Ein reales Wimmelbild 

 10/08/2016

Wie Eltern ihr Kleinkind vor ein iPad setzten und ihm das reale Abenteuer nahmen

Auf unserer Rückreise aus dem Urlaub haben wir einige Zeit am Flughafen in Nizza verbracht. Weil den Kronprinzen und mich immer der Hunger auf etwas Deftiges treibt, suchten wir vor dem Abflug ein Imbiss-Lokal auf. Dort war es sehr kurzweilig. Denn man konnte durch die große Glasfront direkt auf die Rollbahn sehen.
Kurz nach uns setzen sich Eltern mit einem etwa zweijährigen Jungen an den Nebentisch. Nett aussehende Menschen, Skandinavier, gut gekleidet, mittlerer bis höherer Bildungsabschluss, tippe ich jetzt mal so. Sie setzen sich also, der Junge zwischen ihnen in einem Hochstuhl. Seine Mama legte ihm ein Brötchen hin, der Vater reichte ihm einen Becher zu trinken. Als nächstes wurde ein iPad vor ihm aufgestellt und ein Zeichentrickfilm gestartet.

Ich weiß nicht. Vielleicht waren es gar nicht seine Eltern, sondern zwei Mitarbeiter einer Studie mit dem Thema „Wie viel Reize kann ein Kleinkind in einer Minute aufnehmen? Feldforschung an internationalen Flughäfen“. Auf jeden Fall wurde der Reizpegel nach Phase 1 noch erhöht und die Frau stellte einen batterie-getriebenen Mini-Ventilator vor den Jungen, der nicht nur auf Knopfdruck ein- und auszuschalten war, sondern auch noch Süßigkeiten in seinem Sockel enthielt.
Hatte ich erwähnt, dass wir alle auf das Rollfeld guckten? Flugzeuge landeten, Gepäckzüge zuckelten vorbei, Frachträume klappten  auf, Männer in Sicherheitswesten winkten, hier Blinklichter, dort Fahnen, Piloten, Stewardessen, Busse … ein reales Wimmelbild. Kostenfrei. Ohne Abo. Einfach unsere Welt, zum Hingucken und Staunen.
Aber der kleine Junge konnte das Treiben nicht sehen, weil ein iPad und Figuren mit melonengrößen Köpfen ihn ganz in ihren Bann gezogen hatten.

Kurz ein paar Sachen dazu:

  • Filme stellen Klein-Kinder ruhig, sie fallen in einen Trance-ähnlichen Zustand
  • ihre Aufmerksamkeit wird von außen gelenkt
  • das für dieses Alter so typische und wichtige Tasten und Begreifen und Sich-selbst-im-Raum-bewegen und Interagieren wird ausgeschaltet
  • das experimentelle Neugier-Verhalten wird langfristig gelöscht
  • dieser Forscherdrang kann – je nach Einstellung – für Erwachsene anstrengend sein, für die Entwicklung der Kinder ist er essentiell
  • Erlebtes wird verarbeitet durch eigenes Tun und Träumen, es kann „sacken“ und die Grundlage bilden für eigene innere Bilder
  • in diesem Alter braucht das Gehirn die Botschaften der Hände so dringend wie später nie wieder
  • zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr nehmen die sprachlichen Fähigkeiten stark zu und werden trainiert im Austausch mit echten Menschen
  • Für die Sprachentwicklung ist es wichtig, mit dem Kind über das zu sprechen, was es gerade sieht: „Guck mal, da werden die Koffer ausgeladen.“ – „Da kommt der Tankwagen.“ – „Kannst du den Mann im Cockpit sehen? Er hat gerade Platz genommen.“ – „Der Flieger dort hinten wartet sicher auf seine Starterlaubnis.“ – „Klettere ruhig mal auf den Stuhl, dann siehst du die Maschine, mit der wir gleich fliegen.“

Vor unserem Abflug hatte ich noch Gelegenheit, drei alleinreisende Mütter mit Kleinkindern zu beobachten (Achtung! Frau Katzenklo is wachting you!) Da wurde mir auch wieder klar, wie anstrengend Reisen mit Babys sind. Vor allem wenn man niemanden hat, dem man das Kind mal eben in die Hand drücken kann, weil Mutter zum Klo muss, den Koffer aufs Band hieven will, den Buggy vor dem Einsteigen zusammenfalten muss, die Durchsagen trotz Baby-Gebrabbel und aktiver Sprachförderung nicht verpassen darf … klar, gibt es da Situationen, wo man selbst den Kleinsten einfach mal sein Smartphone in die Hand drückt, nur damit einen Moment Ruhe ist. Auch klar, dass ein Tablet mit Spielen und Filmen bei den etwas Größeren hilfreich ist, um lange Wartezeit zu überbrücken. Ich würde es aber nicht zum Standard erheben.
Woran haben die Kleinen Spaß, was hilft auf Reisen?

