Erwartungen an den Mann und Papa 

 19/06/2013

Wir Frauen haben oft das Gefühl, es besser zu können mit den Kindern

Als ich am Wochenende ohne Kinder mit Soßenkönig auf der Autobahn unterwegs war (super Gelegenheit, mal in Ruhe zu reden), meinte er, ich müsste in meinem Blog darüber schreiben, was wir Frauen von den Männern in der Kindererziehung wollten.

Sollen sie den Windeleimer raustragen und sonst die Klappe halten?

Sollen sie auf den Tisch hauen, wenn Mama mal wieder zu weich ist?

Sollen sie Jesper Juul in etwas jünger und knackiger sein und tiefenentspannt zwischen den Bauklötzen sitzen?

„Was wollt ihr Frauen von uns als Vater?“, fragte er und stand auf dem Gaspedal, als könnte er seiner Frage damit noch mehr Nachdruck verleihen.

Das hat mich erinnert an eine Szene aus dem Film „P.S. Ich liebe dich“.
Daniel, der Holly seit einigen Monaten anschmachtet, sitzt mit ihr in einer Kneipe und sagt: „Kannst du mir verraten, was ihr Frauen eigentlich wollt?“
Sie beugt sich zu ihm vor und flüstert: „Ich verrate dir ein Geheimnis.“ Sie rücken noch näher zusammen. „Wir wissen es selber nicht.“

Die Landschaft flog an mir vorbei und ich dachte, dass ich im Umgang mit den Kindern Unterstützung möchte, aber am liebsten alles selber bestimme (Hallo, ich bin Eltern-Coach, wer soll es besser wissen als ich? :-).
Der Soßenkönig soll tun, was ich möchte, und was ich möchte, soll er erkennen, bevor ich was sage, mich als beleidigte Leberwurst im Schlafzimmer verziehe oder effektvoll in Tränen ausbreche. Er soll irgendwie weich sein und irgendwie stark. Aber nicht zu stark, dann finde ich ihn dominant. Aber auch nicht zu weich, dann wäre er ja wie eine Frau und dann bräuchte ich keinen oder einen anderen Mann.

Ich habe das mal so ins Unreine gedacht und nicht ausgesprochen. Das war auch besser so, sonst wären wir noch aus der Kurve geflogen.

Bei unserer Wochenende-Reise hatte ich schließlich doch eine Erkenntnis, die den Soßenkönig weiterbringen kann.

Meine Schwester kümmerte sich zu Hause um Prinzessin (12) und Kronprinz (15). Allerdings nur von Freitagnachmittag bis Samstagabend. Den ganzen Sonntag und die Nacht davor wollten die beiden ganz alleine sein.

Kaum waren Soßenkönig und ich im Hotel angekommen, rief Prinzessin auf dem Handy an. Sie würde gerne von Samstag auf Sonntag bei ihrer Freundin Pia übernachten. Deren Eltern seien zwar nicht da, aber der Opa würde auf sie aufpassen.

Soßenkönig und ich sprachen darüber und waren uns einig: Opa unbekannt, Situation nicht einzuschätzen, Prinzessinnen-Schutzprogramm muss aktiviert werden.

Und dann merkte ich, was ich vom Soßenkönig möchte.

  1. Ich möchte mich mit ihm über grundlegende Fragen in der Erziehung auf gleicher Ebene austauschen können (weg mit der Besserwisserei als Elterntrainerin).
  2. Ich will, dass er mir hilft, unsere gemeinsamen Entscheidungen mit „Potenzkommunikation“* durchzusetzen.
Wir Frauen können zwar auch Potenzkommunikation*, fühlen uns aber unwohl damit. Sie kostet uns viel Energie. Während Männer gerne sagen, wo der Hammer hängt.

Warum diese Kraft nicht nutzen?

Guckt euch diese Pranke an! Das ist Potenzkommunikation ohne Worte.

