Am Samstag saß ich in der Morgendämmerung neben dem getunten Weihnachtsbaum und überlegte mir Vorsätze für 2014.

Aber statt zu gucken, womit ich aufhören muss oder was ich dringend tun sollte (denn das kommt alles von außen, schadet mir, halte ich sowieso nicht durch), kochte ich mir meinen Lieblingstee, zündete eine Kerze an und ließ in ihrem Licht einen Altsilber-Zapfen schimmern.
Ich atmete so tief ein und aus, dass es einen kleinen „Xaver“ gab für die Flamme und sinnierte über folgende Fragen:

  • Was tut mir gut im neuen Jahr?
  • Was inspiriert mich?
  • Was ist es, was mich zum Leuchten bringt?
  • Wofür brenne ich? (Das ist mehr als ‚Wozu habe ich gerade Lust?‘, das geht tiefer.)
  • Wofür strenge ich mich gerne an?
Als ich neulich bei meiner Schwester vor der Pinnwand in ihrer Küche stand, entdeckte ich einen Spruch, den ich ihr mal aus einer Zeitschrift ausgerissen hatte.
„Du sollst die werden, die du bist.“
 
Das ist ein so schöner Gedanke, oder? Dass wir im Laufe unseres Lebens immer mehr die Person werden, die in uns angelegt ist. Und wenn wir diese Person dauerhaft ignorieren, kriegen wir „Burn-out“.
Nicht von der Menge an Arbeit oder Verantwortung, sondern davon, dass wir unsere Natur verleugnen.

Am Samstag konnte ich nicht mehr so richtig über meine Natur nachdenken, weil wir zu meinen Eltern fuhren und in Münster Station machten. Da gab es zunächst wenig, was mich zum Leuchten brachte. Die glückliche Familie saß in einer Tiefgarage in einer Parkhausschlange fest. Vor uns Autos, hinter uns Autos, überall dicke Luft. Am Prinzipalmarkt ließen wir uns an Schaufenstern vorbeischieben und bestellten Pommes und Wurst in einer Seitengasse. Der Soßenkönig bezahlte mit einem Schein und sagte: „Stimmt so.“ Der Wurstmann knallte Münzen auf den Tresen und blaffte: „Wir nehmen kein Trinkgeld.“ – „Sowas nennt sich Dienstleistungsmetropole“, grummelte mein Mann und wir schoben weiter durch das Gedränge.

 

Münster, Prinzipalmarkt

Später zog ich alleine durch die Stadt, kaufte Socken, lauschte einem Pianisten auf dem Markt, suchte in der Lamberti-Kirche nach meiner Inspiration für 2014. Erschöpft ließ ich mich schließlich neben meinem Mann auf das Hotel-Bett sinken.
„Guck mal, der Artikel ist doch was für dich“, meinte der Soßenkönig und schob mir sein iPad rüber.

Ich las diesen Artikel über die „Erziehung zum Elternsein“ von einer Drehbuchautorin, die eine Ausbildung bei Jesper Juul absolviert hat. Und ich war einfach nur selig.

„Kennst du diese Ausbildung?“, fragte mein Mann.

„Ja, davon habe ich schon gelesen.“ –

„Warum erkundigst du dich nicht mal danach?“-

„Ja, du sagst doch immer, dass ich mich noch zu-Tode-fortbilden werde und dass ich einfach loslegen soll mit dem Eltern-Coaching.“ –

„Ja, das stimmt. Aber so, wie sich das hier liest, steht dein Name quasi vorne drauf.“

(Auch wenn er so ungeduldig werden kann in Parkhäusern und an Bratwursttresen – ist er nicht zum Küssen, dieser Mann?)

Manchmal zerbreche ich mir den Kopf über die Lampedusa-Flüchtlinge und den Weltfrieden und fühle mich so ohnmächtig. Jetzt weiß ich wieder, dass der Weltfrieden eine Nummer zu groß für mich ist. Der Frieden in Familien – das ist mein Ding, das ist das Gebiet, wo ich meinen Beitrag leisten kann, wofür ich mich gerne anstrenge, was mich zum Leuchten bringt.

