Manifestieren klappt, wenn man auch Hindernisse visualisiert 

 06/12/2023

Sich wissenschaftlich fundiert die eigenen Wünsche erfüllen

Ihr habt länger nichts von mir gehört, weil ich mich in einer Umbruch-Phase befinde. Die Kinder sind aus dem Haus. Das dritte Kind, das mit dem Fell, braucht lange Fußmärsche morgens und abends. Bei meinem wichtigsten journalistischen Auftraggeber hat die Chefredaktion gewechselt und gibt seither anderen Journalisten Aufträge. Zwei neue Buch-Konzepte haben in der Verlagswelt noch keine Abnehmer gefunden. Ich könnte Trübsal blasen. Ja, das könnte ich. Aber dann bin ich auf Professor Gabriele Oettingen und „woop“ gestoßen. „woop“ ist eine Methode zur Wünsch-Erfüllung.

Wer sich in der Coaching-Welt bewegt, kennt das Manifestieren als Wunsch-Erfüllungs-Methode: du schreibst deinen sehnlichsten Wunsch auf, gibst deinem Traum einen Termin, wann er eintreten soll, faltest den Zettel, legst ihn unter einen Blumentopf und lässt das Universum für dich arbeiten. „Hey, ihr da oben. Jetzt wisst ihr ja, was ich mir wünsche. Also bitte liefern mit dem himmlischen Prime-Versand. Aber zackig!“

Wunschzettel unterm Blumentopf

So einen Zettel zu schreiben, gibt einem ein wohliges Gefühl. Ich hatte schon Zettel im Portemonnaie, in einem alten Gesangbuch und unter dem Ficus Benjamin im Bad. Was für ein behagliches Gefühl! Du schreibst deine Bestellung auf und kannst dich dann wieder im Lesesessel räkeln. Und heißt es nicht, man soll auch delegieren können?

Funktioniert hat die Methode allerdings nicht. Ich stehe immer noch nicht auf der „Spiegel“-Bestsellerliste und der Erlös aus meinen Büchern reicht kaum für ein Jahr Hundefutter.

Die Forschungen von Gabriele Oettingen zeigen, dass diese Art des Manifestierens einem zwar für den Moment ein behagliches Gefühl gibt, aber auf lange Sicht sogar lähmt. Leute, die sich ihren sehnlichsten Wunsch in den schönsten Farben ausmalten, waren danach saft- und kraftlos und konnten sich nicht aufraffen, ihren Teil der Bedingungen zu erfüllen, um ihr Ziel zu erreichen.

Darf man sich denn gar nichts mehr wünschen oder sich aus dem Alltag wegträumen? Ist es nicht wichtig, Ziele zu formulieren und sich darauf auszurichten?

Das bin ich auf einer Lesung. Eine Weile her ist das. Wie geht es weiter für mich mit Schreiben? Foto: Verlag

Träumen, Wünsche formulieren, Ziele setzen – ja, aber wenn, dann richtig! Und nach einer gründlich erforschten Methode.

Gründlich forschen – das hat Gabriele Oettingen, Professorin an der New York University und an der Universität Hamburg seit mehr als 20 Jahren getan und tut es noch. In Ihrem Buch „Die Psychologie des Gelingens“ beschreibt sie einige der vielen Studien, in denen sie ihre Annahmen über erfolgreiche Wunscherfüllung getestet hat: Versuche mit jungen Frauen, die sich nach einem Traumpartner verzehrten, mit Studenten, die unbedingt eine Prüfung bestehen wollten, mit Grundschulkindern in einem Englisch-Quiz, mit Angestellten im Gesundheitswesen, die sich nach weniger Stress bei der  Arbeit sehnten …

Ich erspare euch die wissenschaftlichen Feinheiten. Grob zusammen gefasst, sind die wichtigsten Erkenntnisse daraus:

  • Die Studiengruppen, die nur positiv in ihren Wünschen schwelgten, waren wenig erfolgreich, auch wenn sie sich alles, was ihr Erreichen ihnen bringen würde, mit allen Sinnen ausmalten. Ihre Körperwerte zeigten danach sogar ein geringeres Energie-Level.
  • Die Gegenseite, die Vergleichsgruppe der Pessimisten, die sich bildlich vorstellten, wie alles sowie schief gegen würde, kamen auch nicht zum Ziel. Diese hatten nicht einmal eine gute Zeit beim Visualisieren.
  • Gute Ergebnisse (bestandene Prüfungen, deutlich weniger Stress bei der Arbeit, besseres Familienleben …) hatten die Versuchsteilnehmer, die sowohl ihr Ziel visualisiert hatten als auch die möglichen Hindernisse, die auf dem Weg dahin auftauchen würden. „Mentales Kontrastieren“ nennt die Professorin dieses Verfahren.
  • Beim negativen Part geht es vor allem um innere Hindernisse: Angst vor der eigenen Courage, Ungeduld, wenig Ausdauer, Scheu vor Konflikten …

App entwickelt

Die Studienteilnehmer in der Gruppe „Mentales Kontrastieren“ profitierten so sehr von der Methode, dass Gabriele Göttingen beschloss, das Verfahren in einer alltagstauglichen Version der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Das war die Geburtsstunde von „woop“. Die einzelnen Buchstaben stehen für:

w = wish (Wunsch)

o  = outcome (Ergebnis, was bringt es mir, wenn ich meinen Wunsch realisieren kann)

o  = obstacle (Hindernis, innere Widerstände)

p  =  plan (Plan, was tue ich, sobald das vorgestellte Hindernis auftaucht)

Die Professorin und ihr Team haben sogar eine App entwickelt (woop im AppStore), die durch die einzelnen Schritte hindurch leitet. Man tippt in wenigen Worten seine Wünsche, seine erwarteten Gefühle und seine Hindernisse ein. Dazwischen gibt es Pausen zum Visualisieren des gerade Formulierten. Am Ende kommt ein „Wenn-dann“-Satz mit einem Plan heraus. Das Ganze dauert keine zehn Minuten und macht richtig Spaß.

Mir gefällt es gut, dass meine „woops“ gespeichert werden. So konnte ich sehen, dass mein Wunsch sich immer weiter ausdifferenziert hat. Ich habe erkannt: mir geht es eher um Schreiben, was mir Freude macht, als um einen Bestseller, mehr um angemessene Bezahlung meiner Texte als um Reichtümer. Ich bin jetzt realistischer unterwegs und meinem Ziel wohl näher als lange zuvor. Statt punktueller Höhenflüge bin ich seit einiger Zeit stabil optimistisch. Das fühlt sich gut an.

Immer fröhlich „woopen“,

Eure Uta

Auf der Seite woopmylife.org erfahrt ihr noch mehr über die Arbeit von Gabriele Göttingen.

Das Titelbild ist von Ylanite Koppens von Pexels. Vielen Dank!

  • Hi Uta!
    Sehr geil! Da ich mich grad selbst in der Coachingszene bewege, ist mir das Manifestieren kein Fremdwort. Ohne zu wissen, daß ich es seit Kindertagen supergut kann. Bin ich doch laut Human Design ein manifestierender Generator 😉
    Ich bin sehr gut im Visualisieren doch man (in dem Fall ich) darf auch ins Tun kommen, um das Gewünschte zu erlangen. Nur Zettel unterm Blumentopf reicht nicht, wie du schon sagst.
    Mega, daß dir das Wollen so geholfen hat, perfekt!
    Und dass ich seit Jahren mal wieder auf deinem Blog lande, ist sicher auch kein Zufall 🙂
    Gaaanz liebe Grüße
    Von zimtkätzchen und Zuckerschnecke
    Dani

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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