei eine OGS (Offene Ganztagsschule = Halbtagsschule mit freiwilligem Nachmittagsangebot, Anm. von Uta) besucht. Dort kann zwar aus organisatorischen Gründen keinerlei Rücksicht auf die individuellen Befindlichkeiten der Kinder genommen werden, z.B. ob sie erst einmal etwas zum Essen, eine Ruhepause oder Bewegung brauchen, bevor sie Hausaufgaben machen, andererseits ist es durch die feste Verankerung der Hausaufgabenzeit im Tagesablauf so eine Selbstverständlichkeit, dass es von den Kindern auch nicht infrage gestellt oder diskutiert wird, ob diese gemacht werden müssen.
    Auch in der OGS an meiner Schule, wo ich im ersten Schuljahr teilweise innerhalb der Hausaufgabenzeit Kinder gefördert habe, konnte ich beobachten, dass es zwar einigen Kindern schwer fällt, sich genau zu dieser vorgegebenen Zeit zu konzentrieren, aber es gab nie die Frage, OB Hausaufgaben gemacht werden müssen. Um darauf Rücksicht zu nehmen, dass es Kinder gibt, für die diese Zeit nicht gerade günstig ist, bemühe ich mich zumindest im ersten und zweiten Schuljahr darum, dass ich aufgebe, an welchen Inhalten in welchen (möglichst differenzierten) Heften in der Hausaufgabenzeit gearbeitet werden soll, aber nicht konkrekt, welche Seite bzw. wie viel geschafft werden muss.
    Aufgrund der Corona-Situation haben wir unsere Jüngste jetzt im vierten Schuljahr aus der OGS genommen und, ohne dass ich irgendetwas dazu sagen musste, hat sie sich täglich selbstverständlich zu derselben Zeit an die Hausaufgaben gesetzt und diese zügig hinter sich gebracht. Ähnlich war es bei den Älteren, als sie an die weiterführende Schule kamen.
    Ich glaube, dass diese Probleme zwischen Kindern und Eltern bei den Hausaufgaben u.a. auch dann entstehen, wenn die Eltern Zweifel darüber haben, ob diese sinnvoll sind, wann der beste Zeitpunkt dafür ist, ob sie genug unterstützen können… Das ist so ähnlich, als ob Eltern vor einem Aufbruch sagen (und meinen): „In fünf Minuten müssen wir los. Bitte komm zum Ende und zieh dich an! “ oder „Tut mir leid, dich zu stören, aber ziehst du dich bitte an?“ In letzterem Fall ist es meiner Beobachtung nach sehr viel wahrscheinlicher, dass sich das Anziehen und der Aufbruch deutlich verzögern.
    Meine drei Kinder erlernen alle mindestens ein Instrument. Anders als bei den schulischen Hausaufgaben gab es da regelmäßig Diskussionen, ob und wie viel geübt werden muss. Das erkläre ich mir dadurch, dass ich selber Zweifel daran hatte, ob das nicht nach der OGS, neben dem so wichtigen Freispiel, der Pflege von Freundschaften,… zu viel wird, wenn sie nun täglich auch noch für die Musikschule üben müssen. Irgendwann haben wir uns mit den beiden Jüngeren zusammen gesetzt und über diese Zweifel aber auch über den Ärger, monatlich ein halbes Monatsgehalt an die Musikschule zu überweisen, wenn sie nicht üben, gesprochen. Das Ergebnis war, dass wir feste Zeiten zum Üben vereinbart haben – recht kurze Intervalle und auch freie Tage, weil es da wegen Sport oder ähnlichem unrealistisch gewesen wäre – und es klappte deutlich besser.
    Also wenn es regelmäßig Stress mit den Hausaufgaben gibt, wäre mein Tipp, die eigene Haltung dazu zu reflektieren und ggf. mit den Kindern gemeinsam nach Lösungen zu suchen. (Kleine Anekdote am Rande: Meine Schwester hatte mit ihrem Sohn während des Homeschoolings wegen der Matheaufgaben ziemlich viel Zoff. Irgendwann hat sie sich dazu entschieden, den Druck rauszunehmen und hat ihm gesagt, dass sie ab jetzt keine Diskussionen mehr mit ihm darum führen wird und ihm die Entscheidung, ob er die Aufgaben macht oder nicht, selber überlässt. Darauf meinte er: „Du sollst mir aber Druck machen, sonst schaffe ich das nicht.“ Anschließend hat sie ihn erinnern und ermutigen müssen, aber es gab keinen Krach mehr.)
    Nun zum Sinn und Zweck der Hausaufgaben:
    Ich bin überzeugt davon, dass Kinder Zeiten brauchen, in denen sie die Inhalte üben und festigen können und zwar mit einem deutlich günstigeren Betreuungsschlüssel als 1:27, wie das z.B. bei meiner Klasse der Fall ist. Für so etwas wie lesen oder kopfrechnen bräuchte man eigentlich einen Erwachsenen oder ein älteres Kind pro Grundschüler*in. Fraglich finde ich, ob die klassischen Hausaufgaben diesen Zweck erfüllen.