  • Vor dem Einstieg ins Flugzeug sie noch möglichst viel krabbeln oder laufen lassen.
  • Weil ihnen noch das Verständnis für die Objekt-Permanenz fehlt, lieben kleine Kinder Versteckspiele, also das Kuscheltier verschwinden und hinterm Koffer wieder auftauchen lassen …. total simpel, aber ein großer Spaß. Warum sieht man bloß kaum Menschen, die das mit ihren Kindern tun?
  • Sing- und Fingerspiele, ein bisschen „Oldschool“, aber sooooo toll für die Sprache und für die Beziehung!

Steigt das Büblein auf den Baum,

ei, wie hoch, man sieht es kaum!

Hüpft von Ast zu Ästchen,

schlüpft zum Vogelnestchen.

Ui, da lacht es! Bums, da kracht es!

Plumps, da liegt es unten!

(Der hochgestreckte Arm des Erwachsenen ist der Baum, an dem die andere Hand emporklettert. Die einzelnen Finger sind die Äste, bei „Vogelnestchen“ die Finger krümmen und ein Körbchen bilden, bei „Ui, da lacht es!“ in die Hände klatschen, bei „Bums, da kracht es!“ auf die Oberschenkel oder die Tischplatte schlagen.) aus dem Klassiker: Das große Ravensburger Buch der Kinderbeschäftigung. Ravensburg 1991, Seite 37/38!

  • weitere, sehr schöne Sing- und Fingerspiele hier
  • Tierkartenspiele, gut gefiel mir dieses hier
  • sehr lange können sich Babys auch mit einem Schlüsselbund beschäftigen, ich hatte mir damals beim Schlüsseldienst bunte Plastikschlüssel geholt und auf einen Ring gezogen, noch besser ist wohl dieser geeignet (es gibt auch welche, die Geräusche machen und eine Batterie enthalten, aber die sind eher nervig, das normale Rasseln reicht völlig)
  • Wimmelbücher zusammen anschauen, gibt es zum Beispiel auch von Pixi in kleinen Formaten
  • Und schließlich ist der Flughafen selbst ein großes Wimmelbild, man muss kein großes Programm machen, es reicht auch schon umherzugehen, Rolltreppe zu fahren, zusammen aus dem Fenster zu schauen und darüber zu sprechen, was man sieht

Habt ihr noch nicht-digitale Tipps, wie man Kleinkinder auf Reisen bei Laune hält? Vielleicht können wir möglichst viel zusammentragen.
Immer fröhlich das Neugierverhalten von Kleinkindern genießen, statt es medial zu betäuben.
Eure Uta
PS: Christina von „Mama chillt“ hat einen interessanten Beitrag darüber geschrieben, wie sie bei ihrem kleinen Sohn mit Homöopathie (der sie eher skeptisch gegenüberstand) wahrscheinlich eine Ohr-Operation wird vermeiden können: „Die Sache mit den Globuli“.

  • Bei uns hilft – seit dem 2. Geburtstag ungefähr – die gute alte Magnettafel über langweilige Reisen (Zug, Auto, usw.) hinweg. Man kann damit so viel machen:
    – Einfach das Kind malen lassen
    – Abwechselnd malen nach dem Motto „Ich mal etwas, das du nicht kennst / ganz genau kennst / noch nicht so gut kennst“
    – Geschichten malen
    – Das Kind darf sich was wünschen, was der Erwachsene malt,….
    Unendliche Möglichkeiten. Die fehlt bei uns nie!

