Gedanken und Buch-Verlosung, Folge 5 

 19/03/2020

Gestern habe ich mit meiner Tante Fine telefoniert. Sie ist 97 Jahre alt, war nach einem Sturz eine Woche im Krankenhaus und liegt nun wieder in ihrem Bett in einem Seniorenheim. 

Wer hier schon länger liest, kennt sie von meinem Beitrag „Mit Kindern in den Wald“. Dort greife ich ihre Kindheitserinnerung auf, wie ihr Vater mit ihr und den Geschwistern früh am Sonntag durch den Wald den weiten Weg zur Kirche lief. 

Tante Fine geht es nicht gut. Sie hat Schmerzen, muss den ganzen Tag im Bett liegen und darf wegen Corona keinen Besuch bekommen. Gestern war sie sogar zu schwach, um fünf Minuten den Telefonhörer zu halten. 

Nach unserem kleinen Gespräch war ich dankbar, dass ich das, was mir vorher zu tun lästig war, überhaupt tun kann.

Ich kann schreiben. Mit der Hand oder - unglaublich komfortabel - an meinem Alles-Könner-Laptop. - Tante Fine ist gerade nicht einmal in der Lage, einen Stift zu halten. Dabei hat sie früher gut und gerne geschrieben: Tagebücher aus dem Kriegs-Bunker und später akkurate Bilanzen in der Bank, in der sie gearbeitet hat.

Auch wenn wir kaum aus dem Haus dürfen - sie darf nicht mal aus dem Bett.

Wir können mehrstöckige Torten backen, wenn uns der Sinn danach steht, und das neue Thai-Curry-Rezept ausprobieren - sie hat nicht mal eine kleine Teeküche in ihrem Zimmer.

Wir haben sogar einen Garten. Gestern habe ich Bellis in Tontöpfe gesetzt, samtig grüne Moos-Polster in die Lücken zwischen den Blumen gestopft und nach der Frischluft-Arbeit zufrieden meine erdigen Hände gewaschen. - Ob meine Tante von ihrem Bett aus überhaupt einen Baum sehen kann?

Prinzessin und ich sind gestern vor dem Schlafengehen durch unser Wohngebiet geradelt. Eine Nacht-Radwanderung sozusagen. Mal wieder richtig in die Pedale treten. Das hat uns Stubenhockern gut getan. - Tante Fine wird froh sein, wenn sie überhaupt nochmal auf ihren eigenen Füßen stehen kann.

Photo by Bianca Gonçalves from Pexels

Ich stelle mir manchmal vor, wie ich als alte Frau in einem Bett liege und nichts mehr tun kann. Und wie ich das, was ich gerade erlebe und an das ich mich dann als Greisin erinnere, viel mehr auskoste, damit es ein richtig schönes Erinnerungsstück für mein Kopfkino wird. So schön, dass es nichts zu bereuen gibt.

Soweit meine Gedanken zum Tage. Eine Spiel- oder Beschäftigungsidee gibt es morgen wieder, okay?

Die Gewinnerin des Tages ist: Kati!

Herzlichen Glückwunsch! Bitte maile mir deine Anschrift, dann macht "Madita" sich bald auf den Weg zu dir. 

Heute verlose ich ein Buch für Elefanten-Freunde im Alter zwischen circa drei und neun Jahren.

Eine Elefanten-Forscherin, die mit Mann und zwei Kindern in einem Nationalpark in Tansania lebt, erzählt in Text und Farbfotos über das Leben mit den Dickhäutern.

An der Verlosung teilnehmen könnt ihr mit einem Kommentar, der mich bis morgen, Freitag, 20. März, 16 Uhr erreicht und anfängt mit "Ich bin gerade dankbar, endlich mal ...." 

