Strahlende Männeraugen 

 12/12/2012

Neulich hatte ich wieder Cafeteria-Dienst in unserer Schule. Beim Aufräumen sagte eine der anderen Mütter: „Mein Mann und ich schenken uns schon lange nichts mehr zu Weihnachten.“ Die anderen nickten. „Es reicht schon der ganze Stress mit den Geschenken für die Kinder.“

Ich schaute in den riesigen Topf, den ich gerade abtrocknete. „Nichts mehr zu Weihnachten… nichts mehr …“ Mir war, als hörte ich ein trauriges Echo vom Grund des Topfes. „Nichts mehr …“

Wer seit November eine durch 24 teilbare Zahl von Päckchen für Söhne und Töchter geschnürt hat, wer für den Weihnachtsmarkt in der Schule gebacken und gebastelt hat, wer zum Nikolaus die Stiefel gefüllt hat und gleich wieder los muss für die persönlichen „Kleinigkeiten“ für die Patentante, den Briefträger, den Zeitungsboten, den Saxophonlehrer, die Hip-Hop-Trainerin …

…. ist irgendwann durch mit Weihnachten und mit der Liebe.

Dann hat es sich ausgeliebt, dann ist es ein Geschenk, wenn man mit dem Menschen, den man vor den Kindern und dem Labrador kannte, auf dem Sofa dösen darf.

Dann können wir so weiter machen, bis auf uns die Beschreibung passt, die Marie-Luise Scherer auf ihre Tanten gemünzt hat:

„Soweit ich meine Tanten überblicke, war jede eine Herrscherin, die ihren Mann mehr ertrug, als dass sie ihn liebte. Und wenn im Alter diese Männer nicht mehr aus der Küche wichen, nur noch im Wege saßen und ein Faktor der Unordnung waren, machten sie sich bald ans Sterben.“ (Die Journalistin Marie-Luise Scherer in einer Rede zit. in Hamburger Abendblatt vom 2.3.2012)

Können wir nicht bei den Kindern ein Geschenk streichen, dem Saxophon-Lehrer einmal warm die Hand drücken, die Kekse kaufen und der Liebe unseres Lebens zu Weihnachten eine echte Freude machen?

Neulich habe ich mich mit meiner Freundin Marie auf einen Kaffee getroffen. Mal wieder Herzausschütten in dem tobenden Trennungskampf mit ihrem Mann.
Rosenkrieg seit Monaten. Und vier Kinder kauern in den Schützengräben.
Ich hatte gerade Zucker auf den Cappuccino-Schaum rieseln lassen, als sie meinte: „Ich habe ja schon vor Wochen was Schönes für Hannes zu Weihnachten bestellt.“ –
„Gibt es einen neuen Hannes?“ –
 „Nein, für den alten Hannes.“
„Wir kennen uns so lange“, meinte sie und schüttelte ihr Zuckerpäckchen. „Ich weiß doch, worüber er sich freut.“
Hattet ihr schon mal Milchschaum in der Luftröhre? Der Horror.
Das Geschenkband ist von „Depot“.
Weihnachten ist verrückt, oder?
Immer schön fröhlich den Liebsten beschenken

Eure Uta

  • Jetzt hatte ich aber gerade „Pipi“ in den Augen, als ich von deiner Freundin las. Ist doch irgendwie süß…
    Und ja… mit den Weihnachtsgeschenken… da ist was dran… und wenns ne Kleinigkeit ist… ich werd mal in mich gehen!
    Das Geschenkband ist der Hammer!
    Lieben Gruß und noch eine stressfreie Adventszeit
    wünscht die
    Elli

  • Liebe Uta,
    vom Grundsatz muss ich dir Recht geben…dennoch: Ausnahmen bestätigen die Regel! Mein Göttergatte und ich schenken uns schon seit „Jahrzehnten“ nichts zu Weihnachten …und trotzdem lieben wir uns mehr denn je… Und das liegt wohl eher an anderen liebevollen Gesten…so findest du zwischen den Geschenken der Kinder unter dem Weihnachtsbaum liebevoll geschriebene Briefe… oder in der Vorweihnachtszeit kleine Zettelchen mit Botschaften, die nur wir verstehen…und da ist es wirklich nicht von Belang, sich gegenseitig zu beschenken…ganz im Gegenteil, ich würde es eher als Lückenbüßer empfinden, da man sich ansonsten ( vor allem in der Hektik der Vorweihnachtszeit) nicht mehr so viel zu sagen hat.
    Ene schöne Vorweihnachtszeit wünscht dir
    Sandra

  • Wie traurig, wenn am Ende der Weihnachtszeit, beim großen Finale, nichts mehr übrig ist als Erschöpfung und Ernüchterung. Weihnachten und Schenken als To Do auf dem Zettel, ohne das emotionale Bedürfnis dahinter. Dann würd ich es ganz lassen.
    Momentan bedauere ich es sehr, dass ich wegen der banalen Arbeit so wenig Zeit habe, das Aussuchen und Anfertigen von Geschenken so richtig zu genießen. Blödes Jahrestiming. Dabei macht Schenken so viel Freude. Etwas suchen oder herstellen, von dem man hofft, dem anderen eine Freude zu machen. Die leuchtenden Augen zu sehen. Weil es Freude macht, jemanden glücklich zu machen, finde ich Geschenke zu Weihnachten (und sonst auch)einfach schön. Und kann mich auch selber sehr freuen über aufmerksam ausgesuchte Gaben, die einem sagen: da hört jemand zu, da hat jemand über Dich nachgedacht, Zeit und Liebe investiert, um etwas zu finden, dass mich freut. Schenken ist auch Liebe, wenn es ohne Bestellzettel und „Müssen“ auskommt.