  • Ja leider sieht man solch eine Art von Animation für Kinder immer öfter. Dabei wäre es doch soooo schön, sein eigenes Kind dabei zu beobachten wie es da draußen in der Welt, in seiner Umgebung die Dinge entdeckt! Das strahlende Lächeln, das Glucksen, das Freuen, wenn es etwas entdeckt hat und das an den Lippen der Eltern hängen, wenn es was erklärt bekommt, das ist doch ein wundervolles Erlebnis für die Eltern. Sich darüber zu freuen, dass das Kind den Namen des Gesehenen benennen kann oder einfach versucht nachzuplappern, was die Mama oder der Papa da ihm erzählt! Und dann einfach müde wird und im Schlaf alles verarbeiten darf und dabei lernt!
    Ich gestehe auch, dass ich meine Kinder damals auch mal vor den Fernseher gesetzt habe, um in Ruhe meiner Arbeit nachgehen zu können. Aber da ist es auch wichtig, altersgerechte Filme ansehen zu lassen. Meine Tochter hat z. B. Heidi und Biene Maja sehr geliebt. da wurde dann aus vollem Herzen die Titelmusik mitgesungen und dann später im Garten auf der Schaukel die Heidi nachgemacht. Aber ich denke, ich hab ein gutes Mittelmaß gewählt und mich sehr viel mit meinen Kindern beschäftigt. Bücher zusammen gelesen, gemalt, Puzzle gelegt, Ball gespielt, etc.
    Es ist wie beim Essen, von allem ein bisschen und von manchem nicht zu viel!
    LG Petra

  • Das Foto, zum Weinen! Wir sind, als unsere Kinder so klein waren, extra zum Flughafen gefahren, weil es da so schön wuselt. Schön war das. Damals habe ich es für die Kinder gemacht. Heute labe ich mich an der Erinnerung.
    LG Christina

    • Extra hingefahren sind wir auch. Für den Kronprinzen, der Flugzeuge so mochte, und für mich, die so gerne Wiedersehensszenen bei der Ankunft sieht. LG Uta

  • Meine Nichte aus den USA fütterte ihren kleinen Sohn immer mit dem Tablet vor der Nase mit dem Argument, dann merke er nicht, dass er esse. Sie schob dem drei(!) jährigen ,während auf dem Tablet hektische Trickfilme liefen, püriertes Essen in den Mund. Anders ginge es nicht.
    Nun soll dieses Kind Asperger haben, sagen die Ärzte. Meine Nichte und ihr Mann sind studierte Leute.
    Was mit all den Kindern hirnentwicklungsmäßig passiert will ich mir gar nicht vorstellen. Gut, dass Du darüber schreibst und hoffentlich viele Eltern erreichst.
    Lieben Lisagruß!

    • Meine Schwiegermutter glaubt auch immer, dass ein Hochschulabschluss mit einer gewissen Lebensweisheit einherginge. Ich fürchte, dem ist nicht so. LG Uta

  • Traurig ist das, unser Kinderarzt hat sich letztens gefreut, dass wir die Wartezeit im Sprechzimmer mit einem Buch überbrückt haben und nicht mit dem Handy.
    Auf Reisen und wenn wir mit den Kindern essen gehen habe ich immer Block und Buntstifte in der Handtasche, zwei Spielzeugautos dazu – unseren langt das.
    Viele Grüße
    Anja

  • Wir waren auch kürzlich mit dem Flugzeug auf Reisen & selbst unsere große Tochter (10j) hat sich interessiert umgeschaut. Okay, der Flug selber war etwas hart, grade für unseren Sohn (5j) der eh nie still sitzen kann. Aber wir haben „Welches Tier bin ich?“ gespielt & „Ich sehe was was du nicht siehst“. Später noch etwas ausgedachtes, was ungefähr so geht. „Wieviele Leute mit Hut siehst du?“ & die Kinder dann sagen sollen wieviele Leute sie mit Hüten sehen. Der die meisten sieht, bekommt 1 Punkt. usw.
    & auch wenn es anstrengend ist für uns Eltern sich mit den Kindern zu beschäftigen, es gibt so viele andere möglichkeiten als Elektronik. Das Problem ist nur, die Kinder sind diese möglichkeiten nicht mehr gewohnt & tuen sich dann schwer wenn sie es plötzlich ohne der Elektronik aushalten sollen. Traurig!
    Lg Coline

    • Es lohnt sich einfach so sehr, in diese frühe Phase Anstrengung zu investieren. Ihr zählt Hüte? Ich habe mit meinen Schwestern früher im Auto auf der Fahrt zu Verwandten Weihnachtsbäume gezählt. Aber Hüte gehen natürlich das ganze Jahr. Danke! LG Uta

      • Liebe Uta, wie lustig, genau das Weihnachtsbaumzählen haben wir früher auch immer gemacht! Auf jeder Autobahnfahrt! Wir wussten schon auswendig auf welcher Seite man bei häufigen Fahrten gewinnen würde (jeder durfte natürlich nur die Bäume auf seiner Fensterseite zählen). Manchmal haben wir noch die Spiegelungen der Bäume im Fenster mitgezählt oder Bäume vor und nach der Kurve doppelt gezählt :-). Ich freu mich schon, das meinem Kind irgendwann schmackhaft zu machen! LG Daniela