Immer fröhlich bleiben,

eure Uta 

  • Ich bin gerade dankbar dafür, endlich mal viel Alltag mit meinen Kindern haben zu dürfen. Keine Ferien mit hohen Erwartungen an Abenteuer und Erholung, keine Kind-krank-Tage mit Sorge und schlechtem Gewissen, sondern einfach Alltag mit Lernen und Haushalt und Spielen und Arbeit und viel Nähe.
    Ja, es ist auch anstrengend und unheimlich und verunsichernd, aber es ist eben auch schön zusammen sein zu dürfen. Und Zeit zum Vorlesen zu haben:-)
    Vielen Dank für den täglichen Input und die tollen Verlosungen/Buchtipps!

    • Liebe Rina, „einfach Alltag“ miteinander zu erleben – wie du schreibst – ist tatsächlich ein Geschenk dieser Zeit. Und zu Hause muss man keine Disney-Welt errichten. Es ist unglaublich wertvoll, wenn Kinder ihre Eltern bei Erwachsenen-Arbeit erleben und daran mitwirken dürfen. Die Kita-Welt ist doch eigentlich eine auch irgendwie Künstliche. …Und – da hast du auch Recht – anstrengend ist das Ganze auch. ?LG Uta

  • liebe Uta,
    ich bin gerade dankbar, Zeit zum Entschleunigen zu haben. Zu wissen, nirgends hin zu müssen, denn das Hetzen zu Terminen ist das Stressigste überhaupt. Egal wie viel Zeitpuffer ich einbaue. So saß ich heute auf der Terrasse, einfach nur mit Decke am Boden, spürte die von der Sonne gewärmten Bodenplatten unter mir, hörte das Vogelkonzert, freute mich an den Frühblühern im Beet und schloss die Augen und genoss einfach nur da zu sein.
    liebe Grüße Veronika

    • „genoss einfach nur da zu sein“ – wie schön, liebe Veronika! Der Corona-Virus ist – das finde ich auch – der beste Lehrmeister für ein Leben im Jetzt. ÄH … und vor allem auch im Hier, hier zu Hause. 😉 LG Uta

  • Liebe Uta,
    meine Mama war letztes Jahr für fast 6 Monate ans Bett gefesselt. Wir waren nicht sicher, ob sie weiterhin alleine leben kann . Es ist alles gut gegangen. Sie ist neulich 80 Jahre geworden, und wir konnten den Geburtstag sogar feiern. Wir sind alle dafür sehr dankbar. Sie sagte neulich zu mir. Ich verstehe meine Freunde nicht. Die treffen sich noch immer im Kaffee. Ich gehe da nicht mit. Ihr Kinder habt letztes Jahr so viel für mich tun müssen. Da gehe ich jetzt ins Kaffee und hole mir Corona? Sie geht seit Wochen nicht mehr in Geschäfte. Gestern hat sie beschlossen, nur noch früh morgens spazieren zu gehen, wenn nichts los ist. Alleine sein mag keiner, aber nach der Erfahrung mit ihrer schmerzhaften Bandscheibe ….in dieser Zeit hat sie immer gedacht: „Wenn ich doch nur ohne Schmerzen liegen könnte…“ findet sie das alleine sein nicht wirklich schön, aber sie ist unendlich dankbar, dass es so ist wie es ist.
    Wir als Kinder sind für so viel Vernunft dankbar, denn es stellt sich heraus, dass nicht nur die Kinder und Jugendlichen unvernünftig sein können, sondern auch die älteren Menschen. Meinen Kindern 14 und 16 sind – wie so vielen -Klassenfahrten und Schüleraustausche und die Konfirmation abgesagt worden. Ich bin dankbar, dass sie das mit grosser Gelassenheit hinnehmen. Auch dass sie die Freunde nicht treffen sollen. Ich bin dankbar, dass wir einen Job in der Versorgungsbranche haben und keine Existenzängste wie so viele zur Zeit haben und vor allem bin ich dankbar, dass all unsere Lieben noch gesund sind.
    Ich möchte nicht in den Lostopf hüpfen, denn ich bin auch dankbar, dass meine zwei schon so groß sind. Ich denke andere Leserinnen freuen sich bestimmt. Viele Grüße bleibt alle gesund und zu Hause.
    Nicki

