Frühe Kocherfahrung macht selbstbewusst 

 03/03/2022

Wie ich krank im Bett ein tolles Montessori-Kochbuch entdeckte

Ich bin ein bisschen beleidigt, weil ich Corona bekomme habe, obwohl ich geimpft und geboostert bin, bei Wind und Wetter Fahrrad fahre und in dem Hofladen bei uns in der Nähe die Hauptabnehmerin für Zitronen und andere Vitamin-C-Lieferanten bin. 

Die zwei Balken im Schnelltest und ein wenig Schnupfen - okay. Aber diese Halsschmerzen?! Prinzessin meinte nach einigen Tagen, man müsste mich auf Astronauten-Nahrung umstellen oder mein morgendliches Müsli verflüssigen und intravenös verabreichen, sonst würde das nichts mehr mit dem Essen. 

War es da nicht tapfer, dass ich in der Zeit ein Kochbuch gelesen habe?

Schritt-für-Schritt-Erklärungen

Es handelt sich um ein Kochbuch, das zwei Montessori-begeisterte Mamas geschrieben und gestaltet haben, eine Amerikanerin und eine Australierin. Zugegeben ist dieses Buch schon zehn Jahre alt. Es hat aber in Inhalt und Aufmachung nichts an seiner Aktualität eingebüßt. Mich beeindruckt, dass diese Frauen ihre Kinder schon in die Küchenarbeit einbezogen haben, als sie gerade laufen konnten. Und wenn es nur darum ging, von Bananenscheiben die Schale abzuziehen oder Mehl und Backpulver in der Schüssel miteinander zu verrühren. 

Ich weiß: es ist nichts Neues ist, die Kinder im Haushalt mitwirken zu lassen. Ihr alle werdet wissen, welch positiven Einfluss das auf die Entwicklung kleiner Menschen hat: motorisches Geschick, sich wichtig und wertvoll fühlen, Kenntnisse über gute Ernährung und deutlich mehr Lust auf gesundes Essen, wenn man selbst bei der Zubereitung mitgeholfen hat ... Und doch machen Eltern es im Alltag lieber schnell selbst, oder? 

Ich sprach mit einer Mama im Coaching darüber. Wir beide waren uns einig, dass wir froh waren, nur einfach schnell etwas auf den Tisch zu bringen, wenn Abendbrotzeit war. Ein Kleinkind mit dabei werkeln zu lassen, hätte uns in den Wahnsinn getrieben. 

Aber mit diesem Buch an meiner Seite hätte sogar ich Lust, mir ein Kleinkind auszuleihen und mal wieder ein paar Kleinigkeiten gemeinsam zuzubereiten. 

Das wichtigste Prinzip in der Arbeit von Maria Montessori ist, die Umgebung für Kinder so zu gestalten, dass sie möglichst viel allein tun können. Deshalb beschreiben die Autorinnen Schritt für Schritt, wie man seine Küche so umrüstet, dass Kinder von klein auf alles erreichen können, was sie zum helfen brauchen. Angefangen von der Kinderschürze, die an einem niedrigen Haken hängt und mit Klettverschlüssen vom Kind allein umgebunden werden kann, bis zur standsicheren kleinen Gemüse-Reibe. 

Wenn hier von Küchenumgestaltung die Rede ist, meinen Sara E. Cotner und Kylie D'Alton nichts Aufwändiges. Man kann ein niedriges Fach im Schrank frei räumen und dort in Schachteln und einem Schubladeneinsatz das Küchenwerkzeug des Kindes einräumen. So kann es auch gleich lernen, seine Kochlöffel, Schneebesen und Kinder-Messer nach dem Abwasch wieder einzusortieren. Wäre es nicht wunderbar, so eine Zwergenabteilung in der eigenen Küche zu haben? Ich freue mich schon darauf, später für die Enkel kleine Schneebesen, Backpinsel, Gemüsebürste, kindgerechten Sparschäler, kleingeschnittene Schwämme und halbierte Geschirrtücher in ein Fach zu legen, zu dem sie jederzeit Zugang haben. 

Keine Plastikmesser!

Nehmt dafür bitte - darauf weisen die Autorinnen von "Kids in the kitchen" hin - kein Küchenspielzeug für Kinder wie zum Beispiel Plastikmesser, die nicht schneiden, sondern Werkzeuge und auch Messer, die voll funktionstüchtig, aber kindgerecht gestaltet sind. Wie diese zum Beispiel. Das ist ein wichtiger Unterschied. 