  • So, jetzt oute ich mich: Ich stelle meine drei Kinder während der Autofahrt in den Urlaub (ca. 6 Stunden) auch mit Filmen ruhig. Davon gucken oder spielen sie etwa 3 Stunden iPad. Dann ist der Akku leer. Und ich habe kein schlechtes Gewissen dabei. Sondern komme entspannt und gut gelaunt an.
    Jetzt haut mich!
    Lg SteffiFee

    • Liebe SteffiFee,
      klatsch! Nein Scherz 😉 Unsere Lütte ist fünf, und ich glaube, seit sie etwas über drei war, hat sie während der 3,5 Stunden Seereise nach Helgoland auch iPad geguckt. Nicht die ganze Zeit, aber zwischendurch immer wieder. Aber ich denke, es ging auch eher um die ganz Lütten in -vor allem- solch unverständlichen Situationen wie auf dem Bild oben, oder liebe Uta?
      Als die Lütte noch kleiner war, sind wir meist noch mit einem Schiff gefahren, auf dem es einen kleinen Spielebereich gab. Das war auch oft anstrengend, weil wir ständig hin- und herlaufen mussten. Sonst haben wir auch Bücher geguckt oder sind an Deck gegangen etc. Oder sie hat auch mal auf Papas Handy Fotos angeguckt.
      Mittlerweile fahren wir mit nem anderen Schiff … haben Malsachen, Bücher oder kleine Unterwegs-Spiele mit … und das iPad. Natürlich gucken wir auch aus dem Fenster oder gehen raus, aber gerade weil ich schnell seekrank werde, kann ich nicht die ganze Zeit „Programm“ machen … und der Papa … braucht auch mal ne Pause 😉
      Bei Instagram habe ich neulich gesehen/gelesen, dass die Mama einen kleinen Beutel/Rucksack für den 5/6-Jährigen gepackt hat, in dem drei -mehr oder weniger- kleine neue Dinge steckten, die er halt noch nicht kannte bzw sich gewünscht hatte … so sollte er auf jeden Fall eine Weile gut beschäftigt sein. Das finde ich -vielleicht gerade auf Autofahrten, wo man sich ja auch konzentrieren können muss etc- richtig toll. Und wenn man nicht alle paar Wochen so eine lange Reise mit neuem Gepäck macht, ist das sicherlich bezahlbar und spannend fürs Kind. Son bisschen wie ne Wundertüte.
      Ansonsten zeigt Claudi auf dem wasfürmich-Blog eine ganz tolle Alternative zu normalen Malbüchern. Nämlich selbst gemacht. Haben wir direkt mit auf diese Reise genommen.
      Und, liebe Uta, über TV für schon 1-2 Jährige habe ich neulich erst wieder mit meiner Schwester „diskutiert“ … danke für deine Punkte 🙂
      Liebe Grüße,
      Dorthe

  • Wir spielen heute noch in solchen „Warte – Situationen“
    das alte Spiel: Ich sehe was, was du nicht siehst.
    Das machen sogar unsere Teenager noch mit Begeisterung mit.
    Und am Flughafen geht das ja perfekt….
    Danke wieder für den tollen Artikel,
    Eleonore

  • Ich bin da inzwischen raus – bzw. meine Kinder, aber ich hatte Glück und viele „Künstler“ um mich herum, als meine Kids klein waren, wo Kaffeetrinken gehen mit Kleinkind seltenst ein Problem war, denn da wurden Zuckerbehälter (diese Kugeln – zu Zucker-Johnnys – auch heute noch) die mit den Kids geredet haben, oder die Serviette wurde zu einer Handpuppe umfunktioniert (klappt auch mit Taschentüchern), oder es wurden spontan Geschichten erfunden… eigentlich hatte ich nie viel dabei, irgendwas hat sich immer gefunden…
    Vor 6 jahren im Urlaub ist mir aber schon aufgefallen, wie oft Kinder vor irgendwelchen Bildschirmen abgelegt wurden – beim ESSEN – und das in einem super kinderfreundlichem Hotel, wo nahe zu alle Kellner mit jedem Kind geschäkert haben. Und zwar so, dass ich mich schon von den Trickfilmen belästigt gefühlt habe und meine Kinder (da auch schon etwas älter) auch nur den Kopf geschüttelt haben.
    Erschreckend fand ich in unserem diesjährigen Urlaub in Schottland, dass es dort „normal“ zu sein scheint, Kinder an die Leine zu legen. Ernsthaft! Kinder im Kinderwagen anzuschnallen, fand ich schon merkwürdig, aber als wir dann erlebten, wie ein Vater seiner knapp 4jährigen Tochter einer Schlaufe um das Handgelenk legt und die „Leine“ dann der Mutter in die Hand gab, die einen Kinderwagen schob… und der Vater neben her ging… ich war kurz davor die Leute anzusprechen, aber leider reicht mein Englisch nicht aus und niemanden schien es sonst zu stören oder zu bemerken… ich bin ehrlich gesagt noch immer fassungslos.
    Ich schweife aus!
    Kurz gesagt, kleine Kinder können anstrengend sein und dass das Handy mal kurz gezückt wird, finde ich nicht verwerflich, aber als geplantes Entertainmentequipment dabei zu haben…

