Pommes und Atheisten 

 17/10/2013

Mittwoch und Freitag sind inzwischen die einzigen Tage, an denen die Kinder nur bis zum Mittag Schule haben und zum Essen nach Hause kommen. An diesen Tagen nehmen wir uns Zeit für ein gutes Essen ganz in Ruhe mit Nachtisch und Nachklönen.

Gestern gab es Zitronenschnitzel mit Pommes und Salat, zum Nachtisch gekaufte Mousse au chocolat mit Kiwi-Scheibchen auf einem Teller garniert und zum Nachklönen ein Gespräch über Religionen.

Wie wir darauf kamen, weiß ich nicht mehr, aber wir sprachen über den Unterschied zwischen Moslems und Islamisten, über „christliche“ Kreuzzüge, Ablasshandel, Martin Luther und Buddhisten, die zeitgeschichtlich betrachtet wohl am wenigsten auf dem Kerbholz haben.

Wir waren uns einig, dass dieses Recht-haben-wollen über Gott schon viel Leid verursacht hat. Und Kronprinz (16) meinte, er könne nachvollziehen, dass manche Menschen nichts mit Religion zu tun haben wollten oder sogar Atheisten würden.

„Was sind noch mal Atheisten?“, fragte Prinzessin (12).

„Das sind Leute, die nicht an Gott glauben.“

„Ach“, meinte Prinzessin und tunkte Pommes in die Soße, „dann werde ich nach der Konfirmation auch Atheist.“

Also darf ich doch nicht nachlassen, abends mit ihr das Gebet zu sprechen, das wir seit Jahren beten und dessen Quelle ich leider nicht herausfinden konnte:

Der Tag ist nun zu Ende,
ich falte meine Hände,
ich freue mich auf morgen,
bei Gott bin ich geborgen.

Betet ihr auch? Und wenn ja, was?

Immer fröhlich Gottvertrauen weitergeben

Uta

  • Liebe Uta,

    ich bin damals mit 14 Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten. Ich fand, wie Du es eben so passend ausgedrückt hast, dass die Kirche „zu viel Dreck am Stecken“ hat. Auch konnte ich mir nicht so recht vorstellen, dass Gott tatsächlich selbst katholisch oder evangelisch wäre, würde er sich entscheiden sollen. Da hörte ich ihn in meiner Vorstellung einfach immer nur amüsiert lachen.

    Später, als junge Erwachsene, verbrachte ich einige Jahre meines Lebens bei einer Glaubensgemeinschaft (sehr gerne auch Sekte genannt), die viel zu meiner allgemeinen Verwirrung beitrug – mich aber eigentlich nach Verlassen derselben Gott näher gebracht hat.
    Allein schon durch die Erkenntnis, dass er auch da wohl kaum länger geblieben wäre.

    Mittlerweile, nach vielen, vielen Jahren… und vielen Erfahrungen mit dem Leben und mir selbst, führe ich eine sehr freundschaftliche Fernbeziehung zu Gott.
    Ich bete nicht (nicht im eigentlichen Sinne), aber ich zwinkere ihm gerne hin und wieder zu – und er zwinkert zurück. Ja, ich kann sagen, wir verstehen uns ganz gut.

    Liebste Grüße,
    Papagena

  • Liebe Ute,
    als eifrige Leserin Deines (wunderbaren!) Blogs, genoss ich bisher immer und schwieg, will Dir nun aber nicht verschweigen, welches Sprüchlein ich abends immer mit Philine bete: „Will mich in mein Bettchen legen, gib mir Herr nun Deinen Segen. Lieber Gott, ich bitte Dich, bleib bei mir, hab acht auf mich.“
    Auf bald,
    liebe Grüße,
    Nicolle

