Wie ich wieder in meine Mitte finde

Der letzte Post trug die Überschrift „Ein Bad für mich allein“. Heute heißt er „Alleinzeit für Mama“. Ich hätte spontan Lust, eine Serie zu beginnen: „Eine Küche für mich allein“, „Ein Computer für mich allein“, „Ein Puderpinsel für mich allein“…
Das ist eine typische Nebenwirkung von Schulferien. Entweder es ist so quirlig, dass ich keinen einzigen Gedanken fassen kann, oder es ist so still, dass ich mir sicher bin, nur noch mit Computer-Junkies im Haus zu leben. „Dir kann man es aber auch nicht recht machen, Mama“, sagt Prinzessin.
Heute im Morgengrauen war es mir recht. Im Haus war es noch still. Ich saß mit einem Buch und einem Becher Tee am Küchentisch. Mein Glücklichmacher Nummer 1 („the one and only“) musste schon hinaus in die raue Arbeitswelt.

Mit jedem Satz, den ich lese, kommen meine Kräfte wieder. Die vergangenen Tage und das Wochenende waren turbulent, viele Besorgungen, Einladungen, ständiges Telefonklingeln, Übernachtungsbesuch von und bei den Kindern, hier ein Pizzabrot in den Ofen schieben, dort ein Bett überziehen … Und jetzt diese Stille. Wunderbar.
„Das Pendel muss zwischen Einsamkeit und Gemeinsamkeit, zwischen Einkehr und Rückkehr schwingen“, schreibt Anne Morrow Lindbergh. Die Frau muss es wissen. Sie hatte sechs Kinder und machte 1930 als erste US-Amerikanerin ihren Flugschein.
Ihr Bestseller „Muscheln in meiner Hand“ entstand in einer einfachen Hütte am Meer, in die sie sich für wenige Tage zurückzog, um wieder Kraft zu schöpfen. (Wenn man zwei Kinder hat, reicht auch das Gartenhaus, oder? „Tulpenzwiebeln in meiner Hand“, der neue Bestseller.)
Sie schreibt, dass die Pflichten des Alltags wie Zentrifugalkräfte sind, die uns von unserer Mitte wegzerren, und dass wir innerlich zerrissen werden, wenn wir keine Zeit für „ruhige, besinnliche Stunden allein, Gebet, Musik, systematisches Denken, Lesen oder Studieren“ haben. „Jedes schöpferische Leben, …, das den eigenen Bedürfnissen entspringt, ist dazu angetan.“ Ob wir nun bloggen, ein Brot backen, malen oder das Wohnzimmer umdekorieren.
Ich finde am besten meine Mitte, wenn ich
  • lese
  • schreibe
  • den Schreibtisch aufräume
  • einen Abendspaziergang mit meinem Mann mache
  • draußen in der Sonne Wäsche aufhänge
  • die Spüle poliere
  • die Stoffservietten bügele
  • jogge
„Wenn ich das Inselhafte nicht irgendwie in mir erhalte,“ schreibt Lindbergh, „kann ich meinem Mann, meinen Kindern, meinen Freunden und der übrigen Umwelt wenig geben.“

Mögt Ihr mir schreiben, wie Ihr Eure Mitte findet?

Immer mal fröhlich allein sein
Uta

 

Titelbild von cottonbro von Pexels. Vielen Dank!

  • Stimmt, wenn ich von Pflichten, Stress und schlechtem Gewissen eingekesselt bin, geht nix mehr – Lebensfreude weg!
    Ich zwinge mich in letzter Zeit bewusst dazu, etwas für mich zu tun. Bloggen, lesen, dekorieren, mit dem Hund gehen – am besten gehts mir immer im Garten, ich liebe Gartenarbeit und ich sitze dann auch gerne einfach im Liegestuhl und entspanne.lg

  • Liebe Uta,
    Inseln wie schön. Ich such sie grad immer wieder zwischen meinen drei kleinen Kindern. Hier zu lesen, Deine sinnigen, humorvollen Zeilen sind solche Inseln für mich grade (inmitten von Chaosfluten).
    Meinen herzlichen Dank dafür!
    Liebe Grüsse
    Susann

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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