  • Unser Kleiner und ich waren in seinen ersten vier Lebensjahren irre viel mit dem Zug unterwegs. Da er Fahrzeuge sehr liebt, hatte er immer Autos dabei, ich viel Papier, Schere, Tesa und Stifte, und dann haben wir (die wir fast immer am Tisch einen Platz ergattern konnten) Papier am Tisch festgeklebt und dort Straßen gemalt (ich) und befahren (er). Und dann Geschichten erfunden und direkt mit reingezeichnet. Da kreuzt ein Bahnübergang die Strecke, hier ist ein riesiger Berg – ob es da ein Monster gibt? Na klar – einen Yeti zum Berg dazugezeichnet. Manche Sachen haben wir mit einer „Klappe“ versehen, zum Beispiel den Yeti, also ein Stück Papier zurechtgeschnitten und drübergeklebt, Busch daraufgemalt, dann konnte der Yeti dahinter hervorspringen. Das war auch ein tolles Gedächtnisspiel – was lauert hinter welcher Klappe? Und manche Häuser oder auch einen Tunnel haben wir nicht gezeichnet, sondern ausgeschnitten, gefaltet und mit Tesa draufgeklebt, sodass es irgendwann sehr dreidimensional wurde.
    Viel anderes haben wir auf diesen vielen langen Zugfahrten nicht gemacht, wenn wir einen Tisch hatten, da waren zwei Stunden immer sehr kurz. 😉 Oft haben auch andere Passagiere mitgespielt und Ideen beigesteuert. Wenn wir keinen Tisch hatten, hat er sich oft mit anderen Leuten unterhalten, wir haben gelesen oder aus dem Fenster geschaut und uns Geschichten ausgedacht. Wenn wir wenig Gepäck dabeihatten und der Zug nicht voll war, suchen wir uns gern (heute immer noch, er ist jetzt fünfeinhalb) bei jeder Station einen neuen Platz, mal im Abteil, mal normaler Waggonplatz, Bistro, auf dem Boden sitzen oder Fahrradabteil, je nachdem, was der Zug so hergibt.
    Unsere längste Fahrt war nach Bayern, mit Zugverspätung: fast acht Stunden. Sogar das war schön. Zugfahrten sind für uns kein Stress, sondern Zeit, in der wir nichts anderes zu tun haben, als uns Spiele auszudenken, und wo nichts anderes an uns zieht und Aufmerksamkeit verlangt, und er ist von kleinauf ein neugieriger, angenehmer Reisegefährte gewesen und ist es immer noch. Ich freue mich immer sehr darauf, wenn wir miteinander losfahren. Ich habe aber auch kein Smartphone, war also nie in Versuchung. 😉 Autofahrten, wo man sich kaum bewegen kann, stelle ich mir deutlich anstrengender vor für ein kleines Kind, Zug hingegen ist perfekt.
    Liebe Grüße
    Maike

  • Hallo zurück aus dem Urlaub mit viieel Zeit in Zug oder im Auto:
    Hörspiele selber erfinden! Wer ist die Polizeistation, wer die Feuerwehr, wer der Krankenwagen? Was muss bei einem Notruf gesagt werden? Welche Notfälle gibt es? Was machen die Autos für Geräusche? Wie klingt eine Säge/ein Wasserschlauch/…? Wie lange muss die Feuerwehr/Polizei/Krankenwagen fahren? Durchsagen/Blaulicht/…? Was passiert nach dem Brand/Wenn der Verletzte im Krankenhaus ist/der Dieb gefangen ist/ das verlorene Kind auf der Polizeistation? Wie findet man die Eltern…
    Ansonsten Bauernhof: Was sagt welches Tier, was hat es für Bedürfnisse, Will der Hund auch mal gemolken werden wie seine Freundin die Ziege? Was sagt er wohl dazu?

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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