Die glückliche Familie in den USA, Folge 3 

 01/07/2012

New York mit halbwüchsigen Kindern erkunden

Kann ich euch etwas aus New York schreiben, was euch nützt?

Ich bin ja eher die Kinder-Bullerbü-Fachfrau als die Expertin für die Stadt, die niemals schläft.
Vor der Reise habe ich in einem Reiseführer zum Thema „New York mit Kindern“ geblättert. Da liest man in leichter Abwandlung immer das gleiche für City-Trips mit Kids: in den Zoo gehen, ins Dinosaurier-Museum, ins Schwimmbad oder an den Strand.

Aber ich will doch in NewYork nicht in den Zoo gehen geschweige denn in ein Schwimmbad.

Deshalb schreibe ich euch, was wir gemacht haben.

Erst einmal ist es ja immer eine große Herausforderung, die Interessen aller Familienmitglieder unter einen Hut zu bekommen.

Kronprinz (14) streift gerne durch Soho, macht Fotos auf Schritt und Tritt, will in jeden Apple-Store, braucht alle zwei Stunden ein Sandwich und einen Eistee, liebt Wrestling mit seiner Schwester im Hotelzimmer, verwaltet den Zimmersafe.

Prinzessin (11) trägt lieber Flossen als Schuhe, findet N.Y. doof, weil das Hotel keinen Swimmingpool hat, wird schwermütig wegen der vielen Obdachlosen und weil Obama noch nicht durchkommt mit der Krankenversicherung für alle. Immer wenn wir anderen drei jemanden mit einem „homeless“-Pappschild auf der Straße sitzen sehen, plaudern wir schnell über Schwimmbrillen oder Eissorten, weil wir genau wissen, noch eine traurige Gestalt mehr und sie wird zur jüngsten Heilsarmee-Soldatin in N.Y.
Abgesehen davon kann Prinzessin einen ganzen Tag lang von einer großen Tüte Ben-and-Jerrys Eis leben, mag Wrestling mit dem Bruder im Hotelzimmer und das Erkunden der Feuertreppe im Hotel.

Mein Mann kennt N.Y. von Geschäftsreisen, will seiner Familie die Stadt zeigen, stellt eigene Ansprüche zurück bis auf den, einmal am Tag ein Stündchen im Hotel zu schlafen, braucht ab und an einen Kaffee, liebt die Schokolade von Dean & Deluca, mag kein Geschwister-Wrestling im Hotelzimmer.

Ich liebe es, mich durch die Stadt treiben zu lassen, irgendwo zu sitzen, Menschen zu beobachten oder den Kopf in den Nacken zu legen und einen Dachgarten zu erspähen, der mit ein paar Bäumen im Topf an den Wolken kratzt. Wenn ich einen tollen Laden entdecke, mag ich auch shoppen. Bei „Anthropology“ zum Beispiel. Die haben romantische Kleider und verspielte Wohnaccessoires. Mein Mann hält das Maulen der Kinder flach und sorgt dafür, dass Mutter in den Laden kann. Aber wenn meine Familie wie ein Mahnmal der Langeweile zwischen den Kleiderständern steht, habe ich eine Shopping-Hemmung.
Ich brauche einmal am Tag eine warme Mahlzeit (ich esse ohne Mühe auch zwei) und am Nachmittag einen Kaffee. Ich gehe gern auf Fotosafari, allein oder mit Kronprinz.

Für uns war die Lösung, uns für den halben Tag aufzuteilen. Mein Mann ist mit Prinzessin in den Centralpark gegangen. Dort gibt es so schöne Felsen, auf denen Papa sich sonnen und Prinzessin klettern kann. Außerdem mussten die beiden unbedingt zu der Hunde-Skulptur, die Prinzessin aus dem Film „Balto“ kennt. Weil es das Café „mit der besten heißen Schokolade der Stadt“ (sagt mein Mann) nicht mehr gab, trösteten sich die beiden mit Eis und einem Rüschentopp von Abercrombie&Fitch. (Mein Mann nahm diesmal keins.)

Kronprinz hatte inzwischen das verworrene New Yorker U-Bahnsystem durchschaut und mich sicher zum High-Line-Park gebracht. Das ist ein Garten, der auf einer ehemaligen Hochbahntrasse im Meatpackingdistrict im Westen Manhattans angelegt worden ist.  Ich hatte gelesen, dass dort frühmorgens Yogakurse stattfinden. Diese einmalige Atmosphäre wollte ich erleben und im Bild festhalten. Als wir dort endlich ankamen, machte niemand mehr einen „Gruß zur Sonne“. Trotzdem habe ich jeden Grashalm, jede Blüte dort genossen.

 

Im High-Line-Park: Liegen auf Schienen.

 

Im High-Line-Park: Blüten und Häuserblocks auf Augenhöhe.

In Soho haben wir uns durch die Straßen treiben lassen. Mir macht es Spaß, mit meinem großen Sohn zu bummeln. Da kann ich gerne auch eine Weile in einem Apple-Store herumstehen.
Da wir beide den gleichen Hunger nach Deftigem haben, konnten wir uns schnell auf eine Calzone in einer Pizzeria in Little Italy einigen.
Am frühen Nachmittag haben wir uns alle im Hotel wieder getroffen und eine Stunde geschlafen. Ich zumindest. Und zwar so komatös, dass ich nicht mit bekommen habe, was die anderen in der Zeit gemacht haben. Danach war ich fit genug, um mit den Kindern ins MoMa (Museum of Modern Art) zu gehen.

Immer schön fröhlich bleiben

Uta

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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