Abschied von Amy 

 30/03/2021

Am vergangenen Freitag mussten wir unsere Amy einschläfern lassen. Das Katzenklo, das diesem Blog seinem Namen gab, ist jetzt nur noch für den Kater da. 

Amy ist fast 15 Jahre alt geworden. In ihrer zweiten Lebenshälfte war sie eine behäbige Katzendame, gutem Futter nie abgeneigt und mit einem leicht x-pfotigen Gang. Wenn ihr Bruder Gulliver nach der Mahlzeit im Garten unterwegs war, leerte sie auch seinen Napf. Man will ja nichts wegschmeißen. 

Vögel, Mäuse, Libellen und Motten taten trotzdem gut daran, das kräftig gebaute Katzenmädchen nicht zu unterschätzen. Amy war intelligent, flink und eine geschicktere Jägerin als ihr Bruder. In den Sommermonaten schritt sie regelmäßig zur Terrassentür hinein, ein Maul voll Gesumme, weil sie wieder einmal eine Libelle erwischt hatte. Im Wohnzimmer wurde das schillernde Insekt zum Fangenspielen frei gelassen. Die eine oder andere Libelle konnten wir mit einem Köcher retten. 

„Europäisch Kurzhaar“ stand in ihrem Impfausweis. Eine ganz normale Hauskatze also. Amy aber war von einer Seite blaublütig. Ihr Vater - so vermutete die Frau, von der wir sie als Baby bekamen - muss eine Perserkatze gewesen sein. Denn sie war die flauschigste Katze, die je gelebt hat. (Wehe, ich bekomme Zuschriften, die das bestreiten!) 

Wenn sie sich behaglich auf den Rücken drehte, musste man einfach alles stehen und liegen lassen und diesen weichen, weißen Bauch streicheln, die Nase in ihrem Fell vergraben und mit ihr um die Wette schnurren. „Hast du sie parfümiert?“, fragte Prinzessin mal. „Kämmt ihr sie jeden morgen?“, fragte die Nachbarin. „Nein“, war immer meine Antwort. „Bei ihr liegt von Natur aus jedes Häarchen exakt auf dem anderen. Amy von Allgaier ist einfach als Dame geboren.“

Leider hatte sie eine Marotte. Sie trank Wasser am liebsten aus Blumenvasen. Aus gefüllten Vasen versteht sich. Dann quetschte sie ihren kleinen Kopf zwischen Tulpen und Zweige und schlabberte zwischen den Stängeln das Wasser. Natürlich fielen dabei regelmäßig Vasen um. Nie verließ ich den Raum, ohne zu prüfen, ob nicht Vasen oder halbvolle Wassergläser herum standen. Einmal konnte ich mein Laptop nur knapp vor einer Überschwemmung retten. 

So sind die Spuren, die Amy in ihrem Leben hinterlassen hat, Teppichflecken auf jeder Etage unseres Hauses. Aber das ist uns schnurz-piep-egal. Als sie vergangene Woche so elend vor sich hin dämmerte, hätte ich viel darum gegeben, sie wieder beim Vasen-Kippen zu erwischen. Aber dazu war sie viel zu schwach. 

Amy mit ihrem Besitzer und bestem Freund: Kronprinz

Amy ist am Freitagnachmittag für immer eingeschlafen. Wir waren alle dabei: mein Mann, Prinzessin, die am Vorabend vom Studienort angereist war, Kronprinz und ich. Kronprinz hielt sie auf seinem Schoß, als sie von der Tierärztin die erlösende Spritze bekam. 

Ist es nicht großartig, dass die Tierärztin zu uns nach Hause kam, um Amy zu helfen?! Sie ließ uns viel Zeit, um die Entscheidung zu treffen. Und als sie gefallen war, ließ sie die Kinder allein bei ihrer Katze, damit sie sich in Ruhe verabschieden konnten. Bei aller Traurigkeit hatten wir einen schönen Abschied. Und es bleibt eine Erinnerung, die uns als Familie noch enger verbunden hat. 

Danke, Amy, du warst die beste Familienkatze, die man sich vorstellen kann.