    Es kann für die Kinder sehr hilfreich sein, wenn ein Elternteil die Hausaufgaben von ein bis zwei Kindern beaufsichtigt.
    Der große Haken daran ist natürlich, dass die Eltern dazu nur sehr unterschiedlich bereit und qualifiziert sind. Eltern, die kaum Deutsch sprechen oder selber nie richtig lesen gelernt haben, können das nicht leisten – dass Bildungschancen immer noch viel zu stark von der sozialen Herkunft der Kinder abhängen, wird ja regelmäßig zurecht beklagt.
    Aber auch hier spielt nicht nur die Bildung der Eltern eine Rolle sondern auch deren Haltung. Ich hatte mal ein Kind in der Klasse, dessen Mutter war Mitarbeiterin am Seminar für Pädagogik. Diese war davon überzeugt, dass Schönschreiben und die Förderung der Handschrift überholt sind und hat ihrem Sohn das auch deutlich zu verstehen gegeben, als er im ersten Schuljahr die Schreibrichtung der Buchstaben üben sollte. (Ich finde jetzt so schnell die exakte Angabe nicht, aber meine mich zu erinnen, dass ein Kind jeden Buchstaben über 30mal bewegungsrichtig geschrieben haben muss, bis der Ablauf automatisiert wurde, so dass zum einen ein flüssiges Schreiben möglich wird, zum anderen der Schreibprozess so unbewusst stattfinden kann, dass die volle Aufmerksamkeit auf den Inhalt oder die Rechtschreibung gelegt werden kann. Das ist der Grund für diese Hausaufgaben im ersten Schuljahr, die viele Eltern als für zu langweilig, unnötig, … einschätzen.) Er hat die Aufgaben nur sehr sporadisch gemacht und hatte bis zum vierten Schuljahr große Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung (das lag aus Sicht der Eltern selbstverständlich an meinem schlechten Rechtschreibunterricht) und konnte all die klugen Gedanken und kreativen Ideen, die er mündlich äußerte, nicht gleichermaßen schriftlich ausdrücken, wodurch seine Leistungen in fast allen Fächern beeinträchtigt wurden.
    In der OGS ist der Betreuungsschlüssel manchmal etwas günstiger als während des Unterrichts im Vormittag, aber auch weit von dem entfernt, was man bräuchte. Und auch da gibt es gewaltige Unterschiede in der Qualifikation der Mitarbeiter*innen.
    Also sprechen die unterschiedlichen Bedingungen bei den Hausaufgaben ganz klar gegen das althergebrachte Konzept.
    Außerdem spricht für mich ganz klar dagegen, wie viel Zeit vormittags während des Unterrichts für das Aufgeben, Erklären, Einpacken und Kontrollieren der Hausaufgaben verloren geht. Je jünger die Kinder sind und umso differenzierter man das Angebot machen möchte, desto mehr (teils wirklich nervenaufreibende) Zeit geht dafür drauf.
    Optimal fände ich es, wenn die Hausaufgaben durch Lern- und Förderzeiten in Kleingruppen mit möglichst großem Betreuungsschlüssel ersetzt würden.
    An einer Schule, an der ich vor zehn Jahren gearbeitet habe, haben wir Schritte in diese Richtung unternommen. Der größte Widerstand kam von Eltern, welche sich Sorgen machten, dass Ihre Kinder ohne Hausaufgaben nicht genug lernen.
    Auch jetzt erlebe ich es so, dass viele Eltern Hausaufgaben fordern und sich z.B. auch darüber beschweren, dass ich diese im ersten/zweiten Schuljahr möglichst unverbindlich und differenziert zu geben versuche.
    Es gibt aber auch Eltern, die froh darüber sind, bzw. ab dem dritten Schuljahr nicht mehr so glücklich, wenn die Vorgaben verbindlicher werden.
    Auch die Kolleg*innen erlebe ich in dieser Frage sehr gespalten.
    Ich bin sehr gespannt, ob es deiner Kollegin gelingt, genug weitere Eltern ins Boot zu holen, um in der Schule ihrer Kinder etwas zu bewirken.
    Gespannte Grüße
    Sabine

    • Liebe Sabine, ich antworte nur kurz, weil ich im Zug sitze und auf dem Smartphone tippe. Ganz herzlichen Dank für deine hilfreichen Erläuterungen aus Lehrersicht! ?? Ich gebe dir Recht darin, dass die Haltung der Eltern zu den HG eine große Rolle spielt. Ich nehme aus deinem Beitrag auch mit, dass die Buchstabenwiederholungen, die schnell als öde bewertet werden, für die Automatisierung und die Schreibgeschwindigkeit wichtig sind. Herzliche Grüße, Uta

  • Hallo Uta!
    Ich finde es sehr spannend, all diese Kommentare zu lesen und in manchen finde ich unsere Situation wieder.