Also ganz tief aus mir drin und aus dem Internet mein wichtigster Vorsatz für 2014: Ich mache mich schlau über die Juul-Fortbildung und – wenn alles passt – melde ich mich an.

Und ihr?

Werdet ihr 2014 wieder ein Stück mehr der Mensch, der ihr wirklich seid?

Wovon seid ihr beseelt?

An dieser Stelle möchte ich euch ganz herzlich dafür danken, dass ihr meinem Blog folgt, mir so viele anerkennende Kommentare schreibt, mir eure guten Wünsche schickt und mir aus eurem Leben erzählt  und immer wieder Anteil nehmt an meinem Leben mit Soßenkönig, Kronprinz (16) und Prinzessin (bald 13).

Ganz herzlichen Dank dafür!

Ich wünsche euch allen ein rauschendes Silvester-Fest und ein erfülltes Jahr 2014

Eure Uta

  • Hallo Uta,
    gerne nehme ich Anteil, und Danke, dass Du uns lässt 🙂
    Unsere Prinzessin wird auch bald dreizehn, da kann ich einiges nachvollziehen, allerdings ist der Kronprinz erst zehn. Euch auch ein gutes neues Jahr und wenig Ärger über Trinkgeldverweigerer und so! Liebe Grüße von Petra

  • Liebe Uta,
    tja, da neigt sich wieder einmal ein Jahr dem Ende entgegen. Und wieder stehen die üblichen Gedanken an. was frau sich für das neue Jahr vornimmt. Ich habe beschlossen nur noch ein Wort als Wort des Jahres zu nehmen. Alle Vorsätze funktionieren doch selten und den Stress und Druck mag ich gar nicht mehr haben.
    Mein Wort für das Jahr 2014 ist „Achtsam“! Daraus lässt sich alles weitere ableiten. Achtsam mit mir sein, achtsam mit dem Tochterkind sein (was schon schwerer fällt in der Vollpubertät), achtsam mit anderen Menschen, mit den Tieren und Hilfsbedürftigen …! Die Liste ist unendlich, aber das Wort „Achtsam“ lässt mich sensibler werden, besonders mir gegenüber (ich kann es gebrauchen … ;-))

    Liebe Grüße und ich freue mich auf weitere Geschichten im Jahr 2014.
    Claudia
    und die ewige Frage „Wer ist eigentlich dran mit Katzenklo?“

  • Liebe Uta,
    du bringst es einfach auf den Punkt! Ich kann diese ewig gleichen Vorsätze nicht mehr hören, man hält sich sowieso bald nicht mehr daran. Immer dieses sich-noch-mehr-Mühe-geben bei Dingen, die einen letztendlich nicht glücklich machen. Nicht, dass man Andere vernachlässigen soll, aber wenn man erstmal sich selbst glücklich werden lässt, dann läuft der Rest doch von alleine. In der Tat nähere auch ich mich immer mehr dem Menschen, der ich eigentlich bin. Was für eine interessante Erkenntnis.
    Danke, dass du es so klar aufgeschrieben hast!
    Ich wünsche dir einen guten Rutsch und mir, dass ich bald wieder von dir lese!
    LG,
    Kathrin

  • Sorry Uta, ich muss Dich korrigieren. Der Spruch an meiner Pinnwand lautet exakt:
    „Du sollst die werden, die Du bist!“
    Find ich so formuliert auch besser, hilft mir, mich an meiner eigenen Nase zu fassen und nicht auf andere zu zeigen und hoffen, dass die sich ändern!
    LG Rite

  • Liebe Uta, das hast du wieder schön geschrieben- ich freue mich auf ein weiteres Jahr mit dir!

    Vorsätze für das neue Jahr? Jaa- Schwangerschaftskilo´s runter und mit der Familie und dem Nähen glücklich bleiben…

    Ich wünsche dir alles erdenklich Gute. Hab mit deinen Lieben einen guten, fröhlichen Rutsch ins neue Jahr 🙂

    • Hallo Uta,
      wahrscheinlich mal ein Hallo in den eigenen Kommentaren, freuen wir uns doch immer wie Bolle darüber 🙂
      Aber manchmal passts halt nicht, und es ist auch schon schön zu sehen, dass überhaupt reingeklickt wird. Ich schreibe auch nicht so häufig wie es die posts verdient hätten. Liebe Grüße!