Danke für deine Geduld mit uns! Du hast nie gekratzt oder gebissen.

Danke, dass du bei Kronprinz und Prinzessin im Bett gelegen hast, wenn sie krank waren. Du bist sogar durch die Lücke im Zaun gesprungen, um bei Charlotta von nebenan zu liegen, als sie Fieber hatte.

Du konntest spüren, wenn ich mal traurig war, und hast dich auf meinen Schoß gekuschelt und mir die Hände geleckt. 

Es tut mir so leid, dass wir dir am Ende diese Flüssignahrung aufgezwungen haben, die deine Übelkeit wahrscheinlich noch verschlimmert hat. Aber wir dachten, wir müssten das durchziehen, damit du  wieder zu Kräften kommst.

Danke, dass du dich an deinem letzten Abend noch auf das Sofa und auf meinen Schoß gekämpft hast. Das war deine Art „Tschüss“ und „Danke“ zu sagen. 

Amys Grab in unserem Garten. Wir haben ein Wollknäuel und eine kleine Vase mit in die Grube gelegt.

Immer gucken, dass man schnell wieder fröhlich wird und die Dankbarkeit obsiegt,

Eure Uta

  • Sie wird uns fehlen, das schnurrende Wollknäuel, welches dezent sich bemerkbar machte, wenn man gerade im Spielrausch war, alles dran setzte, dass Prinzessin nicht wieder haushoch gewann. Ein schnurrendes Etwas sich dann von Schoß zu Schoß jonglierte und überall Streicheleinheiten sich abholte. Eine liebe verschmuste Katze! Sagt man nicht, dass sich in den Kindern das Umfeld wiederspiegelt, was man ihnen geben kann? Und ich wette, es spiegelt sich auch in den Haustieren. Amy hatte das Paradies auf Erden.

  • Das ist so schön und mit ganz viel Liebe geschrieben. Da merke ich gleich, wie wichtig Amy für euch war. Tiere, die uns so eng begleiten, sind wie Familienmitglieder und der Abschied fällt schwer. Das kann ich nachvollziehen, wir mussten auch schon Katzen gehen lassen. Beim Kater vor 4 Jahren hatten wir alle Kinder dabei, die Jüngste damals in meinem Bauch. Es war genau richtig so (obwohl manche Stimmen was anderes behaupteten).
    Ich wünsche euch, dass ihr trauern könnt, ihr euch gegenseitig Halt gebt und dass ihr bald mit Freude Erinnerungen an Amy austauscht.
    LG von TAC (die grade ein paar Tränchen mit euch geweint hat)

    • Liebe TAC, du schreibst „Es war genau richtig so (obwohl manche Stimmen was anderes behaupteten).“ So geht es uns auch. Die Kinder bestanden darauf, zu kommen und dabei zu sein. Das hat mich sehr beeindruckt. So ist der Abschied vollständig. Danke fürs Schreiben. LG Uta

  • Ohweh, liebe Uta es tut mir sehr leid, dass ihr Abschied von eurer Katze nehmen musstet! Es ist einfach ein Familiemitglied, wenn auch haariger als der Rest. Das Schlimme ist, dass man ständig Situationen hat, in denen man erwartet, das Tierchen jetzt um die Ecke kommen zu sehen oder die Treppe runterlaufen zu hören. Das mit der Flüssignahrung finde ich absolut verständlich, ihr wolltet Amy doch nichts Böses sondern sie wieder aufpäppeln. Ich finde es toll, dass eure Tierärztin zu euch heimkam, das ist nicht selbstverständlich! Ich wünsche euch, dass die schönen Erinnerungen bald den Schmerz überwiegen. Wie geht es denn Amys Bruder damit? Sucht er sie?
    Ganz liebe Grüße und eine dicke Umarmung!
    Dana

    • „Das Schlimme ist, dass man ständig Situationen hat, in denen man erwartet, das Tierchen jetzt um die Ecke kommen zu sehen oder die Treppe runterlaufen zu hören.“ Liebe Dana, das stimmt genau. Ständig zucke ich zusammen und meine, sie zu hören, oder halte das graue Kissen auf dem Bett für Amy. Ihr Bruder ist irritiert und muss jetzt bei mir schlafen. Herzliche Grüße, Uta

