Angst-Bewältigung und Buch-Verlosung, Folge 6 

 20/03/2020

Nach der Tagesschau am Vorabend habe ich sehr schlecht geschlafen. „Willkommen im Klub!“ werdet ihr denken. Uns allen wird es jetzt so gehen. Und viele werden deutlich mehr Grund dazu haben als ich. Weder führe ich ein Restaurant, das bald pleite gehen wird, noch mache ich eine Chemotherapie wie ein guter Freund von uns, der deshalb als besonders gefährdet gilt. In dieser Familie dürfen nicht mal die Kinder von ihren geschlossenen Unis nach Hause kommen, weil auf keinen Fall eine Ansteckung mit irgendwas riskiert werden darf. 

Und 5:30 Uhr bin ich aufgestanden. Der Hals etwas belegt (Hilfe!) und mein ganzes Denken und Fühlen unterlegt von einer diffusen Grundangst. Ich habe das Bügelbrett in der Hoffnung auf Morgenrot zum Gartenfenster hin aufgebaut und die Stoffservietten von Weihnachten gebügelt (Jetzt komme ich mal dazu). Bügeln beruhigt mich ungemein. Glatt machen, was zerknittert ist, sehen wie die Falten vor dem Eisen zurückweichen, der Geruch von feuchtem Leinen, die Hitze der kleinen Wasserwölkchen, die der Edelstahl-Sohle zischend entfahren.

Noch mehr beruhigt hat mich aber der Podcast von Eva-Maria Zurhorst, den ich dabei gehört habe. Ihr wisst schon, die Paartherapeutin, die den Bestseller „Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest“ geschrieben hat. In dem Podcast ging es aber diesmal nicht um Partnerschaft, sondern um „Eine andere Sicht auf den Corona-Virus“. 

In diesen Tagen werden wir hin und her geworfen von den unterschiedlichsten Experten-Meinungen, vermeintlich klaren Grafiken und exponentiellen Berechnungen, bei denen Zuschauern sofort schwindelig wird. Alle ringen darum, das Richtige zu tun. Aber was - verdammt noch mal - ist das jetzt wohl? (Außer Kontakt-Vermeidung. Das setze ich voraus.)

Bei Eva-Maria Zurhorst jedoch geht es nicht darum, wer Recht hat in dieser Debatte und wie früh oder spät man welche öffentlichen Einrichtungen hätte schließen sollen, sondern es geht um die ganz persönliche Wahl zwischen Angst und Liebe, es geht um die Grundeinstellung zu allem, was einem widerfahren kann in diesem Leben. Das klingt nach esoterischem Geschwafel, ist es aber nicht. Mich haben ihre Worte geheilt von meiner Angst-Infektion. Zumindest für heute. Ich werde aufhören, mich den Katastrophen-Meldungen auszusetzen, denn es liegt nun mal in der Natur des Journalismus, sich in Dramatik überbieten zu wollen. Ich werde grob auf dem Laufenden bleiben (aber nur Hörfunk, keine Bilder). Ich werde mich innerlich ausrichten auf einen guten Ausgang und beitragen, was ich dazu beitragen kann. Vielleicht wollt ihr auch eure Angst-Infektion los werden. Hier ist der Link zur Folge.

Wie Eva-Maria Zurhorst (und verwandte Seelen) bin ich überzeugt, dass wir wie ein Magnet anziehen, woran wir glauben, dass wir uns lieber auf Lösungen fokussieren als auf apokalyptische Szenarien und dass wir in diesen Tagen innere Arbeit dringender brauchen als je zuvor. 

Jetzt habe ich wieder keinen Basteltipp. 

Aber eine Idee, wie ihr die Mitwirkung im Haushalt organisieren könnt:

Für jedes Kind mit einem Permanent-Marker ein Feld auf die Kühlschranktür zeichnen und es in zwei breite Spalten unterteilen. Auf Zettel mit einem Symbol kleine Aufgaben malen oder aufschreiben (je nach Alter), die im Haushalt zu erledigen sind, und in einer Morgenbesprechung aufteilen, wer welche Arbeit übernimmt. Ihr könnt die Aufgaben auch wie Lose aus einem Eimer ziehen lassen. Der jeweilige Zettel wird mit einem Magneten in das Feld des Kindes gehängt, das die Aufgabe übernommen hat. Wenn es geschafft ist, darf es den Zettel in seine rechte Spalte hängen.

Also ihr macht innere Arbeit und die Kinder den Haushalt ;-).

Und Mutter meditiert nebenan. Photo by Gustavo Fring from Pexels

Gewinnerin des Elefanten-Buches ist Domi! Gratulation und die Bitte, mir schnell deine Anschrift zu mailen.