  • „Die werden, die du bist“ – wirklich ein guter Vorsatz. Wir sind letzte Woche in dem Ort Spazieren gegangen, in dem ich zur Schule gegangen bin. Als das hässliche alte Gebäude in Sicht kam, habe ich so überhaupt gar keine Wehmut gespürt. Hier bin ich fast jeden Tag auf dem Weg zum Bus lang gegangen, mit all meinen Sorgen und Hoffnungen und Freuden, hab ich mir gedacht. Damals war ich so jung und so hübsch (zumindest verglichen mit heute), und trotzdem möchte nichts in mir mit damals tauschen. Ich hab darüber nachgedacht, warum das wohl so ist, warum die Erinnerung an meine wenig dramatische Jugendzeit eher Abneigung als selige Nostalgie hervorruft. Ich denke, es liegt daran, dass ich damals immer so unentspannt war, weil ich so angestrengt jemand anders sein wollte: cooler als ich bin, wichtiger als ich bin (Stichwort „für Weltfrieden sorgen“), eben anders als ich bin.
    Ich hoffe, dass ich in 15 Jahren an Orten vorbei komme, an denen ich 2014 verbracht habe, und mein „Erinnerungs-Gefühl“ ein anderes ist – nämlich das an eine zufriedene, erfüllte Frau, an MICH. 🙂
    Danke, dass du mich immer so grandios auf tiefgründige Gedanken bringst! 😉 Ich wünsche dir ein wundervolles Jahr 2014 und richtig viel Zufriedenheit mit der neuen Aufgabe!

    Viele Grüße,
    Lena

  • Liebe Uta,

    ein glückliches neues (Familien-) Jahr wünsche ich dir! Mach‘ weiter so.

    Was tut mir gut im neuen Jahr?
    Beziehungen zu beenden, die mir nicht gut tun.
    Frische Luft und Bewegung. Diese Erkenntnis kam tatsächlich erst nach einer Mutter-Kind-Kur im letzten Jahr. Mit den Herzbuben Zeit zu verbringen, möglichst draußen.
    Stricken. Lesen. Zeit am Meer.

    Was mich inspiriert?
    Austausch mit Menschen, die mich sehr gut kennen und mich auch teilhaben lassen. Dein Blog, ganz klar. Der inspiriert mich, mich öfter zu reflektieren und Familiendinge anders anzugehen.

    Was mich zum Leuchten bringt?
    Anderen ernst gemeinte Komplimente zu machen. Das macht alle, wenn auch kurz, glücklich. Mit den Herzbuben im Auto zu singen. Mit ihnen zu kuscheln und ihnen vorzulesen. Mit ihnen zu backen.

    Wofür brenne ich?
    Ich gebe es ungern zu, aber für Ruhe, Zeit für mich. Der Wochenend-Kaffee morgens ganz alleine für mich. Bevor ich die nackten Füße auf der Treppe tapsen höre (auch dafür brenne ich).

    Wofür strenge ich mich gerne an?.
    Für mich. Für meine Familie. Für meine Freunde. Dass es mir und ihnen gut geht. Dafür, dass ich meinen Blick auf das Wesentliche lenken kann. Und mich anzunehmen und mit mir gut zu sein.

    „DreiPunkteWerk“ hat es auch sehr schön formuliert.

    Liebe Grüße,
    Frieda

  • Liebe Lena, danke für Deine Geschichte und Deine guten Wünsche! Ja, das geht mir auch so, vor allem was meine 20er Jahre angeht, was habe ich mich da mit Selbstzweifeln herumgeschlagen. Liebe Grüße und auch ein wundervolles Jahr 2014, Uta

  • Oh, danke für diesen schönen Kommentar, liebe Frieda! Warum gibt Du es ungern zu, Ruhe und Zeit für Dich selbst zu brauchen? Ich gehe ein wie eine Primel, wenn ich das nicht habe. Herzliche Grüße Uta

    • Danke, Uta!
      Eine Freundin sagte neulich, sie fände es sehr traurig, dass ich mich freue, wenn die Herzbuben in der Kita sind und ich die freie Zeit genieße. Seitdem umwabert mich mein schlechtes Gewissen.