    • Liebe Nicki, und ich bin so dankbar für die Leser, die ich habe, und denke gerade, mit was für großartigen Menschen im ganzen Land und darüber hinaus ich verbunden sein darf. Es ist so wertvoll, was du schreibst. Das hat mir gerade so eine Kraft gegeben. Deshalb gibt es für dich die in diesem Moment installierte, virtuelle und gesundheitlich völlig unbedenkliche Katzenklo-Blog-Umarmung. Deine Uta

  • Ich bin gerade dankbar, weil wir alle gesund sind und zusammen. Wir haben Zeit zum Spielen. Keinen Druck rauszugehen. Ich bin dankbar, dass gestern so schönes Wetter war und meine Kinder draußen im Garten spielen konnten. Ich bin dankbar, dass es uns gutgeht.

  • Ich hab auch schon daran gedacht, wie es den Menschen, denen es immer so geht, die aus Angst vor Bombenangriffen im Haus bleiben. Oder die Schwerkranken, die keine andere Möglichkeit haben…uns geht es doch zum Glück noch gut. Und so lange wir auf unsere Lieben aufpassen, wird es auch so bleiben. Unsere Tante Fine ist leider im letzen Jahr verstorben .
    Liebe Grüße
    Tanja
    Und gute Besserung an Tante Fine

    • Ja, oder die Menschen in den überfüllten Flüchtlingscamps, die ihre Kinder nicht baden können, die sich selbst nicht pflegen können und die sich nicht mal so kleine Wohltaten zur Entspannung gönnen können, die wir und unsere Kinder oft als lästig empfinden (Zähneputzen, Gesicht waschen …). Danke für deine guten Wünsche für meine Tante Fine. Alles Liebe, Uta

  • Ich bin dankbar, endlich mal bewusst den Alltag mit meinen Kindern zu durchleben. Heute hat der Tag für uns bereits um 05:30 angefangen und mein Mann ist schon außer Haus.
    Normalerweise versuche ich, ab diesem Zeitpunkt so schnell wie möglich Frühstück vorzubereiten, meine beiden Kinder anzuziehen, Sachen zusammen zu packen und zu meinen Eltern zu fahren, dort ist einfach mehr Platz und ich muss mich nicht um alles alleine kümmern – dachte ich immer. Aber in dieser Zeit möchte ich inne halten und mir klar werden, vor was ich immer davon laufe. Ich habe doch zwei bezaubernde Kinder, die Große ist schon so selbstständig, zieht sich fast alleine an und hilft mir die Kleine bei Laune zu halten. Aber Langeweile und Reibereien gehören auch dazu. So wachsen wir als Familie gleich noch mehr zusammen.
    Wir schaffen das! Bleibt gesund! Danke für diesen tollen Blog und das Gewinnspiel. Alles liebe.
    Kathi

    • „Aber in dieser Zeit möchte ich inne halten und mir klar werden, vor was ich immer davon laufe.“ Boah, liebe Kathi, ist das stark, dass du diese Zeit für die eigene Weiterentwicklung nutzt. Ich bin sehr beeindruckt. Danke, dass du das mit uns geteilt hast. Herzlichst, Uta

  • Liebe Uta,
    Ich versuche, jeden Tag dankbar zu sein für all den Luxus, den wir haben und so viele Menschen auf der Welt nicht. Manchmal gelingt es mir gut, manchmal schlecht. Zur Zeit bin ich am meisten dankbar für meine Familie und dass alle gesund sind. Auf der anderen Seite wundere ich mich über die Ignoranz und den Egoismus so vieler da draußen und dass viele den Ernst der Lage noch nicht begriffen haben. Ich bin froh, dass es so viele tolle Bücher gibt, mit denen man sich in solchen beängstigenden Zeiten einfach in andere Welten und Zeiten träumen kann. Liebe Grüße Domi

    • Liebe Domi, danke für das Stichwort „Luxus“! Diese Zeiten sind wirklich eine gute Gelegenheit zu schauen, was einem wirklich etwas bedeutet. LG Uta

  • Liebe Uta, herzlichen Dank für deine Worte. Manchmal müssen wir uns erst bewusst werden, dass es anderen schlechter geht, um zu merken, wie gut es uns doch eigentlich geht.
    Und vielen lieben Dank für das Buch. Wir freuen uns sehr, Mail folgt.