 

Also bat ich den Soßenkönig, Prinzessin zurück zu rufen.
„Prinzessin? Hallo? Hier ist Papa. Du kannst an einem anderen Wochenende bei Pia übernachten, wenn ihre Eltern wieder da sind. Mama und ich wollen nicht, dass ein Opa auf dich aufpasst, den wir nicht kennen. Du bleibst heute zu Hause. Ende-Gelände.“
Dann wollte sie mich noch sprechen und mit Tränen weichspülen. Aber Uta blieb hart und sagte feierlich. „Du hast gehört, was dein Vater gesagt hat.“
Früher war es üblich, dass Mütter sagten: „Warte, bis abends der Papa kommt.“ Das ist natürlich furchtbar, weil Mutter dann dastand, als hätte sie keine eigene Meinung zu dem Konfliktthema, und weil Vater als Drohmittel eingesetzt wurde.
Nicht machen!
Aber gemeinsam mit dem Vater unserer Kinder eine Linie bei grundlegenden Themen (nicht, ob es das Eis jetzt gibt oder nicht) finden und ihn dazu ermuntern, mit seiner Potenz uns den Rücken zu stärken, funktioniert richtig gut.
Immer fröhlich die „Potenzkommunikation“ der Männer für uns alle einsetzen
Uta

PS: „Potenzkommunikation“ ist ein Begriff von Stephan und Maria Craemer

 

  • Potenzkommunikation finde ich zwar ein albernes Wort, aber ich mag an Männern auch, dass sie öfter schnörkellos dirket sind. Und dabei schlicht und einfach sagen, was sie wollen, denken und wie sie es gerne hätten.

    sonnige Grüße

  • Ah, jetzt hab ich endlich ein Wort für das, was wir früher in der Zusammenarbeit in unserer Klasse und später in unserer Familie praktiziert haben!
    LG
    Astrid

  • Hi – das Wort dafür finde ich ja nicht so toll – Männer sicher schon.*lach Trotzdem hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich mag total, wenn mein Mann mit mir an einer Strippe zieht. Manchmal allerdings haben wir schon festgestellt, dass es ganz gut für die Kinder ist, wenn einer dann mal der ist, der z. B. tröstet (nicht im Sinne von in den Rücken fallen, nur der der tröstet kommt manchmal mit dem Kind nochmal in Kontakt und kann noch mal in Ruhe klären, was davor vielleicht nicht so gut möglich war). Manchmal sind zwei Eltern, die perfekt harmonieren vielleicht auch ein bissl viel. Bei uns zieht sich einer wenns geht ein bisschen zurück und unterstützt den anderen erst, wenns größere Diskussionen gibt. Das finde ich perfekt.

    Tolle Katertaze! Ich glaub unser Riesenmainecoonkater ist dann Profisportler in der Sache!*g

    Liebe Grüße LOLO

  • Das was Du nicht schreibst in Deinen „Wünschen an den Soßenkönig“ ist für mich das berührendste. Denn Du bist Dir beim Soßenkönig einer Sache so sicher, dass Du sie stillschweigend voraussetzt, dass Väter eben so sind.

    Punkt 0 (vor Punkt 1) müsste bei ganz, ganz, ganz vielen Vätern heißen:
    Liebe und respektiere Dein Kind!

    Das ist die traurige Wahrheit, die ich in vielen Familien sehe, sei es privat oder beruflich.

    LG
    Coreli

  • Hallo Uta,
    super auf den Punkt gebracht, worüber ich – seit ich alleinerziehend bin – besonders oft nachdenke. Genau diese männliche Potenz fehlt mir hier sehr (leider nicht bemerkt, als sie noch da war) und ich beneide es immer wieder, wenn ich in anderen Familien sehe, wie Papi in einem klaren Satz das erreicht, was Mami vorher mit 25 „durch-die-Blume-Sätzen“ nicht geschafft hat.
    „Potenzkommunikation“ – geniales Wort!
    Liebe Grüße!
    Jenny

  • Liebe Uta,

    wie immer… das trifft es gut. Den Begriff „Potenzkommunikation“ finde ich
    in diesem Zusammenhang sehr passend. Ich meine, auch die Kinder, zumindest Jungen, stehen auf diese klare Ansage und kein Weichspülen á la Mama.

    Danke für´s Erinnern.

    Alles Liebe

    Amalie

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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