Kratz-Eis-Rezept für Kinder 

 06/05/2014

Dies ist kein Food-Blog und ich bin keine Köchin. Immer wieder lese ich von Menschen, die kochen oder backen, um zu entspannen.

Entspannen? Die Bohnen müssen blanchiert und warm gehalten werden, während das Fleisch, das ich zu marinieren versäumte, in der Pfanne zwischen den verkohlten Zwiebeln austrocknet. Der Blätterteig will noch mit Eigelb bepinselt werden, ein Schalenstück treibt im gelben Glibber und will nicht auf den kleinen Löffel, mit dem ich nach ihm angele. Und wer kann zu den Nachbarn laufen und fragen, ob die noch eine Bio-Zitrone haben? Jetzt kommen die Fleischtomaten dran. Ich soll Fleischtomaten häuten? Ich? Ich habe so viele Dosen-Tomaten im Keller, als drohe morgen ein atomarer Erstschlag. Hier wird nix gehäutet.

Besser geht es beim Backen, weil da alles so schön der Reihe nach kommt. Die erste Wut aber kriege ich, wenn Leute ein Rezept mit dem Satz beginnen: „Den Ofen auf 200 Grad vorheizen“. Eigentlich ein harmloser Satz. Aber das ist ja das Perfide. Diese Leute wollen einem das Gefühl geben, als ließe sich der Teig in der Zeit vorbereiten, die der Ofen zum Vorheizen braucht. Nie, nie komme ich hin mit dieser Zeit. Angeberisch piepst die Vorheiz-Uhr am Ofen: „Ich war schneller fertig, ätsch!“ Ich reibe die Zitronenschale durch bis zum Fruchtfleisch. Der Verantwortung für den Klimawandel durch leer vor sich hin heizende Backöfen drückt mich nieder. Ich habe vergessen, die Springform einzufetten. Also die Betonbutter aus dem Kühlschrank in die Mikrowelle stellen, den Backpinsel aus der Spülmaschine klauben… Wenn ich die Form endlich in die heiße Luft schiebe, tue ich das mit letzter Kraft und sinke danach mit beschlagener Brille in den Lesesessel.

Entspannen beim Kochen und Backen? Nicht für mich.

Dabei lege ich, seitdem ich das erste Mal schwanger war, großen Wert auf gesunde Ernährung. Ich kaufte Mörser und Getreidemühle, schleppte kiloweise Vollkornmehl nach Hause und dekorierte das Küchenfenster mit Kräutern und Knoblauchzöpfen. Gemüse wurde nur noch dampfgegart, und als Schwangere aß ich mehr Sonnenblumenkerne als die Schwarzdrossel draußen im Futterhäuschen.

Gesund und lecker zu essen, ist auch eine Frage der Selbstliebe und Achtung vor dem eigenen Körper. Das möchte ich unbedingt den Kindern durch mein leuchtendes Vorbild vermitteln.

Trotz der Kämpfe in der Küche hat es das leuchtende Vorbild nicht geschafft, Kronprinz (16) und Prinzessin (13) ihre Lust auf „Kratz-Eis“ auszutreiben. Kennt ihr „Kratz-Eis“?
Kaum nähern wir uns dem Sommer, halten sie in Supermärkten Ausschau nach den Bechern, deren Inhalt wie Frostschutzmittel aussieht: giftgrün, Tankstellen-blau und ein Rosa wie das vom Nagellackentferner. Meist kaufen sie sich eine ganze Palette davon und verstauen die Becher einmütig im Gefrierschrank. Wenige Stunden später könnt ihr sie auf der Terrasse oder in ihrem Bett sitzen sehen, ein Handtuch um den eisigen Becher geschlungen, schaben sie versonnen mit dem Löffel auf der kleinen Eisfläche herum.

Wenig später finde ich dann die Becher im gelben Sack und will gar nicht lesen, wie viele Farbstoffe und Geschmacksverstärker darin stecken.

Aber ich bin nicht die Mutter, die belehrende Vorträge hält. Meine Antwort ist: eigenes Kratz-Eis.

 

Und nach der Vorgeschichte könnt ihr sicher sein, dass es ein einfaches Rezept ist. Kein tagelanges Marinieren, kein Vorheizen von Backöfen, keine Eier, die man zimmerwarm stellen muss.

Und weil es alle Kinder lieben, die ich kenne, gibt es hier ausnahmsweise ein Rezept.

