Sich selbst schön finden 

 11/04/2015

Können wir unsere Töchter dazu bringen, sich selbst schön zu finden?

Angenommen der Supermarkt, in dem du immer einkaufst, wäre nur durch zwei Eingänge zu betreten. Über der einen Tür steht „durchschnittlich“, über der anderen „wunderschön“. Für welche Tür würdest du dich entscheiden? Wie würdest du dich einsortieren? Welche Wahl triffst du?
In dem Video-Spot von MaryAnn Barone wurden in fünf Städten weltweit (San Francisco, Shanghai, Delhi, London und Sao Paulo) Frauen gefilmt, die vor diesen beiden Möglichkeiten standen. Manche treten beherzt durch die „beautiful“-Tür, die meisten strömen durch die „average“-Tür, eine ergreift sogar die Flucht, scheint beide Eingänge für sich nicht angemessen zu finden. „Ich habe ohne zu zögern“, sagt eine danach im Interview, „für mich den „Durchschnittlich“-Weg gewählt. Ich habe so gewählt und niemand sonst.“
Andere werden von einer Schwester oder Freundin lachend über die „Beautiful“-Schwelle gezogen. Und eine Frau berichtet, sie habe ein Triumph-Gefühl dabei empfunden, „der Welt zu sagen, ‚ja, ich finde mich schön‘.“
Schließlich kommt eine Mutter mit ihrer etwa 15jährigen Tochter. Zielstrebig und schwungvoll ist sie Richtung „Schönheit“ unterwegs, während das Mädchen bei „durchschnittlich“ abbiegen will. Aber ihre Mutter zieht sie zurück, hält ihr die „Beautiful“-Tür auf und scheucht sie lachend hindurch.
Mich hat das Video sehr berührt, zeigt es doch, dass wir die Wahl haben und dass diese Wahl Auswirkungen hat auf unser Leben.
Für Prinzessin (14) wünsche ich mir, dass sie schnurstracks durch die „Beautiful“-Tür geht. Jeden Tag neu.
Kann ich sie scheuchen?
Ihr zu sagen, dass ich sie schön finde, mag sie gar nicht. „Ach, das sagst du nur, weil du meine Mutter bist. Hör auf damit.“
Ich bin dann immer etwas zerknirscht, weil ich denke, es ist doch ein guter Anfang, wenn die eigene Mutter das findet.
Aber damit es sie auch erreicht, habe ich sie in einen Kurs geschickt: Eine Freundin von mir hat in der örtlichen Familienbildungsstätte jungen Mädchen gezeigt, wie sie ihrer inneren Schönheit Ausdruck verleihen. Welche Farben passen zu mir? Welche Schnitte? Wie geht ein stolzer Gang? Wie kann ich mir selber die Haare hochstecken? Wie bringe ich meine Augen zum Leuchten?
Am anderen Morgen musste ich mich so an den Wohnzimmerschrank lehnen, dass auch die Schultern und der Kopf das Holz berührten. Prinzessin hat noch ein wenig gedrückt und schließlich gesagt:  „So, jetzt stehst du  gerade,  jetzt kannst du los laufen.“ Und wir beide schritten königlich die Garde unserer Esszimmer-Stühle ab.
Ich bin sehr froh, dass ich sie für diesen Kurs gewinnen konnte. Mehr kann ich nicht tun. Oder?
Doch. Das Entscheidende ist, dass auch ich jeden Tag „beautiful“ wähle.
Das ist die Sache mit den Fußstapfen.
Immer fröhlich bleiben.
Eure Uta

Titelbild von Olga von Pexels. Vielen Dank!

  • Nein, man kann nichts tun, außer sein Kind wirklich schön finden und sich selber mit all seinen Makeln natürlich auch. Meine schwierige (kranke) Tochter – ich erwähnte sie schon- ist bildschön innen wie außen, sieht es aber nicht. Jetzt, wo sie weite Teile ihres Körpers mit hässlichen Narben versehen hat, kann sie ihre Schönheit teilweise erkennen, auch mit den Narben. Endlich kann sie ermessen, was es mit der Schönheit auf sich hat. Jeder muss diesen Weg allein gehen. Auch so ein Kurs, auch das aufrechte Gehen, sind nur Äußerlichkeiten.
    Und wie oft hat man es selber schon erlebt, dass äußere Schönheit ganz schön schnell in sich zusammen fällt, wenn keine innere Schönheit vorhanden ist. Und umgekehrt, da ist ein äußerlich wirklich unschöner Mensch mit der Zeit gar nicht mehr so hässlich und man fragt sich, was man denn da vorher gesehen hat.

  • Genau meine Tochter „Das sagst Du bloß, weil Du meine Mama bist“.
    So ein Kurs fände ich auch super!
    Bei uns ist es so, dass sie wirklich hübsch ist, aber fast zwanzig cm kleiner als fast alle ihre Freundinnen und mit 14 Jahren noch keine 35 kg schwer, da wirkt man halt noch sehr kindlich. Aber das wird sich ja noch ändern, auch wenn sie kein Riese mehr wird. Ich bin hoffnungsvoll. Und würde aus Prinzip durch die beautiful-Türe gehen 🙂
    liebe Grüße von Petra

  • Ach, warum müssen Frauen immer schön sein, können wir da nicht endlich mal weg davon. Schönheit war immer mein einziger Wert, ich hatte lange das Gefühl, das ist das einzige was ich habe. Es hat mir zwar einen wichtigen Selbstbewusstseinschub gegeben in der Pubertät, als ich meine Wirkung vor allem auf Männern entdeckt habe, aber das Gefühl, liebenswert zu sein oder schlicht einfach gut so wie ich bin, wäre so viel wichtiger gewesen.

  • Ich schließe mich der Meinung von Susanne an: Innere Schönheit bedeutet viel mehr als äußere. Eine schöne Hülle kann vielleicht für den Moment einen Raum erleuchten, ein schönes Inneres sorgt aber für dauerhaftes Strahlen. Das Aussehen macht einen Teil unseres Selbstwertes aus, es gibt aber noch viel mehr Eigenschaften, über die wir uns als Individuum definieren. Besonders die Fähigkeiten, die wir uns selbst erarbeiten mussten, und die Eigenschaften, die uns von anderen abheben, sorgen für ein gutes Selbstbewusstsein. Gute Pflege des eigenen Körpers zeigt von einer guten Beziehung zu sich selbst. Jedoch ist es mir wichtig, dass ich mich selbst weiterentwickle, und nicht die ganze Kraft in die Aufrechterhaltung meines Äußeres investiere.

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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