  • Guten Morgen, liebe Uta:),
    bitte grüße deine Tante Fine, beim nächsten Telefonat mit Ihr, einmal sehr herzlich und unbekannterweise von mir! Und wünsche Ihr sehr gute und vollkommene Genesung!
    Sehr liebe Grüße
    Rüdiger

  • Wisst ihr, ich denke gerade, dass wir doch oft jammern und denken „Oh Mann! Hoffentlich ist das Ganze rum, bis Filius Geburtstag hat, sonst kann der je gar nicht feiern“, „ob wir den Sommerurlaub machen können? Ob wir die Kosten erstattet bekämen?“ – oder so was in der Art. Oder auch ich, die stöhnt, wie HomeOffice, HomeSchooling und Kinder bei Laune halten, ohne sie vor der elektronischen Nanny zu parken, bewältigt werden können. Dass es seit 10 Tagen in keinem Supermarkt inder Nähe Mehl zu kaufen gibt und ich heute keinen Kuchen backen kann wie sonst jeden Freitag. Das sind Probleme Priviligierter.
    Wie kommen die klar, die mittags eigentlich zur Tafel gegangen sind? Deren Kinder morgens in der Schule oder Kita gefrühstückt haben, damit sie überhaupt frühstücken können. Die, die keinen haben, der für sie einkaufen geht? Deren einziger Lichtblick der wöchentliche Besuch des Sohnes, der Tochter war, die jetzt nicht mehr ins Pflegeheim gelassen werden? Die, die Kranken im Krankenhaus nicht mehr besuchen können, dabei wäre es für beide so wichtig! Die Papas, die ihrer Partnerin nicht beistehen dürfen, wenn das Wunschkind zur Welt kommt und ihr Kleines und die Mama nicht unmittelbar danach in den Arm schließen dürfen? Wie ist das für die?
    Wie erleben die Menschen in Bergamo diese Zeit, wenn Militärtransporter die Särge aus der Stadt schaffen?
    Neee, uns geht es verdammt gut. Wir langweilen uns. Wir sind genervt. Wir freuen uns aber auch an der Nähe und daran, uns zu haben, noch gesund zu sein, am Sonnenschein und daran, dass der Bäcker noch auf hat und wir genug Geld haben, um heute mal Kuchen zu kaufen, statt welchen zu backen.
    Bleibt gesund, bleibt dankbar!
    Mit heftigen Grüßen
    die SteffiFee

    • Liebe Steffi-Fee, ganz herzlichen Dank für deinen Beitrag!
      „Die Papas, die ihrer Partnerin nicht beistehen dürfen, wenn das Wunschkind zur Welt kommt und ihr Kleines und die Mama nicht unmittelbar danach in den Arm schließen dürfen? Wie ist das für die?“
      Meinst du, das ist jetzt so? Krass! Daran habe ich überhaupt nicht gedacht.
      Schönes Kuchen-Essen!
      LG Uta
      PS: Und danke auch für die ganzen Beschäftigung-Tipps zu meinem anderen Post!

  • Liebe Uta,
    liebe SteffiFee,
    gerade wurde das in unserer Tageszeitung veröffentlicht.
    „Besuche im Hochwaldkrankenhaus und Bürgerhospital sind ab sofort verboten. Ausnahmen gelten ausschließlich für Partner von werdenden Müttern sowie für Angehörige (Partner und Kinder) schwerstkranker Patienten.“
    Auch dafür danke an die Verantwortlichenen.
    Nochmals viele Grüße und bleibt gesund.
    Nicki

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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