Heute gibt es wieder einen Klassiker. Eine sehr schöne Ausgabe von „Heidi“. Ich schwächelte schon und wollte den Gewinn zurückziehen, weil das Buch wirklich hübsch illustriert ist und ich mich damit eines Tages mit Enkelkindern auf dem Schoß darin lesen sah. Aber das ist so ein Mangel-Denken. Bestimmt werden wir eine ebenso schöne Ausgabe finden, wenn es so weit ist.

An der Verlosung kann teilnehmen, wer mir in einem Kommentar schreibt, welche innere Arbeit ihr macht. Wie kommt ihr auch in herausfordernden Zeiten wie diesen wieder in eure Mitte? Meditiert ihr? Hört ihr Musik? Betet ihr? Hilft euch die Natur? Wie geht ihr mit Nachrichten um? Schaut ihr fern oder vermeidet ihr das?

Einsendeschluss ist morgen, Samstag, 21. März, um 18 Uhr.

Immer fröhlich bleiben,

eure Uta 

  • Vielen Dank für die tolle Verlosung. Ich habe gerade die Kirchenglocken gehört. Sie sollen hier bei uns jetzt während der Corona Krise jeden Abend um 21 Uhr läuten. Das fühlt sich tröstlich an. Ich bleibe für andere zu Hause und versuche nicht panisch zu werden. Das gelingt mir leider nicht immer. Manchmal muss ich mich zwingen das Handy wegzulegen und keine Nachrichten mehr zu schauen weil nichts mehr in meinen Kopf reinpasst. Bleibt bitte alle gesund und passt auf euch auf.

  • Ich sollte viel mehr innere Arbeit machen in diesen Zeiten. Vor allem die Handynutzung am Abend fördert nicht gerade den Schlaf… Heute war ich zumindest 3 Stunden mit den Kids im Wald. Das hat gut getan.

    • Hallo zusammen, bisher waren meine Gedanken ganz bei meinem Bruder, der in Ecuador feststeckte. Mittags ist er in Amsterdam gelandet und wir atmen alle etwas auf. Bis nach Berlin ist es nicht mehr weit. Ich mache jeden Morgen Yoga Morgengruß und meditiere am Abend. Tagsüber wuppen mein Mann und ich Homeoffice (dankbar dafür), spielen mit unseren Jungs und fahren im Wald Rad. Nachrichten lese ich ab heute nur noch 1x am Tag, das ist genug. Außerdem lese ich nur noch fröhliche Bücher und gucke eine leichte Serie 🙂

  • Liebe Uta,
    mir hilft es, inne zu halten, das wahrnehmen, was um mich herum ist: Vögelgesang, die erste Tulpe ist heute aufgegangen!, der Specht am Vogelfutterhaus, der Milan, der über unser Haus fliegt,…
    einfach da sitzen und Sein. Nichts müssen. Mich am Kind freuen, das wir uns haben, das wir Zeit miteinander haben. Das ist das größte Geschenk.
    Medien lese ich in der Zeitung Online morgens und abends einzelne Artikel, mehr nicht. Der Rest macht mich nur nervös, lässt mich ängstlich und sorgenvoll sein. Und ich möchte meinem Kind Sicherheit und Ruhe vermitteln in dieser seltsamen Zeit.
    liebe Grüße und viel Gesundheit!
    Veronika

  • Liebe Uta,
    gestern am späten Nachmittag war ich auch fix und fertig, und es war klar, dass es so (allabendlicher intensiver Nachrichtenkonsum, innerliche Wutgespräche mit Verschwörungstheoretikern, Angst und Ohnmachtsgefühle) nicht weitergehen kann. Ich werde mich weiterhin informieren (in Textform), aber lieber tagsüber statt abends. Gestern bin ich früh ins Bett gegangen, was sehr geholfen hat. Bibel (v.a. Jesaja, die Psalmen, das Neue Testament) lesen gibt mir ganz viel Frieden und Perspektive und macht mein Herz wieder weit. Beten. Singen mit meinen Kindern: wir starten unseren Schulvormittag mit Liedern: Danklieder, Bewegungslieder, lustige Lieder. Danach geht’s uns allen gut! Leckeres und frisches Essen (überhaupt, Kochen und Backen). In die Ferne gucken. Gute Bücher lesen.
    All das hilft mir ins Jetzt und ins Gleichgewicht zu kommen.
    Ich habe selbst noch ein Heidi-Buch aus Kindheitstagen. Deshalb möchte ich nicht an der Verlosung teilnehmen. Aber danke sagen für deine Gedanken und Ideen und dein tolles Buch, das ich immer wieder in die Hand nehme und schon oft weiterempfohlen habe.
    Liebe Grüße
    Anna-Lena