Himbeer-Kratz-Eis

300g Bio-Himbeeren tiefgekühlt

50g Puderzucker

2 Esslöffel Zitronensaft

6 Minzeblättchen (kann man weglassen, wenn man keine hat)

100g Sahnejoghurt

1-2 Esslöffel Limettensaft

1 Esslöffel flüssiger Honig


Die Himbeeren so lange in einem schmalen, hohen Becher auftauen, dass sie pürierfähig sind. Puderzucker und Zitronensaft hinzufügen und mit dem Pürierstab pürieren. 
Die Minzeblättchen fein schneiden und mit den übrigen Zutaten unterrühren.
Das Himbeer-Mousse in kleine Glasbecher füllen (ich habe die gesammelt, in denen beim Möbelschweden die Vanille-Kerzen verkauft werden) und einfrieren.
Die Menge ergibt fünf Gläser wie abgebildet.

Etwa 20 Minuten vor dem Essen herausnehmen. 



Keine Vitamin-Vorträge halten, sondern immer fröhlich Kratz-Eis produzieren.

Eure Uta

  • Mal rückwärts: Statt Puderzucker lieber Xucker (Xylit, leider teurer, aber so sinnvoll, verhindert Karies, wird anders verstoffwechselt und tut dem Insulinspiegel nichts), ansonsten superlecker. Um die Lebensmittelfarben mache ich -essenstechnisch- einen Bogen, hier reagiert ein Tochterkind dermaßen mit Hyperaktivität drauf….(in
    Badebomben versenke ich die Farben aber gerne).
    Mein Ofen ist gnädig und sehr langsam, ich bin immer vor ihm fertig. Wie wäre es entweder auf halber Strecke des Rührens einschalten, oder die Wärme benutzen, um die Form mit einem knallharten Stück Butter zu erwärmen? Alter Trick meiner
    Großmutter. Und auch schnelles Kochen kann sehr gesund sein. Auch wenn Küche nicht mein Lieblingsfeld ist, so ist es doch das jenige, wo ich meinen Kopf am besten zusammen halten muss, wo es tolle Lösungen gibt, wenn man denn mal wirklich drüber nachdenkt….schicke gerne die Abkömmlinge zum Essen kochen, weil es so viel zu lernen gibt und das Gehirnschmalz mal nicht zum Auswendig Lernen benutzt wird, sondern zum denken.

    • ja, für die Bakterien. Ist ein Zuckeralkohol, den sich die Viecher auch schmecken lassen, aber dann sterben sie dran, weil sie ihn nicht verstoffwechseln können. Kann man auch Bonbons draus machen und dann Abends: „Kinder, kohommmt naschen, denkt an Eure Zähäne“ 😀 ist ein Paradoxon, aber spannend. Ich putze mir die Zähne damit.

  • Das hätte von mir kommen können, ich bin da auch total unentspannt. Ich beneide immer meinen Mann um seine Geduld, wenn er stundlang Gemüse in atomar kleine Stücke zerlegt und dann auch noch ruhig bleibt wenn alles gleichzeitig Aufmerksamkeit braucht. ich sitze dann ganz entspannt daneben mit einem Glas Wein und genieße den leckeren Kochduft 🙂 Man kann also auch beim Kochen entspannen, man muss nur die Arbeit jemand anderen erledigen lassen…
    Liebe Grüße und danke für das einfache Rezept, Dani

  • Großartig, Uta!
    Das Rezept werde ich ausprobieren!
    Besonders gut hat mir dieser Satz gefallen: „Gesund und lecker zu essen, ist auch eine Frage der Selbstliebe und Achtung vor dem eigenen Körper.“

    Für wen von euch ist das fünfte Glas? Bei uns wäre es sicher meins … während die Herzbuben in den Schlaf gelesen werden, würde ich mich leise in die Küche schleichen, mir das letzte Glas nehmen und noch viel leiser kratzen und genießen. Hach. Schöne Vorstellung.