  • Liebe Uta, es tut mir leid das ihr in Münster nicht so glücklich gewesen seid. Vielleicht kommt ihr nochmal wieder, wenn nicht die ganze Innenstadt von Touris hoffnungslos überlaufen ist?
    Münster ist nämlich echt schön und ich hoffe das euch die MS-raner dann freundlicher begegnen.

    Ich lese deinen Blog gerne, auch wenn ich keine Kinder habe und deine Anregungen für mich und meine Geschwister leider zu spät kommen. Ich hätte mir als Teenie jemanden gewünscht, der unserer Familie hilft. Uns gegenseitig zu „verstehen“ zu zuhören. Jemand der uns Kinder verstanden hätte oder unseren Eltern (Mutter) erklärt hätte, wie Kinder „ticken“.

    Es ist schön, das Du anderen Familien helfen möchtest und ich wünsch Dir viel Erfolg, falls Du diese Fortbildung machst.

    Liebe Grüße, Bianca

    • Liebe Bianca, Münster ist wirklich schön. Wir hatten uns einfach einen zu vollen Tag ausgesucht. Als Tourist hat man kein Verständnis für andere Touristen.
      Ich danke Dir für Deine guten Wünsche und freue mich sehr über Dein Interesse an meinem Blog. Liebe Grüße Uta

  • Eine wunderbar liebevolle Geste, wenn man von den nächsten Menschen in dem unterstützt wird, für das man brennt und sie nicht versuchen das Feuer zu löschen, um einen auf den Weg zu bringen, der ihrer Meinung anch sicher, aber unbrennbar ist. Ich muss, wenn ich sowas lese, immer an das chinesische Sprichwort vom Affen denken, der zum Fisch sagt: Komm raus aus dem Wasser, oder du wirst ertrinken!“… und ihn auf einen Baum setzt.
    Ich wünsche Dir udn deiner Familie ein wundervolles neues Jahr und freue mich schon auf neue Erkenntniss aus dem Alltag zwischen Katzenklo und Mutterschuldgefühlen. Über deinen Kommentar zum Jahreswechsel habe ich mich sehr gefreut und bin ein bißchen rot geworden vor Stolz. 🙂
    Dabei nicht mehr rot zu werden, ist einer meiner Vorsätze für das neue Jahr. Mich selbst und das was ich bin und kann selbst so wertzuschätzen wie andere das tun. Es gibt so vieles, für das ich brenne, so vieles, was mich berührt – da mehr udn mehr auch in der Praxis hinzukommen, das ist mein großes Ziel für dieses Jahr. Der Blog ist die Theorie dessen, was ich auch in der Praxis mehr und mehr erreichen will – mehr Deckungsgleichheit zwischen meinem authentischen Inneren, das ich momentan dort schon lebe und dem eins Werden mit dem, was ich real noch lebe, weil es teilweise sehr schwer ist, das wofür ich brenne auch real umzusetzen und trotzdem noch meine Rechnungen bezahlen zu können.
    Älter zu werden hat den Vorteil, dass man mehr und mehr erkennt, wer man wirklich ist und was man nur aus anderen Gründen lebt. Ich hoffe, mir geht die Energie nicht aus, bevor ich das in Deckungsgleichheit bringen kann. Vielleicht gibt dann auch das sich sträubende Immunsystem Ruhe. Bestimmt, ich glaube das.

    Herzlich, Katja

    • Liebe Katja, herzlichen Dank für diesen Kommentar! Für mich ist Dein Blog ein Brennen durch und durch und ich wünsche Dir sehr, dass das Brennen in Einklang zu bringen ist mit dem Punkt „Rechnungen bezahlen zu können“ und dass das Immunsystem auch ein Einsehen hat. Herzliche Grüße Uta

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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