    Lieber Gruß,
    Katja

  • Liebe Uta,
    vielen Dank für diesen schönen Beitrag. Weihnachten ohne ein Geschenk für mich (die Geldgeschenke meiner Eltern und des Opas mal ausgenommen) ist für mich kein richtiges Weihnachten! Ich gehöre nicht zu denen, die sich nur an den strahlenden Kinderaugen erfreuen kann 😉 (manchmal strahlen sie nämlich gar nicht, sondern es wird zum Bruder geschielt, der natürlich das viel bessere Geschenk bekommen hat).
    … und natürlich ist auch für meinen Mann Weihnachten erst richtig schön, wenn auch er ein Geschenk bekommt.
    Ich kenne viele Familien, die sich ihre Wünsche (auch die der Kinder) immer so ziemlich sofort erfüllen und dann natürlich keine Wünsche oder Träume mehr zu Weihnachten haben. Das macht die Sache dann tatsächlich schwierig.
    Liebe Grüße!
    Jenny

  • Hmm, ein sehr schoener Beitrag. Er stimmt nachdenklich. Danke dafuer!
    Besonders der Kommentar deiner Freundin beruehrt. Ich empfinde es als traurig, dass sie sich trennen, wenn sie sich so gut kennen.

    Viele Gruesse,
    Kathrin

  • Super, dass Du das Thema ansprichst!
    Auch wir (der Liebste und ich) waren schon an dem Punkt, dass wir uns zu Weihnachten nix mehr schenken wollten…

    ABER ICH HALTE DAS NICHT AUS – jedes Mal wieder schenke ich doch etwas… weil ich einfach immer so viele Ideen habe, was ihn freuen könnte… und weil es auch so viel Freude macht, das Schenken!

    Klar, dass er dann auch immer etwas hat – schließlich wäre es ja peinlich, mit ohne was dazustehen, wo er doch weiß, dass ich wieder mit Geschenken daherkomme…. hihi
    Die ganze „Wir-schenken-uns-nix-Kiste“ ist also bloß heiße Luft bei uns.

    Du hast das sehr, sehr gut geschrieben, diesen traurigen Nachklang, wenn man sich wirklich mal überlegt, dass man dem Menschen seines Lebens ausgerechnet … nichts schenkt.
    Hm.
    Wirklich traurig!

    Papagena

  • Danke!*g Ich gucke auch immer betreten, wenn ich höre, dass nichts geschenkt wird. Ich bin hoffnungslos weihnachtsverliebt und deshalb hätte ich sehr egoistisch bitte gerne ein Geschenk.*lach Dafür schenke ich herzlich gerne auch ihm was.*lach Nein, im Ernst. Wir diskutieren vorher immer, dass es ja nicht so teuer sein muss (die Geschenke der Kinder kosten ja schon und das Haus muss abbezahlt werden und diese oder jene größere Aktion steht an. Doch am Ende ist es jedes Jahr anders – wir schenken uns (manchmal in vorher verzweifelter Absprache – damits auch wirklich gefällt*g) dann doch einfach, was dem anderen wirklich gefällt. Verboten sind dabei aber strikt Haushaltssachen und Putzsachen für die Frau, ich persönlich würde ihm auch für Unterwäsche ins Gesicht springen und bei ihm Socken, Krawatten und Hemden (sowas dient eher als Abrundung des Geschenkeberges*g).

    Übrigens ist dein Blog einfach Zucker – ich habe ihn vor Kurzem erst gefunden und bin sehr lange nicht vom Rechner gewichen. Ich sehe, mich erwartet mit Sohn (6) und Tochter (2) noch eine Meeeeengggeeee!*lach

    LIebe Grüße und eine besinnliche Zeit, sowie dicke Vorfreude!*g LOLO

  • Liebe Uta,
    eben traf mich fast der Schlag – vor Freude und Erstaunen! Ich war ein paar Tage weg und surfe nun so ein bisschen durch „meine“ Blogs, las deinen heutigen Post und wollte gerade auf den Link zum Kalender-Bestellen klicken, da fiel mir ein, dass ich vielleicht doch erst mal nachgucken sollte, wer denn bei der Verlosung gewonnen hat – nur so aus Neugier, ich habe bei sowas nämlich nie!!! Glück.. jedenfalls bis jetzt…
    Meinen Jubelschrei müsstest du eigentlich bis zu dir hinauf gehört haben!
    Meine Adresse kommt per e-mail, ein ganz dickes „Dankeschön“ lasse ich hier und gute Wünsche für eine schöne letzte Adventswoche!
    Brigitte

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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