    Bei uns war bei den Jungs das Hausaufgaben erledigen IMMER ein Thema. Das Tochterkind hat es meistens alleine und unaufgefordert erledigt, oft schon in der Schule in der Betreuungszeit. Sie wird jetzt in der 6. Klasse etwas nachlässiger. Ich glaube, es hat was damit zu tun, dass sie seit diesem Schuljahr ein Handy hat, das sie zwar eigentlich nicht während der Hausis im Zimmer haben soll, aber da ich in der Zeit arbeite, hab ich wenig Kottrolle 🙁
    In unserer Grundschule gibt es eine feste Hausaufgabenzeit „Stille Stunde“ zwischen 14:00 und 15:00, die unsere Kinder alle gehasst haben. In der 1. und 2. Klasse waren sie oft im Nullkommanix fertig, mussten aber mucksmäuschenstill sein, weil die Großen ja noch gearbeitet haben. Oder sie hatten einfach keine Lust auf Hausaufgaben in der Gruppe und wollten erst noch eine Runde spielen.
    Ergebnis: Ich versuchte, die Kinder vor der Stillen Stunde abzuholen und hatte das Hausaufgabenthema dann daheim.
    Das hat mich wirklich enorme Nerven gekostet, da der Große immer (!) über die Sinnhaftigkeit der Aufgaben diskuieren musste, oft gab es auch Verständnisprobleme, was genau auf einem Arbeitsblatt zu machen war (nicht gut zugehört und die Aufgabenstellung erschloss sich auch mir nicht) – insgesamt hat es oft Stunden gedauert, bis die Sachen gemacht waren.
    Es besserte sich in der weiterführenden Schule. Die Gesamtschule hat ein ganz gutes Konzept und bindet so genanntes Selbstorganisiertes Lernen (SOL) in den normalen Stundenplan mit ein. Da erledigen die Kinder dann ihre Aufgaben, allerdings sind sie in dieser Zeit lediglich beaufsichtigt, es gibt keine echte inhaltliche Unterstützung.
    Das war eine große Umstellung und manchmal dachte ich, er muss doch wenigstens mal zuhause Vokabeln lernen, das reicht doch nicht, diese vier Stunden in der Woche… es erfordert von den Kindern ein hohes Maß an Organisation und Disziplin (das lernen sie dort aber zumeist), enspannt die Situation zu Hause aber nachhaltig. Inzwischen ist er in der 9. Klasse und verbittet sich die Einmischung in seine Schulangelegenheiten und ich hoffe, er kriegt alles hin. Vertrauen ist das Stichwort.
    … das SOL war also echt ein Segen! Aber dann kam ja der Kleine in die Schule, und alles ging von vorne los – potenziert, was auch einen Schulwechsel für ihn mit sich brachte …
    Der Lütte (4.Klasse) hat zusätzlich ein paar Baustellen im Bereich Lernen hat (LRS usw). Er macht eigentlich nur etwas, wenn ich neben ihm sitze und daran erinnere, dass er arbeiten muss. Das Erledigen selbst geht relativ schnell (in Mathe), in allen Fächern mit Schreibaufgaben handeln und diskutieren wir allerdings oft. Zum Glück bekommt er einen Wochenplan, so dass wir freier in der Zeiteinteilung sind und ich irgendwann abbrechen kann, wenn ich finde, es sei jetzt gut. Manchmal macht er hochmotiviert sämtliche Matheaufgaben für die Woche an einem Nachmittag. Manchmal macht er auch gar keine Hausaufgaben, weil er einen schlechten Tag hat. Dafür dann am nächsten mehr. Ich finde, das ist eine gute Lösung. Hilft aber auch nicht immer, denn die unliebsamen Schreib- und Lesearbeiten müssen ja trotzdem gemacht werden. Für ihn sind sie wichtiges Training!! Gleichzeitig erinnern sie ihn an seine Defizite.
    Die zeitliche Begrenzung finde ich zwar grundsätzlich vernünftig, aber es geht dabei ja um „konzentriertes Arbeiten“. Und netto sind in den 2,5 Stunden, die wir teilweise gebraucht haben (und selten auch noch immer brauchen) maximal 30 Minuten konzentriertes Arbeiten drin. Er arbeitet übrigens am Esstisch, nicht in seinem Zimmer. Da gäbs noch mehr Ablenkung.
    Extrem war das Rumdiskutieren und die Kämpfe während der Schulschließungen. In dieser Zeit hat er auch null differenziertes Material zum Bearbeiten bekommen und das Pensum an Schreibarbeit hat ihn oft überfordert, auch wenn ich es oft eigenmächtig gekürzt hatte. Er hatte irgendwann eine echte Schreibblockade und wollte gar nichts mehr machen. Das hat sich jetzt zum Glück gebessert. Ich hoffe, die Schulen bleiben geöffnet… alleine schon wegen des Familienfriedens.
    Herzliche Grüße aus dem dunkelroten Risikogebiet RheinMain.
    von der SteffiFee

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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