  • Wenn es nur nach dem Kirchenbesuch ginge, könnte man meinen, dass die meisten spätestens nach der Konfirmation Atheisten werden. Allerdings glaube ich, dass mehr Menschen auf irgendeine Art beten, als man vermuten könnte. Gerade auch junge. Mit vielen Fragezeichen vielleicht, unregelmäßig, versuchsweise… Senfkorngröße, aber deshalb nicht weniger wert.
    Was/Wie bete ich? Mit dem einen noch zu Hause wohnenden Kind abends immer noch (er will es so) ein paar einfache Sätze mit Danke und Bitte und ein bisschen Stille. Vor dem Essen Traditionelles, versweise. Für mich selber – meist nur ganz wenige Worte, ein Innehalten, ein paar stille Augenblicke zwischenhinein. Auch mal ein großer Seufzer… Ach! Und manchmal ein kleiner innerer Luftsprung, na klar! 🙂

  • Hast du sie gefragt warum sie sich konfirmieren lassen will?
    Unsere Jüngste haben wir von einer Schamanin taufen lassen bei uns am Bach. War sehr schön und hatte mit Kirche nichts zu tun 😉 (siehe Walsh) man muss ja nicht den Umweg über den Pfarrer machen, nich wa.
    Unser Abendgebet:
    Lieber Gott vielen Dank für heute
    schick uns auch morgen deine Engel wieder damit sie uns beistehen
    in allen Lebenslagen
    zu unserem Wohl
    und zum Wohle aller

    Amen

    liebe Grüße
    DAni

    PS: unsere Mädels werden nicht zur Konfirmation gehen, es sei denn sie wollen es 😉

  • Unser Abendgebet geht folgendermaßen: „Müde bin ich, geh zur Ruh`, schließe meine Augen zu. Lieber Gott, ich bitte Dich, bleib bei mir, gib acht auf mich.“
    Ich finde es sehr wichtig, dass man mit Kindern über Gott redet, sie sollen mit der Gewissheit groß werden, dass es da oben noch eine höhere Instanz gibt, wenn hier unten mal alle Stricke reißen. Ich jedenfalls habe die Erfahrung gemacht, dass dieses Gottvertrauern für Kinder sehr hilfreich ist.
    LG aus Ingolstadt

  • Wir sind Atheisten, schon in dritter Generation und ziemlich glücklich damit. Wir sprechen am Abend mit uns über uns, Gott spielt bei uns keine Rolle. Kann mir auch nicht vorstellen zu beten. Wozu sollte es gut sein? Hilft es euch? Seid ihr dadurch ruhiger und friedlicher?
    Liebe Grüsse
    s
    Suse

  • Liebe Uta,
    ich bin nicht getauft und war nie in der Kirche. Dennoch habe ich 11 Jahre lang katholische Schulen besucht, um dann auf einer staatlichen Schule meinen Abschluss zu machen. Ich halte von den Kirchen wenig und wenn man sich den neuesten Skandal um den Bischof von Limburg so betrachtet, dann weiß ich auch wieder warum. Die Kirchen sind aus meiner Sicht viel zu weit von den Menschen entfernt. Trotzdem rede ich manchmal mit Gott. Denn der kann ja wenig dafür, was in seinem Namen hier unten bei uns alles passiert. Meistens im Garten. Ich erzähle ihm alles mögliche, richtig beten ist das also eher nicht. Trotzdem bin ich mir sicher, dass er mir zuhört. Und ich rede auch oft mit meinem verstorbenen Bruder. Ich bin sicher, dass er in meiner Nähe ist und seine schützende Hand über mich und meine Familie hält. Mein Sohn besucht keine konfessionelle Schule und hat trotzdem Religionsunterricht. Und dort eine ganz tolle Lehrerin. Er wächst mit Gott auf und das finde ich sehr schön.

