Dienst an der Reiswaffel 

 08/02/2012

Alle vier Wochen dienstags trinken Christiane und ich eine heiße Schokolade mit viel Sahne in der Teestube neben der Schule. Wenn wir keine Sahne mehr an der Oberlippe haben, treten wir unseren Dienst in der Schulkantine an.
Alle vier Wochen dienstags gehen meine Kinder nicht in die Schulkantine. Zwar schätzen sie meine Art, ungezwungen mit ihren Mitschülern ins Gespräch zu kommen, aber sie finden, dass mir die wadenlange Schürze nicht steht. Sie müssen auch nicht dabei sein, wenn ihre Mutter kopfüber in der Tiefkühltruhe steckt, weil sie das Flutschfingereis nicht findet. Das müssen sie nicht haben, wirklich nicht.

Weil sie nicht kommen, erleben sie nicht unseren schrecklichsten Moment, den Moment „Mathelehrer in Menüschlange“. Wir können noch so im Dampf der Tortellini stehen – Herrn Maier-Rohlinger (Name von der Bloggerin geändert) wittern wir sofort. Er ist der Mathelehrer von Christianes Tochter und von meinem Sohn. Wohlgemerkt ist er ein guter Mathelehrer, aber das macht die Sache nur noch schlimmer. Gestern wollte er eine Bockwurst mit Brot, ohne Senf und wollte den Preis der Wurst mit dem Pfand für den Kaffeebecher verrechnet haben, den er zurückgebracht hatte. Den neuen Kaffee, den er bestellte, wollte er in Begleitung der längsten Praline der Welt genießen. „Und das macht?“ Ja, was macht das denn? „Mathelehrer in Menüschlange“ lässt unseren linken Schläfenlappen ins Koma sinken.

Dabei haben Christiane und ich im Leben und in der Mathematik schon ganz andere Aufgaben gelöst. Locker könnten wir die Teuerungsrate unserer Schulkantine in Verhältnis setzen zur Preisentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Sobald Herr Maier-Rohlinger den Raum verlassen hat, rechnen wir das aus. Ganz locker auf so einem Pappdeckel von der Bockwurst. Aber dann ist er schon weg, der Mathelehrer. Und wir müssen weiter machen mit unserem Dienst an der Reiswaffel.

 

Was bleibt, ist ein neuer pädagogischer Lehrsatz: Mütter brauchen Rituale.

Lümmelt alle vier Wochen in einer netten Teestube rum und habt viel Spaß in der Schulkantine!

Immer fröhlich bleiben

Uta

 

  • Liebe Uta,
    Dein Blog ist toll und seeehr lustig.
    Am besten hat mir Dein erster Eintrag zu gefallen.
    Ich dachte immer, meine Tochter ist die Rekordhalterin im „Ich check das nicht!“-Rufen…
    Wie beruhigend und lustig, dass es bei Euch ähnlich zugeht.
    Liebe Grüße von
    Katrin

  • Liebe Uta,
    ich lese deine Glücklichmacher jeden Tag und ich bin BEGEISTERT!
    Echt super, ich bin schon gespannt auf alle weiteren!

    Alles Liebe,
    Toni

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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