  • Hab vielen Dank, liebe Uta, für deine neue Reihe. Sie ist wie immer sehr inspirierend und jedes Mal aufs Neue ein Anstoß, sich mit sich selbst und seiner Grundeinstellung zu beschäftigen. Und das mit einer so leichten und ehrlichen Art… Du bist in dieser Zeit ein großes Geschenk.
    Ich selbst habe meine Yogamatte endlich wieder hervorgeholt und bemühe mich, täglich zu praktizieren. Das zentriert mich und gibt mir innere Stärke. Außerdem mache ich die wohl leichteste und darum wahrscheinlich so oft übersehene Achtsamkeitsübung: ich lass mich stundenlang von meiner Tochter in ihre Spielwelten entführen. Und da wir auch viel lesen, würden wir uns unheimlich über Heidi freuen.
    Von Herzen alles Gute, Claudia

  • Ich versuche auch, mit Yoga entgegenzuwirken, und raus in die Natur gehen erdet mich ganz gut. Heute regnet es in Strömen, da ist leider nicht viel mit Rausgehen, aber wir hoffen, dass morgen das Wetter wieder besser ist! Viele Grüße!

  • Mir hilft es, die Situation anzunehmen und das Beste draus zu machen. Da ich noch in Elternzeit bin, muss ich mir arbeitstechnisch keine Sorgen machen. Und wir leben auf dem Land, ich gehe jeden Tag mit meinen Kindern Kälbchen streicheln und die Quitschlaute meiner Kleinsten, die sie dabei macht, sind Balsam für die Seele.
    Also bleibt gesund und alles Gute

  • Liebe Uta, gerade heute habe ich an „Heidi“ gedacht und dass ich das jetzt meiner 4Jährigen mal vorlesen möchte. Und das ist es auch, was mich erdet: Das Miteinander mit den Kindern, der gemeinsame Alltag und Rhythmus, das Kochen und Essen, Vorlesen und Malen…und der Garten! Liebe Grüße Johanna

  • Hallo Uta,
    ich schaue Nachtichten, ich fühle mich besser, wenn ich das Gefühl habe gut informiert bin. Meine Mitte suche ich derzeit jedoch vergeblich. Mit Kindern im Haus ist das schwer…. da kommt gerade schon der Minimann, der eigentlich schlafen sollte… so viel zur abendlichen Erholung.

  • Auch ich reduziere meinen Nachrichtenkonsum auf einmal täglich und nur die Tagesschau bzw die örtliche Seite. Dich lese ich täglich sehr gern und freue mich immer über deine Tipps. Die ganze Situation ist nicht leicht, das tut meinen Angstzuständen nicht gut. Ich lebe von Tag zu Tag und möchte nicht daran denken wie lange das noch andauern wird. Aber ich bin sicher, dass der Tag kommen wird an dem wir wieder ein normales Leben führen werden.

  • Liebe Uta,
    gerade ist es mir mal wieder nicht möglich nur still mitzulesen. Denn auch wenn ich sonst immer sehr dankbar über deine Beiträge bin, deinem heutigen Beitrag kann ich nicht zustimmen.
    In meinen Augen ist es gerade die völlig falsche Lösung sich von Nachrichten zu distanzieren und sich nicht mehr zu informieren. Klar, dass zu Nachrichten keine Verschwörungstheorien gehören, sondern halbwegs neutral recherchierte Informationen bei öffentlich rechtlichen Sendern und lokalen Medien.
    Warum mir das ein solches Anliegen ist:
    In der Information der Mitmenschen sehe ich den Schlüssel zum Bekämpfen des Virus, darüber nicht informiert zu sein kann töten.
    Außerdem: In den lokalen Medien wird beschrieben werden, wie die Lage in und am eigenen Wohnort ist. Dadurch werden hoffentlich einige Ideen entstehen, wie man Nachbarn und den Menschen in seinem Umfeld helfen kann. Und wenn es ein gebackener Kuchen für das Klinikpersonal ist, welches völlig erschöpft und über jede Kleinigkeit dankbar sein wird…..
    Hab ich Angst? – Wahrscheinlich, denn Abschottung hilft bei uns nicht, mein Mann arbeitet „an vordester Front“; Schutzausrüstung ist knapp; er kann ausziehen um uns zu schützen, dann werden die Kinder den Papa monatelang nicht sehen…-wie soll ich das erklären??; wir werden wohl die Ansteckung in Kauf nehmen und hoffen, dass wir alle unbeschadet aus der Krise kommen….

  • {"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

    >