    Liebe Grüße
    Birgit

  • Hallo Uta,
    ich bin nicht getauft und in meiner Herkunftsfamilie wurde Religion immer sehr abgelehnt. Inzwischen bin ich ja alt genug, um mir mein eigenes Weltbild zu erschaffen und darin gibt es zumindest so etwas wie eine „Übermacht“ oder etwas „Allmächtiges“. Einen richtigen Namen habe ich dafür noch nicht gefunden.
    Mir sind viele christliche Werte sehr wichtig. 3 meiner Kinder haben einen evangelischen Kindergarten besucht (eins ist noch dort) und 2 meiner Kinder besuchen eine evangelische Schule. In diesen Einrichtungen wird vor dem Mittag gebetet und der Kindergarten geht 1x im Monat zum Kindergottesdienst. In den Urlaub fahren wir vorzugsweise in eine katholische Familienferienstätte. Auch hier bete ich vor dem Mittag mit. Wie gesagt, es ist mir wichtig, dass meine Kinder mit bestimmten Werten konfrontiert werden, die ich als Kind z.B. niemals kennen gelernt habe. Jedoch sollen auch sie später entscheiden, ob und woran sie glauben.
    Ich selbst kann mich jedoch nicht durchringen zu Hause zu Gott zu beten, da, obwohl mein Glaube in Richtung eines Gottes geht, noch sehr viele Fragen für mich nicht geklärt sind.
    Was wir aber machen (bei den Großen habe ich es inzwischen etwas schleifen lassen), wir suchen uns vor dem Schafengehen der Kinder Tagesereignisse aus, für die wir danken (wem auch immer). Das müssen nicht unbedingt immer schöne Erlebnisse gewesen sein, sondern ich versuche den Kindern beizubringen, dass auch „negative“ Erlebnisse sehr wertvoll sind, weil wir davon lernen und daran wachsen können. Also wird auch dafür gedankt.

    Liebe Grüße!
    Jenny

  • Hallo,
    auch ich habe bisher geschwiegen und nur gelesen. Liegt daran das ich meistens erst sehr spät am PC bin und dann einfach keine Lust mehr habe so viel zu schreiben.
    Ich habe zwei kleine Kinder und finde es sehr erfrischend hier zu lesen was da noch alles auf mich zukommen kann.
    Nun zum Beten: Ich bin vor 5 Jahren zum Islam konvertiert und versuche meine 5 Gebete am Tag einzuhalten. Die Kinder beten manchmal mit, aber meistens haben sie nicht die Ausdauer.
    Vorm Schlafen gehen beten wir auch. Wir beten dann kleine Suren aus dem Koran, oder was die Kids eben schon können. Manchmal sprechen wir auch einfach nur über Allah (Gott), wenn sie Fragen haben.
    Der Kleine kann noch nicht so viel Fragen, der ist erst 2. Aber die Große (fast 4) hat sehr viele Fragen zu allen möglichen Themen. :-))
    Ich finde Deinen Blog sehr schön, obwohl ich eigentlich außer diesem nur noch 2 andere Blogs regelmäßig lese. Ich bin also nicht so ein typischer Blogjunkie. Ich lese auch eher unregelmäßig.
    Viele liebe Grüße und immer schön die Connection zu Allah pflegen.
    Sonja!

  • Liebe Uta,
    schön, daß Du auch mit Deinen Kindern betest. Im Gebet erwähne ich alles, was uns auf dem Herzen liegt. Auch Ängste und Probleme der Kinder, Zweifel, Danksagung. Und wir beten auch für bestimmte Personen und nennen sie mit Namen. Ich finde, daß sie so am Besten Vertrauen zu Gott gewinnen.Als würden Sie mit ihrem Vater oder bestem Freund reden.Da freut sich auch bestimmt Gott drüber.
    Liebe Grüße
    Yvonne

  • Ich bete, wann immer ich etwas mitzuteilen habe. Sei es Dankbarkeit für große oder kleine Dinge, eine Bitte, Wünsche, Wut, Traurigkeit oder was auch immer. Ich sende meine Gedanken ins Universum, dort sind sie gut aufgehoben.
    Ich glaube nicht an Gott, sondern an das Gute.