    Liebe Grüße,
    Frieda (ertappt mit Franzbrötchen in der Hand)

    • Also das dritte, vierte und fünfte Glas ist für Prinzessin, wenn wir anderen nicht schnell genug sind. Und danke für deine Worte unter meinem vorherigen Post! Ich dachte die ganzen Klicks kämen von meinen zahlreichen Lesern aus Übersee 🙂 Herzliche Grüße, Uta

  • Beim Kochen entspannen? Nö. Aber beim Essen kann ich wunderbar entspannen. 🙂
    Mein Ofen wird übrigens nie vorgeheizt und die Zutaten für Kuchen werfe ich immer alle zusammen in die Schüssel – mit ungesiebtem Mehl. Wozu das gut sein soll, hat sich mir nie erschlossen. Was soll da rausgesiebt werden? Wozu das Backpulver erst mit dem m
    Mehl vermengen, wenn in der Schüssel dann doch alles zusammengerührt wird? Eben. Backexperten werden sicher sagen, dass es riesige Unterschiede an Fluffigkeit oder so macht, aber mir und den Meinen schmeckt der Kuchen trotzdem.
    Selbstgemachtes Eis ist noch besser, wenn es der Nachwuchs gleich selber macht – man kann es vielleicht als Experiment tarnen. 😉
    Seit ich meinem Sohn erklärt habe, dass Mono- und Trigyceride aus recyceltem Frittierfett der Gastronomie gewonnen werden, besteht er nicht mehr auf gekauftem Eis. Wenn es um gesunde Ernährung geht, greife ich auch mal zu ein paar unlauteren Mitteln. 😉

    Lecker sieht es auf jeden Fall aus dein Kratzeis und ich hätte jetzt nichts gegen ein Gläschen davon einzuwenden.

    Herzlich, Katja

    • Das beste Rezept zur Kocherleichterung habe ich von dir: die Spaghetti, bei denen die Broccoli mit ins Kochwasser dürfen. Ich liebe dieses Essen! Gesund und schnell. Liebe Grüße, Uta

    • Katja, früher war das mit dem Sieben schon wichtig….wenn man längere Zeit größere Mengen Mehl aufbewahrt hat, hatte das Mehl unliebsame Besucher. Nämlich Mehlkäfer. Und die hätten dann einer Bisquitrolle die richtige Würze gegeben 🙂

      Uta, danke für Deinen lustigen Bericht. Kratzeis mache ich schon lange selber, aber Becher mit diesem bontigen Zeugs? Habe ich noch nie gesehen. Ich kenne nur diese Plastikstangen, die man einfrieren kann. War früher einfach köstlich 🙂
      Liebe Grüße
      Julika

  • Vorheizen hab ich schon lange aufgegeben – passt nie und meist auch nicht nötig. Aber so ein Eis mach ich auch öfter, nur NOCH einfacher: TK-Himbeeren oder Blaubeeren (direkt aus dem Gefrierschrank) mit etwas Puderzucker und Milch mit dem Zauberstab pürieren: Voila!

  • Hähä… das könnte auch ich sein… Aber ich entspanne trotzdem beim Kochen und, eher weniger, beim Backen…wenn ich dabei in Ruhe gelassen werden… 🙂

    Danke für dein EisRezept! Hier gibt es im Sommer im Selber-mach-Eis! Nicht weil es gesünder ist, sondern weil von allem was „die“ hier so mögen, besonders viel drin ist- zB Erdnussbutter, Tw*x, Sni*ker, Baiser, Schokosauce… Sahne, Joghurt… und manchmal auch Beeren…

    Liebe Grüße!

  • Mein Lieblings-blitzschnelles-Eis: tiefgefrorene Mangowürfel (von schön reifen Mangos) mit etwas Maracujasaft im Mixer pürieren. Ich nehme dafür einfach soviel Saft, bis die Konsistenz schön gleichmäßig cremig wird. Kratzeis ist nicht so meins, lieber selbstgemachtes Slush-Eis :-).

  • Herrlich dein Post! Weißt du was mich wahnsinnig macht? Wenn dieser besagte erste Satz im Kuchenrezept fehlt und man stattdessen zig Zeilen später liest: in den vorgeheizten Backofen…. Wo bekommt man nun einen vorgeheizten Backofen her? Ich habe nun beschlossen, dass vorgeheizte Öfen überbewertet sind! Dein Eis werde ich ausprobieren, klingt lecker, wobei ich nur diese fiesen, langen Eistüten kenne. ca. 2×15 cm, durchsichtig eingeschweißt. Man lutscht das und die sehen auch nach purem Gift aus (naja als Kind habe ich sie geliebt).
    Schöne Grüße
    Jutta

  • Vielen Dank, selten so gelacht (immer am lautesten wenn ich mich selbst wieder erkenne). Ich liebe übrigens die Zeitangaben. Zubereitungszeit: 40 Minuten. Da weiß ich schon, ich sollte um 10 beginnen, damit ich im 14 Uhr (entnervt) essen kann.

    Liebe Grüße

    das Fräulein, die liebend gerne Kratz-Eis probieren wird.

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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