Die große Bedeutung des Familienessens 

 24/09/2012

Über gemeinsame Mahlzeiten und was die mit Robert Redford zu tun haben.

Wenn ihr die Nase davon voll habt, jeden Tag neues Essen heran zu schleppen, solltet ihr euch diesen Satz an den Kühlschrank hängen:

„Kinder und Jugendliche, die mindestens 7x in der Woche mit der Familie zusammen essen, haben auffallend bessere Schulnoten als die, die das nur 2x oder seltener tun. Außerdem weisen sie ein niedrigeres Drogenrisiko auf, leiden weniger an Essstörungen und besitzen eine deutlich bessere Allgemeinverfassung.“

(Untersuchung der Kinderärztin Maria Eisenberg zitiert in: Joachim Bauer, Lob der Schule. Hamburg 2007, S. 99f.)

Es würde mich nicht wundern, wenn die Familienesser später auch noch glücklichere Ehen führen, ihr Risiko für Darmkrebs niedriger ist und sie durchschnittlich häufiger zur Kommunalwahl gehen als die, die eine Allein-Esser-Kindheit hatten.

Ich bin ja nicht so wissenschaftsgläubig. Aber wenn mir ein Ergebnis ins Weltbild passt, muss ich das sofort bloggen.

Und wenn ich mal keine Lust habe, wieder für ein Essen zu sorgen, denke ich an das Zitat der Kinderärztin.

… oder ich denke an eine Szene aus dem Film „Der Pferdeflüsterer“. Dort sitzt die ganze Verwandtschaft von Tom Booker, dem Pferdeflüsterer (gespielt von Robert Redford, schmacht) an einer langen Tafel draußen auf der Farm und feiert das Ende des Viehtriebs. Alle sind glücklich erschöpft von der Arbeit und genießen ein herrliches Barbecue unter einem alten Baum.

Leckeres Essen, Familie, Freunde, Lachen, Grillenzirpen, … Braucht es mehr zum Glück?

So etwa:

Tafel in unserem Garten, das Vieh grast auf der Weide dahinter 🙂

Nun reichen unsere zwei Katzen nicht für einen Viehtrieb. Und wenn ich den Kater einfangen und ihm das Brandzeichen unserer kleinen Doppelhaus-Gemarkung zischend auf den Hintern drücken würde, würde Prinzessin (11) nicht nur das anschließende Barbecue, sondern die Familienessen des nächsten Jahrzehnts boykottieren.

Auch ohne Viehtrieb habe ich mir Farm-Feeling ins Haus geholt: eine große Glocke aus Gusseisen. Ich habe sie unten an die Wand zum Treppenaufgang geschraubt und jedes Mal, wenn das Essen fertig war, kräftig geläutet. Ich habe kurz die Augen geschlossen und sah im Geiste alle aus den Stallungen und den Feldern herbei rennen. Und als meine Lieben vor der dampfenden Suppe saßen, habe ich den Brotlaib an den Busen gepresst und für jeden eine dicke Schnitte abgeschnitten.

Okay, ich habe so viel Oberweite, dass jedes Brot an meinen Rippen hart aufschlagen würde. Unsere Stallungen bestehen aus einem kleinen Gartenhaus für vier Drahtesel. Und das Geläut sorgte nicht für das Herbeirennen eine Großfamilie, sondern nur für Tinnitus bei zwei Großstadtkindern.

Aber das Feeling …

Eines Mittags habe ich so heftig geläutet, dass die Verankerung aus der Wand gerissen ist und die Glocke eine tiefe Kerbe in eine Holzstufe geschlagen hat. Seither bimmele ich mit einem kleinen Glöckchen.

Also, was wollte ich sagen … ach so:

Wegen der Schulnoten, der Drogen und der Allgemeinverfassung immer schön fröhlich Essen kochen und gemeinsam genießen

Uta

Titelbild von August de Richelieu von Pexels. Vielen Dank!

  • Ach wie gut, dass man so einfach Drogenproblemen vorbeugen kann 🙂 Nur ein bisschen Kochen und gemeinsam essen, das bekommen wir hin!
    Aber im Ernst, ich finde ein gemeinsames Essen tatsächlich auch sehr wichtig, man kann sich dabei austauschen, ohne in einer „Interview-Situation“ zu sein und das Gespräch kann so ganz locker dahindümpeln. Der Schulfrust kann abgeladen und durch mit Liebe gekochtes Essen kompensiert werden 🙂
    Sehr schön geschrieben mal wieder, ich liebe deinen Humor!
    Herzlichste Grüße,
    Dani

  • Ich lach´ mich schlapp!

    Bei uns klingelt das kleine Glöckchen nur, wenn´s Christkind da war… hihi!
    Wäre allerdings mal ein spannendes Experiment, eben jenes Glöckchen einzusetzen, um zum Essen zu rufen – und zu sehen, was passiert!
    Ha, was für ein Spaß!

    Aber jetzt mal im Ernst: Du hast vollkommen Recht mit dem gemeinsamen Essen… ich finde das auch SOOOO wichtig!

    Danke für diesen tollen Artikel!
    Papagena

  • Sehr schön, ich bin auch große Verfechterin vom Familien-Essen….und setze das auch durch, selbst wenn die lieben Kleinen ja soooooo viel lieber vor dem Fernseher essen würden….aber nicht bei mir! Und das erinnert mich dran, dass ich mal wieder den Pferdeflüsterer schauen könnte…ich habe immerhin Hund und Katze, die ich danach in Haus treiben könnte…;-)…schöner Blog, übrigens!

  • huhu uta, da schon die werbetrommeln für deine blog eingeläutet sind, kuck ich natürlich auch gleich nach und bin begeistert..bei dieser geschichte schwelgt man gleich mit in der vergangenheit hihi und in der realität hast jetzt eine leserin mehr smile..weiter so und viel spaß in der bloggerwelt…
    glg sabine

  • Ist 7 maliges gemeinsames Essen nicht ein bisschen wenig? Das wäre ja nur 1 von 3 Mahlzeiten pro Tag und pro Woche.
    Egal, habe meinem Sohn o.g Text vorgelesen und eben, beim gemeinsamen(!) Abendessen rechnete er tatsächlich auf:
    „Diese Woche haben wir schon 4mal gemeinsam gegessen, dann muss(!) ich nur noch 3 Mal!“
    :/

    • Heute am Mittagstisch:
      Sohn: Kann ich aufstehen?
      Ich: Nein, ich esse noch.
      Sohn: Dann iss‘ mal schneller!
      Ich: Mecker nicht. Uta sagt, wenn man als Kind oft mit der Familie isst, wird man später ein guter Mensch.
      (Ja ja, das war jetzt etwas sehr frei interpretiert…)
      Sohn: Und was macht Uta beruflich, dass sie sowas weiß?
      Ich: Elterntrainerin.
      Sohn: Man wird also ein guter Mensch, wenn man in der Kindheit gezwungen wird, mit der Mutter zu essen?
      Öhm.. ja.
      Oder?!

    • Meine Ratschläge werden umgesetzt, das lobe ich mir. Bleib dran, Juliane, wie wäre es zum Nachtisch mit CakePops auf WMF-Gabel an … Dann bleibt er sitzen und fragt Dich, ob ihr auf Facebook befreundet sein wollt.

      Irgendwo hatte ich doch ein stylisches CakePop-Rezept …

      LG

      Uta

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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