Sparschäler mit Fingereingriff, Foto: privat

Auch das Messer hat im Griff ein Loch für mehr Griffsicherheit. Zudem gibt es einen Fingerschutz dabei. Foto: privat

Unbestritten braucht es viel Geduld und Zeit, um mit kleinen Kindern zu kochen. Wer aber anfangs diese Mühe investiert, wird reich belohnt werden: helfende Kinder sind bessere Esser, auf lange Sicht wird Mithilfe im Haushalt für sie selbstverständlicher, zudem lernen sie früh alles über Zutaten sowie über Maße und Gewichte (das Ganze ist gelebte Mathematik) und sie entwickeln nachhaltig Selbstvertrauen. 

Obige Zeilen lest ihr bitte immer wieder, wenn ihr erschöpft auf den Küchenboden gesunken seid, an einer verklebten Schranktür lehnt und den Bananenmatsch aus dem Profil der Hausschuhe kratzt. Es lohnt sich!

When we step back to give children a chance to do things for themselves, we allow them to contribute to their own self-formation. We help them cultivate the deepest and most authentic sense of self-worth. They feel proud of themselves because they witness their own ability to impact the world around them - not because they receive praise from adults.

Sara E. Cotner/Kylie D'Alton

"Kids in the kitchen", Seite 5

Das Buch gibt es nur auf Englisch. Da es aber wenig Text, aber dafür umso mehr Fotos von den Werkzeugen und den einzelnen Arbeitsschritten gibt, sollte das für niemanden ein Hindernis sein. 

Immer fröhlich schon die Kleinsten etwas in der Küche tun lassen,

Eure Uta 

Achtung! Da sich die Gewinnerin meines Buches nicht gemeldet hat, habe ich neu verlost. Nun darf sich Theresa über "Wie Kinder stark werden und Eltern entspannt bleiben" freuen. Herzlichen Glückwunsch, liebe Theresa, bitte maile mir deine Anschrift!

Titelbild von ShotPot von Pexels. Vielen Dank!

Der Beitrag gilt wegen der Links als Werbung. Das Kochbuch aber habe ich mir selbst gekauft und auch vom Kinder-Messer-Hersteller habe ich keinerlei Zuwendung erhalten. 

  • Ha!, endlich mal ein Thema, bei dem ich alles richtig gemacht habe!! 😀 Unsere Kinder durften von Anfang an mit in der Küche rumwurschteln, helfen, naschen usw. Sie benutzten auch gleich zu Beginn echte Messer. Ergebnis daraus sind zwei Kinder (12 und 10), die gerne mal einfach so von sich aus einen Kuchen backen oder das Abendessen übernehmen, das ist so toll!
    Ich freu mich richtig, dass ich bei diesem Artikel endlich mal kein schlechtes Gewissen bekomme oder traurig werde. (Die anderen Artikel tun mir trotzdem gut weil sie etwas aufrütteln oder zum Umdenken anregen. Ich freu mich trotzdem.)
    Liebe Uta, Dir wünsche ich ganz bald gute Besserung!
    Liebe Grüße
    Dana

    • Liebe Dana, entschuldige, ich habe deinen Kommentar erst jetzt gesehen, weil irgendetwas mit meinen WordPress-Benachrichtigungen nicht stimmt. Großartig, dass deine Kinder von sich aus mal einen Kuchen backen oder das Abendessen übernehmen. Das ist ja eine tolle Bestätigung für den Appell meines Beitrags. Allerdings bekam ich auch kurz einen Schreck, denn ein schlechtes Gewissen möchte ich niemandem durch meinen Blog machen. Leider sind wir Mamas ganz leicht anfällig dafür. Umso schöner zu lesen, dass die anderen Beiträge, dir trotzdem gut tun. Puh! Viele liebe Grüße, Uta

  • Gerade versuche ich täglich mit unserer fast Dreijährigen frisch zu kochen und mittags pünktlich etwas auf den Tisch zu bekommen. Das gestaltet sich dann zeitweise sehr stressig und nicht immer so harmonisch, wie ich es mir wünschen würde.

    Aber im Grundsatz ist es finde ich unglaublich wichtig, Kinder (ähnlich der Montessori-Idee) an den alltäglichen Dingen teil haben zu lassen und die Selbstständigkeit nicht schon im Kindesalter zu verderben. (Gerade eben z.B. zusammen Böden „geputzt“ – Ergebnis: doppelte Arbeit für mich 🙂 )

    Dir Uta eine gute Besserung und einen milden Verlauf ohne Nachwirkungen!

    Grüße,
    Rini

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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