  • Liebe Uta,
    wie schade, dass ihr Abschied nehmen musstet, aber es klingt nach einem sehr schönen, wenn auch traurigen Abschied. Es ist schön, wenn die Tierärzte nach Hause kommen. Den Hund meines Vaters, der immer im Kofferraum meines Vaters mit ihm durch die Gegend gefahren ist, hat der Tierarzt auch bei uns auf dem Hof, im Auto, eingeschläfert…und er hat es uns vorher auch gesagt, wenn wir bereit sind, sollen wir ihn anrufen und dann kommt er. Das war so friedlich für Benny, der vor lauter Tumor kaum noch atmen konnte…auch wenn es für meinen Vater sehr schwer war, nachdem 2 Jahre vorher erst seine Lebensgefährtin verstorben war. Trotzdem war es sehr tröstlich und wir haben ihn auf der Wiese meines Bruders beerdigt…
    Mein Pferd musste ich nach 30 gemeinsamen Jahren auch einschläfern lassen, er konnte nicht mehr aufstehen. Auch das war ( mit dem gleichen Tierarzt) ein sehr friedvoller Abschied…und auch wenn man weiß das es passieren wird, ist es doch schwer….und doch auch gut, das man das Leiden beenden kann, ohne ihnen noch weitere Qual zuzumuten. In den Erinnerungen bleiben sie doch immer jung und süß….ich wünsche euch viele schöne Erinnerungen.
    Liebe Grüße aus Nordhessen
    Christina

    • Liebe Christina, ich könnte jedes einzelne deiner Worte unterstreichen. Danke dafür und dass du uns die Geschichte von Hund und Pferd erzählt hast. Herzlichst, Uta

  • Ach liebe Uta, wie traurig und auch schön, dass ihr sie so friedlich Abschied nehmen konntet. Ich drück dich feste! ❤️
    Mechelke

  • Die Süße Maus. So eine weiche und liebe Katze wie Amy es war, habe ich nie getroffen bzw. gestreichelt. Ich hoffe, sie hat den Weg in den Katzenhimmel unbeschwert gefunden und kann dort jetzt weiterhin ein bisschen mit ihrem Fell und ihrem Geschick vor den anderen angeben… 🙂
    Ich bin mir sicher, dass ihr ganz toll gegenseitig füreinander da seid und bin froh, dass ihr Euch auf so eine schöne Art von Amy verabschieden konntet.

  • Das tut mir so leid. Schon als du im letzten Beitrag schriebst, dass du dich um die kranke Katze kümmerst und kurze Nächte hast, hatte ich einen Kloß im Hals. Wir hatten das vor ziemlich genau 2 Jahren mit unserem Kater Jimmy und ich hab den Schmerz wieder gespürt. Einen Nachhall davon, denn es wird ja besser, wenn auch nicht gut. Aber tröstlich ist: irgendwie gehen sie nicht ganz. Wir haben jetzt zwei Brüderkater, die einen Tag nach Jimmys Tod zur Welt gekommen sind und die Kinder behaupten, er habe die beiden ausgesucht und zu uns geschickt und sie erkennen in ihren ganz unterschiedlichen Charakteren ihren alten Freund wieder, der dem einen die eine Eigenschaft mitgegeben hat und dem andere die andere.
    Liebe Amy, gute Reise. Ich bin sicher, du begleitest deine Menschen für immer und es wird noch lange, lange von dir erzählt werden!

    • Liebe SteffiFee, danke für deine Anteilnahme! Jimmy – was für ein schöner Name! Und wie wunderbar, dass es zwei würdige Nachfolger bei euch gibt. Viele, liebe Grüße, Uta

  • Ach ihr Lieben, das tut mir aufrichtig leid. Ich musste aber auch schmunzeln über die Vasen-Geschichte, Katzen wissen genau, was sie wollen. Wie schön, dass ihr alle gemeinsam von ihr Abschied nehmen konntet und sie sanft einschlafen konnte. Ich hoffe, ihr Bruder vermisst sie nicht zu sehr.
    Alles Liebe
    Tanja

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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