Ich sende Müttern, Vätern, Omas, Opas und anderen Kinder-Experten 25 Fragen, von denen sie 10 oder mehr Fragen auswählen, auf die sie antworten möchten.
Jetzt ein Trommelwirbel … dies ist mein erstes Lehrer-Interview auf dem Katzenklo-Blog!
Heute:
Frau Weh ist Lehrerin an einer Grundschule im Ruhrgebiet. In ihrem Blog Kuschelpädagogik schreibt sie sehr amüsant und reflektiert über Ereignisse in ihrer zweiten Klasse und wie man sich kleidet und ernährt, um gewappnet zu sein für den Schulalltag. Sie ist verheiratet und Mutter von drei Kindern.
Wann wusstest du, dass du Lehrerin werden möchtest?
Ich stamme aus einer klassischen Lehrerfamilie. In meiner Jugend habe ich mich mit verschiedenen anderen Berufsrichtungen beschäftigt, so wäre ich beinahe Ärztin, Restauratorin oder Instrumentenbauerin geworden, aber schlussendlich gab es einfach zu viele im positiven Sinne beeindruckende und starke Lehrerpersönlichkeiten in meinem Umfeld. Da war irgendwann ganz klar: Das möchte ich auch machen!
Gab es in deiner Schulzeit eine Lehrerin/einen Lehrer, die/der Einfluss hatte auf dein weiteres Leben?
Ja, definitiv. Ich hatte das große Glück, in der Oberstufe einen Pädagogiklehrer zu haben, der uns in den drei Jahren nicht nur einen umfassenden erziehungswissenschaftlichen Überblick vermitteln konnte, sondern selber ein so wunderbarer Pädagoge war, dass wir ganz nebenbei einen Kurs in Menschlichkeit, Verantwortung und Geisteshaltung absolviert haben. Bis heute ist er das Vorbild für mein eigenes Lehrersein.
Was waren die entscheidenden Faktoren, die dir geholfen haben, eine gute Lehrerin zu sein?
Zunächst glaube ich nicht, dass der Status „guter Lehrer / gute Lehrerin“ in Stein gemeißelt ist. Ich gebe mir jeden Tag Mühe, meinen Schülerinnen und Schülern eine solche zu sein, aber neben Sternstunden gibt es auch immer wieder die Momente, in denen das eigene Handeln hinterfragt werden und vielleicht auch verändert werden muss.
Was mich gerade für den Einsatz in der Grundschule qualifiziert, sind neben Fachwissen allerdings vor allem eine hohe Belastbarkeit und gute Laune. Ich kann Kinder so annehmen, wie sie sind, das ist sicher ein Pluspunkt.
Was war deine furchtbarste Schulstunde und warum?
Oh, ich habe sicher schon viele furchtbare Stunden gegeben und sicher noch einmal so viele in meiner eigenen Schulzeit erlebt. In Erinnerung bleibt mir aber eine Lehrprobe während meines Referendariats. Alles war vorbereitet. Die Prüfer saßen hinten im Raum, die Kinder waren aufmerksam bei der Sache. Das Wetter war schön und wir hatten die Fenster geöffnet. Dann passierte es: Eine Wespe flog herein, stach ein Kind in die Nase und nichts ging mehr. Alles endete in großem Durcheinander. Ein Meer von Aufregung, Tränen und Geschrei. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt.
Was ist dein wichtigster Rat an Eltern eines Grundschulkindes?
Entspannt bleiben! Und daran denken, dass beide Seiten das Beste für das Kind wollen.
Was war der schönste Moment mit deinen Schülern?
Da gibt es so viele! Was mich sehr berührt hat, war eine zufällige Begegnung beim Einkaufen. Da traf ich eine meiner ersten Schülerinnen, die damals schon als Berufswunsch Lehrerin äußerte. Jetzt ist sie tatsächlich im Referendariat und schreibt in die Freundschaftsbücher ihrer Schülerinnen und Schüler unter den Punkt Lieblingslehrer immer noch meinen Namen.
Was hältst du von sechs Jahren Grundschule, wie es zum Beispiel in Berlin praktiziert wird?
Da wäre ich sehr für. Eine Einordnung in unser dreizügiges Schulsystem nach vier Jahren Schule wird immer schwieriger.
Wenn du dir vom Kultusminister etwas wünschen dürftest, was wäre das?
Geld für eine Topausstattung, kleinere Lerngruppen und eine den anderen Schultypen angeglichene Bezahlung.
Ein Tennispartner meines Vaters war Lehrer. Wenn er bei uns anrief, um eine Nachricht für meinen Vater zu hinterlassen, fragte er mich jedes Mal: „Ist das verstanden?“ Zeigen sich bei dir im Laufe der Jahre auch solche Marotten?
Oh ja. Manchmal fällt es mir schwer, von Unterricht auf Familienleben umzuschalten. Was bei der Klarheit der Ansagen für die eigenen Kinder noch funktioniert („Ich möchte, dass du jetzt den Tisch deckst!“), ist beim Umgang mit dem eigenen Ehemann nicht immer von Vorteil. Aber ich habe Glück, mein Mann geht da sehr gelassen mit um.
Wenn du dir die Kinder deiner Klasse vor deinem geistigen Auge vorstellst, was brauchen sie am meisten, um glücklich zu sein?
Jemand, der an sie glaubt.
Liebe Frau Weh, vielen Dank, dass du dir Zeit für meine Fragen genommen hast!
Fröhliche Grüße
Uta
Irgendwo im tiefsten Innern bin ich es wohl immer noch ( obwohl ich heute mit dem Mann, der Nachbarin, einer zufällig vorbeikommenden Ex-Kollegin wieder mal meine große Erleichterung, DA nicht mehr mitmachen zu müssen, erörtert habe ): Lehrerin. Deshalb war dieses Interview für mich spannend.
Ich bin wohl auch jemand, der an die Kinder glaubt. Ja, sie sind für mich im Alter zwischen 3 und 9 echte Zen – Meister, die mich ganz viel über das Leben lehren. Das durfte ich in der grauenvollen letzten Woche mit meiner 5jährigen Enkelin wieder einmal erfahren. Und ja, ich vermisse nichts vom Lehrerdasein, aber die Kinder. Die sind das Beste an der Schule…
LG an euch Beide!
Astrid
Sehr gerne 🙂