    Liebe Grüße,
    Maike

  • Wir beten auch, reden mit Gott ueber den Tag und die Zukunft, danken und bitten. Das gibt mir und meiner Familie Kraft und Sicherheit und dafuer bin ich sehr dankbar.

  • Das ist ein schönes Gebet!
    Wir beten auch. Abends mit den Kindern das Gebet, das meine Mama schon mit mir gebetet hat (Breit aus die Flügel beide, o Jesu meine Freude. Und nimm uns Kücklein ein, will Satan uns verschlingen, so lass die Englein singen, wir solln unverletzet sein.) Und dann noch einfach so ein „freies“ Gebet um für den Tag zu danken, für die Freunde und Familie, dass es uns so gut geht, für eine gute Nacht und den nächsten Tag.

    Liebste Grüße,
    Hanna

  • Wir beten vor dem Essen (meist feste Gebete) und abends vor dem Einschlafen. Die Große darf erzählen, wofür sie dankbar ist und wofür sie bitten möchte und dann beten wir frei.
    Euer Abendgebet finde ich sehr schön!
    Liebe Grüße! Sonja

  • Liebe Uta, ich bin ganz fasziniert von all den Kommentaren. Welch eine Sehnsucht, sich geborgen zu wissen und dieses Gefühl auch den Kindern weitergeben zu wollen.
    Ich bin streng katholisch aufgewachsen, mit Sünde, Teufel, ewigen Rosenkränzen-aber auch mit schönen Ritualen. Für mich war und ist Gott immer eine Instanz, der ich auch das hinhalten kann, was ich grad nicht lösen kann: „Halt mal eben, ist mir zu schwer.“ Und immer, wirklich immer hat mir genau das geholfen. Die Dankbarkeit für mein gutes Leben, über meine gesunden Kinder und Enkelkinder trage ich unentwegt im Herzen, und ich empfinde ein Gegenüber, ein Ziel für meinen Dank, in dem, was wir Gott oder Allah oder Jave nennen. Mit katholisch, evangelisch, jüdisch oder muslimisch hat das nichts zu tun. Ich bin noch katholisch, weil ich in den katholischen Ritualen gelernt habe zur Ruhe zu kommen, Kontakt zu mir und dem ewigen Gegenüber herzustellen. Wäre ich in eine andere Familie geboren, wäre ich vielleicht Muslima, Jüdin, Jesidin… Ich bin fest davon überzeugt, dass das dem Schöpfer „egal“ ist. ( Kann dem Schöpfer etwas „sein“??) Mit diesen verschiedenen Farben seines Lichtes versuchen wir doch bestenfalls, ihn so klein zu kriegen, dass er in unseren mickrigen Verstand hineinpasst. Und schlimmstenfalls wird eben Religion zur Rechthaberei und Angstmacherei oder Unterdrückung, Hass und Krieg benutzt. Mit IHM hat das alles nichts zu tun. Vielleicht macht es ihn traurig, dass seine Namen so missbraucht werden. Kann Gott Traurig sein? Eine von 1000000 Kinderfragen, die keiner beantworten kann.
    Ich finde, einige der besten Sätze, die über GLAUBEN geschrieben wurden, stehen auf den ersten Seiten in „Schiffbruch mit Tiger“ ….
    Oder so: ein Mann stürzt von einem Felsen. Er kann sich grade noch an einem Bäumchen mit einer Hand festhalten. Da hängt er, unter sich der Abgrund. Er merkt, dass er sich nicht mehr lange wird halten können. Da betet er“ Gott, ich habe nie an Dich geglaubt. Aber wenn es Dich gibt: Bitte rette mich!!“ “ Gut“ antwortet Gott“ Spring!“.
    Ganz herzliche Grüße und ein großes Dankeschön für Deinen wirklich lesenswerten Blog

    Lisa

  • {"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

    >